Bei der Bürgerwerkstatt zum Häugern sprudeln die Ideen. Sie sind die Grundlage für die Architekten, die vom nächsten Jahr an das Gebiet planen werden.

Weil der Stadt - Ein Anliegen hätte er da noch, Wolfgang Streicher meldet sich. „Wir sind viel mit unseren Elektromopeds unterwegs“, berichtet er. „Es gibt die Möglichkeit, Fahrradwege so breit zu machen, dass sie auch für die Elektromopeds geeignet sind.“ Der gewiefte Merklinger hält ein Bild von einem solchen Weg hoch, den er am Bodensee fotografiert hat.

 

Eine Idee von unzähligen, die da am Freitagnachmittag im Weiler Klösterle diskutiert wurden. Es geht um den Häugern, die 13 Hektar große Wiesenfläche zwischen Weil der Stadt und Merklingen, die bebaut werden und sich so mit den Jahren zum neuen Stadtquartier entwickeln soll.

Fast 70 eifrige Diskutanten sind gekommen, Einheimische, interessierte Häuslebauer, Vertreter der Bauindustrie und der Stadtverwaltung. Mittendrin wuselt Susanne Widmaier, die Erste Beigeordnete, zwischen den Ideenwerkstätten umher. „Mit so viel Zuspruch hätten wir nicht gerechnet“, sagt sie, schon ein wenig heiser.

Häugern ist ein hochsensibles Gebiet

Völlig frei sind die Deputanten nicht, seit der Auftaktveranstaltung der Bürgerwerkstatt im September hat sich der Gemeinderat zweimal getroffen. Und auch Biologen waren auf dem Gebiet schon unterwegs und haben es untersucht. Dabei haben sie zum Beispiel den „Wendehals“ angetroffen, einen kleinen Spechtvogel, der am liebsten in Streuobstwiesen lebt – und streng geschützt ist.

Drei Arbeitsgruppen gibt es am Freitag im Klösterle, eine davon kümmert sich vor allem im die Ökologie im Häugern. „Das ist ein hochsensibles Gebiet“, erklärt die Weil der Städterin Tina Hahl ihren Mitdiskutanten im kleinen Stuhlkreis. „Da wandern viele Amphibien runter ins Merklinger Ried, und der Wendehals lebt hier in diesem dichten Streuobstbestand.“

Am besten sei es, das Gebiet überhaupt nicht zu bebauen, da sind sich die meisten in der Ökologie-Arbeitsgruppe einig. Das „ob“ steht aber nicht mehr zur Diskussion, das hat der Gemeinderat bereits beschlossen, jetzt geht’s um das „wie“.

„Ich wünsche mir eine aufgelockerte Architektur, die in die Höhe geht, nicht in die Breite, damit viel Grün bleibt“, sagt etwa die naturschutzbewegte Tina Hahl.

Die Ideen der Bürger sind die Basis für die Architekten

Jürgen Katz arbeitet bei der Kommunalentwicklung (KE), einer Gesellschaft, die die Stadt bei der Erschließung des Häugerns berät. Er ist der Experte der Ökologie-Arbeitsgruppe. Damit der Wendehals seinen Lebensraum behält, habe man das Gebiet des Häugern um drei auf zehn Hektar geschrumpft, berichtet er.

Neue Erkenntnisse gibt es auch in der Arbeitsgruppe „Städtebau“, die die Stadtplanerin Inge Horn leitet. „Wir wünschen uns keine langweilig gerade, sondern geschwungene Straßen“, schlägt der Weil der Städter Cordt Starke vor.

Und Isolde Jäkle, die neben ihm sitzt, fordert Senioren-WGs im Häugern, also barrierefreie Wohnungen, die durch Gemeinschaftsräume verbunden sind.„Bei Mehrgenerationenhäusern bin ich nämlich skeptisch“, sagt sie.

Derweil zerbricht sich die Arbeitsgruppe „Mobilität“ die Köpfe, wie 1000 neue Weil der Städter in den Häugern und wieder heraus kommen. Vielleicht über einen Fußgängersteg direkt ins Gewerbegebiet mit den vielen Einkaufsmöglichkeiten? Mit einem Stadtbus, wie in Rutesheim? „Sämtliche Ideen, die Sie heute haben, werden wir aufbereiten und dem Gemeinderat weitergeben“, verspricht Jürgen Katz von der KE am Ende. „Sie sind die Basis für die Architekten, die das Gebiet planen.“