Die Zünfte ziehen nach dem großen Fasnetsumzug eine positive Bilanz. Dass weniger Zuschauer als sonst gekommen sind, nehmen sie völlig gelassen. Die Polizei hatte an diesem Sonntag allerdings einige Prügeleien aufzuklären.

Weil der Stadt – Ja, die Karnevalisten in Mainz und Düsseldorf können einem schon echt leid tun. Da feiern sie sich wie wild durch die kurze Kampagne und dann macht ihnen das Wetter auf der Zielgeraden einen Strich durch die Rechnung. Nur in Köln haben es die Jecken am Rosenmontag allem Sturm zum Trotz bunt getrieben, auch ein paar Weiler Narren haben sich dabei unters Volk gemischt. Haben die nach ihrem eigenen Umzug am Sonntag immer noch nicht genug? „Von uns fahren immer ein paar nach Köln“, verrät der Weiler Narrenboss Michel Borger. „Das hat Tradition und daran kann auch das schlechte Wetter nichts ändern.“

 

Doch mit Blick auf den Wetterbericht ist Borger ganz froh, dass im Keplerstädtchen schon alles rum ist. Und dass alles reibungslos über die Bühne gegangen ist. „Es war rundum einfach nur toll“, zieht der Obernarr am Tag nach dem großen Spektakel Bilanz. Auch wenn in diesem Jahr weniger Besucher gekommen sind als sonst, was wohl am Wetter gelegen hat. Offiziell zählt die AHA zwar erst am Aschermittwoch ihren Kasseninhalt. Doch Borger gibt schon mal eine Prognose ab. „Wir gehen von etwa 35 000 Zuschauern aus.“

Dass die Zunft die Route zum Ende hin modifiziert habe, sei gut gewesen: „Der Umzug war gleichmäßig unterwegs, es gab keine Staus und niemand musste warten.“ Dass dieses Mal auch weniger Teilnehmer dabei waren, macht den Weilern nichts aus. Sie halten’s mit dem Motto „Klasse statt Masse“ und wollen das auch in Zukunft so machen. „Lieber ein paar Wagen und Gruppen weniger und dafür echte Hingucker“, erklärt Michel Borger.

Einer der absoluten Höhepunkte war natürlich das grüne Muggaseggele. Aber auch der Zunftmeisterempfang am Vormittag im Klösterle war ein voller Erfolg. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard kam in zünftiger Knickerbocker daher, der katholische Pfarrer Anton Gruber war als Cowboy mit Hut und Lederchaps ausgerüstet und auch die Landtagskandidaten Sabine Kurtz (CDU), Angelika Klingel (SPD) und der Weiler Hans Dieter Scheerer (FDP) stiegen in die Bütt.

Die Narren sind also zufrieden mit der wirklich sehr kurzen Kampagne. Und Michel Borger ist froh, dass beim Umzug nichts passiert ist. Auch wenn die Narren Sicherheit und Terror im Vorfeld nicht zum Thema gemacht haben: „Die Angst schlummert schon in einem drin und im Stillen macht man sich seine Gedanken.“ Doch das schiebe man dann eben beiseite.

Die Polizei zieht hingegen eine gemischte Bilanz. Am Nachmittag nach dem Umzug und in der Nacht kam es in der Innenstadt zu mehreren Rangeleien und Prügeleien, die Beamten verzeichneten insgesamt fünf Körperverletzungen. „Da war teilweise Alkohol im Spiel und der enthemmt bekanntermaßen“, erklärt eine Sprecherin des Ludwigsburger Polizeipräsidiums auf Nachfrage. Einige Randalierer wehrten sich massiv gegen die Polizisten. Ein Beamter entging nur knapp einer „Kopfnuss“, ein anderer wurde getreten und einem Dritten wurde ins Gesicht gespuckt. Zwei junge Männer wurden auf richterliche Anordnung bis Montagmorgen auf dem Leonberger Polizeirevier in Gewahrsam behalten.

Doch beim Umzug selbst war offenbar alles friedlich. Ob auch Flüchtlinge beim Umzug zugeschaut haben? Michel Borger weiß es gar nicht. Eigentlich wollte sich die AHA mit einer Delegation in der Erstunterbringung des Landkreises vorstellen und die Flüchtlinge zum großen Spektakel einladen. Doch die Behörde erteilte eine Absage. Was aber nichts mit den Narren persönlich zu tun habe. „Das war alles sehr kurzfristig. Einige Bewohner sind erst wenige Wochen in Deutschland“, erklärt die Sprecherin der Böblinger Landratsamtes, Wiebke Höfer. „Die Heimleitung würde sich aber sehr freuen, wenn die Narrenzunft im nächsten Jahr wieder anfragt.“

Beim Pferdemarktumzug heute Mittag ist übrigens kein Weiler Narr dabei. Nicht einmal die Zigeuner wandern von der Keplerstadt nach Leonberg. „Wir schaffen das dieses Jahr einfach nicht“, bedauert der Narrenboss Borger. Schließlich ziehen heute von 14 Uhr an die kleinen Narren durch die Weiler Innenstadt. Die Saison 2016, sie war halt einfach viel zu kurz!