Der Kosmonaut Gennady Padalka hält mehrere Weltrekorde im Weltraum. Insgesamt hat er 878 Tage in Schwerelosigkeit verbracht und war bei fünf Missionen Kommandant auf der Raumstation ISS. Von einer Stippvisite in der Keplerstadt.

Weil der Stadt - Ein kleiner Spaziergang gefällig? Für die Raumfahrer auf der „Internationalen Raumstation“ (ISS) ist das gar nicht so einfach. Das Problem: auf der Schattenseite der Station hat es minus 100 Grad Celsius, und in der Sonne sind es plus 100 Grad. „Aber das spürt man nicht“, erzählt Gennady Padalka. Schließlich hat er bei so einem Spaziergang außerhalb der Raumstation einen Anzug an, der immerhin 200 Kilogramm wiegt. „Und der ist selbst wie ein kleines Raumschiff.“

 

Ein Ausflug nach Weil der Stadt ist da deutlich einfacher. Ganz ohne Raumschiff, aber mit vielen tollen Fotos und Anekdoten im Gepäck reist Gennady Padalka am Donnerstag in Keplers Geburtsstadt. Morgens zu den Zehntklässlern des Gymnasiums, am Nachmittag zur Kinderuni und am Abend zur Kepler-Gesellschaft.

Padalka: Das Schönste ist ein Spaziergang auf der ISS

Auch wenn er gleich eingestehen muss, dass es noch tollere Erlebnisse gibt. Einen Spaziergang auf der ISS zum Beispiel. „Das ist wirklich das Schönste, was man erleben kann“, berichtet Gennady Padalka. Er weiß, wovon er spricht. Fünf Mal war er auf Mission auf der ISS, insgesamt 878 Tage hat er dort verbracht. Und jedes Mal war er ISS-Kommandant. Damit hält er mehrere Weltrekorde. Gennady Padalka ist nicht nur der Mensch, der am längsten im All war, er war auch so oft wie keiner vor ihm Kommandant dort.

Da staunen nicht nur die Gymnasiasten, die er besucht, einer, der bei solchen Fakten auch leuchtende Augen bekommt, ist Florian Nöller. Er betreibt in Weil der Stadt einen Online-Shop für Weltraum-Bedarf. „Letztes Jahr hatte ich die Idee, Gennady Padalka zu fragen, ob er nicht mal vom Weltraum aus meine Kinder grüßen mag“, erzählt Nöller. Gefragt, getan. So kam es, dass dem Weiler Kindergarten „Rappelkiste“ eine Videobotschaft aus dem All zugestellt wurde.

Logisch, dass die Weil der Städter den blau gewandeten Kosmonauten auch mal persönlich erleben wollten, mit all seinen Weltraumerlebnissen. Zum Beispiel, als er dort oben Geburtstag hatte. „Da gab es dann Tomaten“, erzählt Gennady Padalka, „das war wirklich was Besonderes.“

Überhaupt das Essen: eine Wissenschaft für sich in einem Raum ohne Schwerkraft. „Man muss eben alles fixieren“, erklärt der russische Kosmonaut. „Sonst gibt es ein Durcheinander.“ Selbst Haarewaschen ist dort oben kompliziert. Ein paar Tropfen Wasser, dann Shampoo und dann trockenrubbeln. Sonst fliegen die Wassertropfen die ganze Zeit umher.

Dafür erleben die Kosmonauten aber auch wirklich etwas. Mit 28 000 Stundenkilometern saust die Raumstation um die Erde. Deshalb erleben die dortigen All-Bewohner auch insgesamt 16 Sonnenauf- und -untergänge in 24 Stunden. „Und das ist wirklich so schön da oben“, schwärmt Gennady Padalka. „Das kann man wirklich auf keinem Video oder Foto nachvollziehen.“

Täglich zweieinhalb Stunden joggen und Gewichte stemmen

Trotzdem hat er den Kepler-Schülern viele Aufnahmen mitgebracht, auf denen er sein langes Leben im Weltraum nachzeichnet. Etwa das Joggen und Gewichtheben, das die Weltraumfahrer jeden Tag zweieinhalb Stunden lang betreiben müssen. „Sonst baut der Körper in der Schwerelosigkeit die Muskeln und Knochen ab“, erklärt Gennady Padalka.

Bis er das alles selbst wusste, hat es lange gedauert. Bei der sowjetischen Luftwaffe war der 57-Jährige erst als Pilot beschäftigt. „Aber schon als kleiner Junge wollte ich ins All fliegen“, erinnert er sich. Ein Traum, der jahrelanges hartes Training voraussetzt. Schließlich muss man topfit und gesund sein, das nächste Krankenhaus ist von der ISS immerhin 400 Kilometer entfernt.

Das will Gennady Padalka auch den Schülern mit auf den Weg geben. „Das Wichtigste ist, dass Sie einen Traum haben“, sagt er. „Wenn Sie dann daran hart arbeiten, dann geht er auch in Erfüllung.“

Er selbst als Mensch mit der längsten Zeitspanne im All hat auch noch einen Traum: Die 878 Tage reichen ihm noch lange nicht, er will auch der erste Mensch sein, der 1000 Tage im All verbringt. „In drei Wochen muss er wieder zur medizinischen Kontrolle“, verrät sein Manager Tasillo Römisch. „Wenn da alles gut geht, kommt er wieder auf die Standby-Liste.“

Und das heißt: In zweieinhalb Jahren könnte es für Gennady Padalka wieder soweit sein. Dann setzt er sich wieder in sein geliebtes Taxi, das Sojus-Raumschiff, und es geht nach oben: In neun Minuten ins All.