Der Merklinger Steven Hartmann hat für einen Sensor, der auch extrem hohe Temperaturen in Eisenschmelz-Öfen aushält, den Energieeffizienz-Preis des Bundeswirtschaftsministerium erhalten.

e - Wenn das Wort vom schwäbischen Tüftler auf jemanden zutrifft, dann auf Steven Hartmann. Der 58-Jährige hat ein kleines Labor in Merklingen, und hat stets 1000 Ideen und neue Erfindungen im Kopf. Lange Jahre war er bei dem großen Sensorhersteller Balluff in Neuhausen tätig, dann hat er sich 2007 selbstständig gemacht. Nun hat er nach zehn Jahren Entwicklung einen Sensor entwickelt, der mit bis zu 1500 Grad heißen Schmelzöfen in Eisenhütten arbeitet.

 

„Das ist weltweit einmalig“, schwärmt der 58-Jährige und hält eine sogenannte „Heat-Pipe“ nach oben. Das ist eine lange Kupferschippe, vorne ist der Sensor in einem Keramik-Gehäuse befestigt. Im nächsten Moment unterbricht sich Steven Hartmann wieder, kruschtelt in einer seiner Schubladen, und brummt dann: „Die Kühlung müssen wir noch verbessern.“

Man muss sich das einmal vorstellen: Vor neun Jahren gibt er eine gesicherte Stellung im Großunternehmen auf und kauft eine kleine insolvente Firma namens IAS auf. Mit seiner ersten Erfindung, einem anderen Sensor, macht er gute Geschäfte. „Das war ein ‚Big Elephant’“, sagt er schmunzelnd. Vier Angestellte hatte sein kleines Unternehmen, das in der Mercedesstraße in Bad Cannstatt residiert.

Dann stößt er das Produkt ab, trennt sich von den Angestellten, investiert sein Privatvermögen und seine Altersvorsorge in einen hitzebeständigen Sensor, der in den Hochöfen automatische Abläufe regelt. Und das ist nur eine mögliche Anwendung. Egal ob große Öfen Beton, Glas oder sonstige Materialien herstellen: „Es gibt keinen Sensor, der bei Temperaturen über 400 Grad hereinschauen kann“, sagt er.

Am Anfang zockt der Tüftler nach eigenem Bekunden

Eine Marktlücke gewiss, aber auch ein Geschäftsmodell? Steven Hartmann zockt, wie er selbst sagt. Als er anfängt, ein solches Wunderding zu entwickeln, sind die technischen Voraussetzungen noch gar nicht gegeben. Der 58-Jährige bleibt hartnäckig, glaubt an seine Vision und verlagert 2015 sein Unternehmen durch Vermittlung der Beigeordneten Susanne Widmaier nach Merklingen. Seine Frau steht hinter ihm und macht das Büro.

Irgendwann steht Hartmann dann in der Eiffel an einem Hochofen, und hat in der Bullenhitze mit seinem Prototypen und einem Laptop experimentiert. „Es war so heiß, dass ich eine Feuerschutzdecke über meinen Laptop legen musste“, schmunzelt Hartmann. Gut 1,2 Millionen Euro investiert er in seinen Traum, erhält 400 000 Euro Förderung vom Wirtschaftsministerium. Und jetzt von ebendort einen Preis – den für Rohstoffeffizienz. „Das war ein Türöffner“, sagt Hartmann, der in Weil der Stadt wohnt, „vorher war ich ein visionärer Spinner, jetzt ein gefragter Investor.“ Er verhandelt mit einem Großkonzern, der die Sensoren produziert, potenzielle Kunden gebe es zuhauf. Mit den Lizenzen und der Weiterentwicklung will er noch einmal durchstarten. Ständig überlegt er, wie man seinen Wunder-Sensor noch weiter verbessern könnte. Man wünscht ihm den Erfolg – und ist gespannt auf die nächste Idee.