Von ihr könnten sich viele eine Scheibe abschneiden: Luisa Avdijaj ist nicht nur eine sehr gute Schülerin, sie hat sich auch über viele Jahre sozial engagiert. Dafür hat sie zu ihrem Abschluss den Landespreis Werkrealschule erhalten.

Weil der Stadt - Jugendbeirat, Streitschlichterin, Sportmentorin, Schulsanitäterin, Klassen- und Schülersprecherin: Dass Luisa Avdijaj, Absolventin der Würmtalschule in Weil der Stadt, bei all ihren ehrenamtlichen Projekten noch Zeit für die Schule fand, ist kaum zu glauben. Tatsächlich hat die 16-Jährige es sogar geschafft, ihr Wahlpflichtfach Gesundheit und Soziales mit der Bestnote Eins zu bestehen. Für ihre schulischen und sozialen Leistungen wurde sie zu ihrem Abschluss mit dem Landespreis Werkrealschule ausgezeichnet (wir berichteten).

 

Als Luisa ihre Aktivitäten jenseits des Unterrichts aufzählt, kommt sie kurz ins Stocken. „Manchmal vergesse ich auch das eine oder andere“, sagt sie und lacht. Kein Wunder bei der Vielzahl. Dabei hat sie sich die wenigsten davon wirklich gezielt ausgesucht. Andere wurden von Freunden oder Lehrern an sie herangetragen – und sie nahm den Ball immer wieder sofort auf. „Vor zwei Jahren hatte mich zum Beispiel ein Jugendsozialarbeiter angesprochen, ob wir nicht Lust hätten, uns am Jugendbeirat zu beteiligen“, erinnert sie sich. „Dann habe ich mich mit einer Freundin aufstellen lassen, und wir bekamen tatsächlich die meisten Stimmen von den Bewerbern aus unserer Schule.“

Auf ihre Arbeit in diesem Gremium ist sie besonders stolz, weil sie zusammen mit den anderen Mitgliedern wirklich etwas für die Stadt bewegen und bewirken konnte. „Wir haben uns etwa erfolgreich für die W-Lan-Kästen in der Innenstadt eingesetzt“, nennt sie ein Beispiel.

„Wir regeln das unter uns – ohne Lehrer“

Bei den anderen Projekten war sie dagegen hauptsächlich in der Schule aktiv. Als Streitschlichterin war sie dafür zuständig, jüngere Schüler von der fünften bis zur siebten Klasse dabei zu unterstützen, Streitigkeiten beizulegen. „Wir hören uns beide Seiten an und geben dann Ratschläge“, erzählt sie. Das Wichtigste dabei, ergänzt sie schmunzelnd: „Wir regeln das unter uns – wo es von Lehrern vielleicht eine Strafe gegeben hätte.“ In der Ausbildung zur Schulsportmentorin lernte sie alles Nötige dafür, wie man jüngere Klassen in Sport unterrichtet: „Wie man richtig Spiele aufbaut, wie man sich warm macht und sich dehnt und so weiter.“ So konnte sie einspringen, wenn mal ein Lehrer erkrankt war oder Unterstützung bei besonderen Sportaktionen gebraucht wurde. Probleme hat es dabei nie gegeben, sagt sie. „Die jüngeren Schüler nehmen einen schon ernst und respektieren einen.“ Auch ihre Ausbildung zur Schulsanitäterin trug während ihrer Schulzeit bald Früchte. „In der Pause haben wir immer geschaut, ob etwas passiert, und dann geholfen.“ Meistens waren das nur Schrammen. „Es sind aber auch schon Schüler in eine Scherbe gefallen oder Ähnliches, das war dann doch etwas Größeres.“

Geben und Nehmen

Trotz der ganzen Projekte blieb Luisa noch ausreichend Zeit für andere Hobbys, erzählt sie. Im Verein ist sie im Faustball aktiv, geht gerne joggen oder ist mit ihren „Mädels“ unterwegs. Anstrengend konnte es trotzdem manchmal werden. „Natürlich gibt es Tage, an denen man denkt: Heute habe ich überhaupt keine Lust. Aber man bekommt durch die Arbeit auch so viel zurück, besonders von den Kleinen, wenn man ihnen hilft.“ Eine Lieblingstätigkeit kann sie nur schwer benennen. „Ich gehe an jede Sache anders und gerne ran.“ Im Jugendbeirat hat sie jedoch nach eigenem Befinden am meisten fürs Leben gelernt. „Da hat man viel an Reife gewonnen“, sagt sie. „Denn man musste sein Anliegen ja auch vor dem Gemeinderat vorbringen und Überzeugungsarbeit leisten – auch beim Bürgermeister, als es ums W-Lan ging.“

Soziales Engagement kann sie vorbehaltlos empfehlen. Nicht nur bei Bewerbungen kommt das gut an, glaubt sie. „Man kann dabei auch so viel fürs Leben mitnehmen.“ Für Luisa beginnt nun die Zeit der Ausbildung. Erfolgreich hat sie sich bei Porsche in Zuffenhausen beworben, wo sie Innenausstatterin lernen wird. Modelle mitentwerfen und anpassen oder Wunsch-Designs umsetzen – das und mehr wird dann zu ihren Aufgaben gehören. In ihrer alten Schule wird sie fortan sicherlich fehlen. „Wir haben natürlich immer Schüler, die sich engagieren“, sagt ihr Klassenlehrer und Faustball-Trainer Bernhard Rössle. „Aber in solch einer Fülle – das ist schon außergewöhnlich und eine absolute Ausnahme. Sie war ja von der fünften Klasse an auch jedes Jahr Klassensprecherin.“ Ihr Engagement setze sich auch außerhalb der Schule fort, zum Beispiel im Verein. „Man spürt, dass sie einfach ein großes soziales Gewissen hat“, lobt er.