Mit drei Neubaugebieten will sich die Stadt für die kommenden Jahre rüsten. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob sich das rechnet und welche Folgekosten anstehen. Doch nicht alle sind mit dem Wachstumskurs einverstanden.

Weil der Stadt - Es ist kein Geheimnis: Bauplätze sind in Weil der Stadt Mangelware. Und die Nachfrage steigt. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, will die Stadt drei neue Baugebiete in der Kernstadt und in Merklingen ausweisen. Dafür muss sie allerdings sämtliche Grundstücke kaufen.

 

Doch rechnen sich die neuen Baugebiete wirtschaftlich? Welche Folgekosten kommen dadurch auf die Stadt zu? Und vor allem: sind die jetzigen Eigentümer überhaupt bereit, zu verkaufen? Am Dienstagabend hat der Gemeinderat die Kommunale Bauentwicklungsgesellschaft der Landesbank (KE) damit beauftragt, all diese Fragen zu klären. Nur die Grünen waren dagegen. Ihnen geht die Entwicklung „nach außen“ nach wie vor gegen den Strich.

Thema ist seit einem Jahr auf der Agenda

Konkret geht es um das Gebiet „Häugern-Nord“ in der Kernstadt sowie um die Flächen „Südlich der Schwarzwaldstraße“ und „Zeil“ im Teilort Merklingen. Gut ein Jahr beschäftigen sich Gemeinderat und Verwaltung nun schon mit dem Thema.

Nach intensiven Beratungen hatte sich das Gremium im Sommer einstimmig darauf verständigt, bei der künftigen Entwicklung von Bauland das sogenannte Ankaufmodell anzuwenden. Die Weichen für die ersten Verfahrensschritte sind nun gestellt, Anfang 2015 soll es losgehen.

Das Ankaufmodell sieht vor, dass die Stadt zunächst alle Grundstücke in besagten Gebieten erwirbt. Als Eigentümer habe die Stadt mehr Steuerungsmöglichkeiten und könne entscheiden, wann und wie schnell die Bauflächen zur Verfügung gestellt werden, erklärte Inge Horn am Dienstagabend den zahlreichen Zuhörern und dem Gemeinderat. Als Projektentwicklerin und geschäftsführende Gesellschafterin bei der Beratungsfirma „Isin + Co. Consultants“ steht Leonbergs frühere Erste Bürgermeisterin der Keplerstadt beratend zur Seite. Immer wieder machte sie deutlich, dass ohne die Bereitschaft der jetzigen Eigentümer nichts geht. „Alle müssen ihre Grundstücke freiwillig verkaufen.“

Bis die Stadt in die Grundstücksverhandlungen einsteigen kann, dauert es aber noch eine Weile. Zunächst muss ein generelles städtebauliches Konzept auf den Tisch. Anhand dessen werde die KE die Wirtschaftlichkeit der drei neuen Baugebiete errechnen, die Folgekosten aufstellen und die Bereitschaft der Eigentümer abfragen.

Wie lange das dauert, hänge von der Größe des jeweiligen Baugebiets ab und davon, wie schnell die Eigentümer Rückmeldung geben. „Erst dann kann entschieden werden, welche Gebiete in welchem Umfang und zu welchem Zeitpunkt entwickelt werden“, erklärte die Fachfrau Inge Horn den zweiten Verfahrensschritt.

Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich zu, die KE mit dem ersten Verfahrensschritt zu beauftragen. Der Bürgermeister Thilo Schreiber betonte allerdings, dass damit noch nichts endgültig entschieden sei. Den Bürgern im Zuschauerraum rief er zu: „Sie haben nichts verpasst, Sie werden rechtzeitig informiert und am Verfahren beteiligt. Wir haben jetzt erst einmal eine Grundlage für die Zukunft geschaffen“, erklärte der Bürgermeister.

Für Martin Buhl ist das ein wichtiger Schritt. Seine Fraktion befürwortet die drei neuen Baugebiete in Weil der Stadt und Merklingen. „Das ist unsere Chance, im Ballungsraum Stuttgart moderat zu wachsen“, erklärte der CDU-Chef im Gremium.

Die Grünen sehen das allerdings anders. „Irgendwann ist niemand mehr da, der da draußen bauen kann“, sagte Wolfgang Fischer mit Blick auf die Geburtenrate und die schrumpfenden Einwohnerzahlen, die das Statistische Landesamt für die kommenden Jahre prognostiziert. Fischer betonte einmal mehr, wie wichtig es sei, die Innenentwicklung voranzutreiben.

„Bauland ist nötig, um zukunftsfähig zu bleiben“

Dem stimmte Inge Horn zwar zu. Doch sie betonte auch, dass Weil der Stadt das neue Bauland brauche, um zukunftsfähig zu bleiben. Beides müsse gleichzeitig laufen, nach dem Motto: „Das eine tun, das andere aber auf keinen Fall lassen.“

Klaus-Peter Fritschi von den Freien Wählern sieht gar keine andere Möglichkeit: „Was sollen wir sonst tun? Alles so lassen, wie es ist und unsere Bürger den Nachbarn überlassen?“, fragte er.

Der CDU-Mann Buhl hatte für die Argumente der Grünen wenig Verständnis. „Das ist realitätsfremd“, sagte er und betonte, dass die Stadt die Entwicklung innen und außen vorantreiben müsse. Wolfgang Fischer schüttelte nur noch den Kopf. „Neue Gebiete bringen mehr Straßen und mehr Lärm mit sich“, erklärte der Grüne. „Und wir sitzen dann auf den Folgekosten.“