Streit um schnelles Internet in den Weiler Teilorten Münklingen und Hausen: Das Großunternehmen Telekom will bauen. Der Bürgermeister von Weil der Stadt, Thilo Schreiber, bleibt indes gelassen.

Weil der Stadt - Ja, die Telekom hat 2013 erklärt, das Breitbandnetz in Hausen und Münklingen in den kommenden drei Jahren nicht ausbauen zu wollen. Und ja, die Bandbreite von knapp 50 Megabit pro Sekunde gibt es bei der Telekom monatlich für knapp fünf Euro weniger als beim Konkurrenten Netcom BW, der künftig in den Teilorten das Netz betreibt. „Aber wir haben in Weil der Stadt keinen Preiskampf eröffnet“, stellt der Telekom-Sprecher Hubertus Kischkewitz klar. Gelte dieses Angebot doch bundesweit. „Und es läuft wie geschnitten Brot“, weiß der Pressesprecher.

 

Ob das eine Erklärung dafür ist, warum das Unternehmen urplötzlich doch Interesse am Netzausbau samt Betrieb zeigt, sei einmal dahingestellt. Die Telekom begründet ihre „strategischen Neuplanungen“ jedenfalls mit der bundesweit steigenden Nachfrage nach Breitband. Und so teilte das Unternehmen den Kommunen im Dezember 2014 mit, den Ausbau des schnellen Netzes fortzuführen.

Überraschende Mitteilung

Für den Weiler Bürgermeister kam diese Nachricht kurz vor Weihnachten überraschend. „Wir haben mitgeteilt, dass wir den Ausbau begrüßen“, sagt Thilo Schreiber. Aber eben nur in der Kernstadt, in Merklingen und Schafhausen. Denn in Hausen und Münklingen baut die Stadt selbst aus. Der Tiefbau war damals bereits vergeben und begonnen. „Das war der Telekom bestens bekannt“, betont der Schultes.

Wie berichtet, will das Unternehmen eigene Rohre verlegen, direkt neben die der Stadt. Die Bauarbeiten haben an einigen Stellen bereits begonnen, im Schichtbetrieb werden Straßen aufgerissen. Bis Jahresende soll die Trasse in der Erde liegen, im Dezember soll das neue VDSL-Netz in Betrieb gehen. Die Stadt ist von alldem alles andere als begeistert, Schreiber sprach jüngst im Gemeinderat von „unsäglichem Verhalten“, das die Telekom an den Tag lege.

Wer schiebt wem den Schwarzen Peter zu?

Die wiederum weist die Schuld von sich. „Wir haben der Stadt verschiedene Angebote gemacht“, erklärt der Unternehmenssprecher Hubertus Kischkewitz. „Doch diese wurden allesamt abgelehnt.“ So habe seine Firma vorgeschlagen, der Stadt Teile der geplanten Trasse abzukaufen. Und zwar jene, die sich mit den eigenen Plänen deckten. Das Münklinger Gewerbegebiet ausgenommen, in dem die Telekom nur einzelne Kunden an die Datenautobahn angeschlossen hat und nicht das ganze Areal übernehmen wollte.

Das wäre aber für die Stadtverwaltung ein K.o.-Kriterium gewesen – weil sie sonst auf Fördergelder des Landes hätten verzichten müssen. Denn die Stadt bekommt aus Stuttgart rund 41 000 Euro Zuschuss für den Ausbau von Leerrohren. „Aber nur, weil die Telekom vor zwei Jahren verkündet hat, dass sie das nicht tun wird“, erklärt Thilo Schreiber. Für die Telekom hätte das wiederum bedeutet, dass sie die volle Erschließung hätte zahlen müssen. „Und das wollten wir nicht“, erklärt Kischkewitz.

Eine Absage erteilte die Stadt auch der Idee, einzelne Leerrohre direkt anzumieten. „Das sieht die Ausschreibung nicht vor“, lautet die Begründung. Allerdings könnte die Telekom nun Rohre vom künftigen Betreiber anmieten. „Die Netcom muss sich für alle öffnen“, erklärt Schreiber.

Doch daran scheint die Telekom nicht interessiert zu sein und baut eine eigene Trasse. In Münklingen in der Alfred-Thumm-Straße, der Schulstraße und in der Ulmer Straße darf sie jedoch nicht graben.

Gelassener Schultes

Denn das Ingenieurbüro, das den städtischen Ausbau geplant hat, fürchtet Probleme, wenn die frisch geteerten Straßen wieder aufgerissen werden. Rechtlich gesehen bewegen sich zwar alle Beteiligten auf der sicheren Seite. Doch der Kampf um Kunden hat offenbar begonnen. Bürgermeister Thilo Schreiber nimmt’s recht gelassen. „Ich hoffe, dass die Bürger sich für die Netcom entscheiden“, so der Schultes.