Die Weiler Feuerwehr ist eine der größten im Landkreis. Durch den unermüdlichen Einsatz des Leiters Jürgen Widmann und seines Teams braucht sie noch keine hauptamtlichen Strukturen. In Zukunft wird man um diese aber nicht herum kommen.

Weil der Stadt - Jürgen Widmann ist Chef der zweitgrößten Feuerwehr im Landkreis. Und trotzdem macht er, anders als Wehren der Umgebung mit weniger Mitgliedern, seinen Job ehrenamtlich. Kann das funktionieren – und wenn ja, wie? Und ist es überhaupt gewünscht? Erst kürzlich hat der Kreisbrandmeister Guido Plischek vorgeschlagen, das Amt mit einem Hauptamtlichen zu besetzen.

 

Gut 100 Einsätze fährt die Feuerwehr jedes Jahr. Bei allen wichtigen Bränden ist Jürgen Widmann beteiligt. Zusätzlich führt der 52-Jährige hauptamtlich einen Elektro-Installationsbetrieb, die Feuerwehr ist für ihn nur ein Hobby. Ein zeitaufwendiges allerdings, denn täglich braucht Widmann zwei Stunden für Einsätze, Vorbereitungen, Formalien und Sitzungen.

Dazu kommen monatliche Treffen der Feuerwehr und Besichtigungen, bei denen Widmann über Brandschutzmaßnahmen informiert. Wie schafft es der Kommandeur also, alles unter einen Hut zu bringen? „Ich habe großes Glück. Erstens bin ich mit meiner eigenen Firma sehr flexibel und zweitens habe ich einen erwachsenen Sohn, der das Unternehmen mit mir zusammen leitet. Er kann mich vertreten“, erklärt Widmann.

Außerdem gibt es einen weiteren Grund, der nichts mit ihm selbst zu tun hat: „Die anderen Feuerwehren der Umgebung, zum Beispiel Leonberg, haben oft ein Stück der A8, für das sie verantwortlich sind.“ Dadurch müssen diese bis zu 500 Einsätzen im Jahr absolvieren – fünf Mal so viel wie die Weiler Wehr.

Es hängt also viel an der Person von Jürgen Widmann. Er ist bereits seit acht Jahren im Amt, in zwei Jahren will er sich wieder wählen lassen. Auch mit Kreisbrandmeister Guido Plischek versteht er sich gut. Dessen Vorstoß kann er aber verstehen. „Mit einer Vollzeitstelle oder mit kleinen Kindern kann man die Arbeit nicht machen“, räumt er ein. Deshalb sei es sehr unwahrscheinlich, dass nach ihm erneut ein ehrenamtlicher Kommandant gefunden werde. „Nicht jeder ist für den Job geeignet – und viele scheuen auch die große Verantwortung, die zu tragen ist“, so Widmann.

Guido Plischek beobachtet, dass die Erwartungen an die Kommandeure immer höher werden. Die Mitarbeiter zu motivieren und neue zu akquirieren sei eigentlich ein Vollzeitjob. Zusätzlich müsse man sich selbst und die Mitarbeiter ständig weiter bilden – und natürlich beim Einsatz in erster Reihe stehen. „Man merkt, dass junge Kommandeure immer weniger Erfahrung und Hintergrundwissen mitbringen“, sagt er. Durchschnittlich bleiben sie auch nur noch fünf bis zehn Jahre an der Spitze der Feuerwehr – früher waren es 20 Jahre.

Widmann selbst hat das Glück gehabt, schon früh Verantwortung zu übernehmen – in der Wehr wie in seinem eigenen Betrieb. Er ist fast rund um die Uhr verfügbar. Mittlerweile hat er durch seine vielen Einsätze Routine und weiß, was in Stresssituationen zu tun ist.

Fast noch wichtiger aber ist: Widmann ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann. Und das lebt er auch seine Kameraden vor. „Wir sind in der Abteilung zusammengewachsen. Alle Abteilungsleiter ziehen an einem Strang“, sagt er. Sogar eine gemeinsame Fahne hat der Kommandeur eingeführt – ein starkes Symbol für den Zusammenhalt der einzelnen Teilorte.

Entscheidend ist, dass im Notfall ausreichend Retter zur Verfügung stehen. Keine einfache Aufgabe, vielen Feuerwehren im Kreis geht der Nachwuchs aus. Hier hat man in Weil der Stadt schon vorgesorgt: Jürgen Widmann hat eine Gruppe gegründet, die junge Leute rekrutiert – mit Erfolg, wie er berichtet: „Vier bis fünf Leute sind bei uns für die Ausbildung zuständig. Die sind in den Medien und auf Veranstaltungen sehr präsent. Und das zahlt sich aus.“

Guido Plischek stellt daher klar: Sein Vorschlag war nicht der Versuch, Jürgen Widmann von seiner Arbeit zu entbinden. Im Gegenteil: „Jürgen Widmann ist für mich unverzichtbar. Ich schätze ihn sehr. Außerdem ist er Teil meines kreisweiten, sechsköpfigen Lenkungsteams.“

Widmann steht in seinen Augen für einen kollegialen, respektvollen Führungsstil, der auf die unterschiedlichen Fähigkeiten jedes Einzelnen eingeht. „Es wäre natürlich viel einfacher und zeitsparender, wenn man alles delegieren würde. Aber wenn man die Mitglieder an die Feuerwehr binden möchte, muss man Strategien gemeinsam erarbeiten.“

Mit diesem Stil hat Widmann die Aufgaben eines Kommandeurs auf mehrere Personen aufgeteilt. So wundert es nicht, dass Guido Plischek über seinen Kollegen nur Gutes zu berichten weiß: „Der Kerl ist echt dufte. Es wäre ein Segen, wenn es mehr Menschen von seinem Schlag gäbe.“