Elena und Georg Riehle beginnen das Projekt, gegen das es viel Protest gegeben hat.

Weil der Stadt - Bisher war es bloße Theorie, seit dieser Woche nun sind die Bauarbeiter unterwegs. Im Spätengrund, den Wiesen und Feldern im Westen von Weil der Stadt, arbeitet seit dieser Woche ein Bagger und gräbt zunächst ein tiefes Loch.

 

Daneben stehen die Landwirte Elena und Georg Riehle und können es selbst nicht so richtig fassen. „Ja, das freut einen schon“, sagt Elena Riehle. Die Grube, die hier zuerst entsteht, ist später für die Gülle bestimmt. „Da muss später alles reinlaufen“, erklärt die Landwirtin. „Deshalb muss man mit ihr beginnen, damit alle anderen Gebäudeteile auf sie ausgerichtet werden können.“

Platz für 200 Bio-Schweine

Ein offener Stall für 200 Bio-Schweine ist geplant, dazu eine Freilauffläche im Außenbereich. Und dass es jetzt losgeht, das ist in Weil der Stadt durchaus eine Schlagzeile wert, denn im vergangenen Sommer war das Projekt das Politikum im Städtle. Eine Bürgerinitiative aus Anwohnern der Max-Caspar-Straße hatte gegen das Projekt mobilgemacht, protestiert, Flyer und Briefe verteilt und bei Gemeinderäten und dem Bürgermeister vorgesprochen – vor allem wegen Befürchtungen vor dem Gestank der Schweine.

Thilo Schreiber berief daraufhin in der Aula des Schulzentrums eine große Bürgerinfo-Veranstaltung ein, um das Genehmigungsverfahren transparent zu machen. Demnach obliegt es nicht dem Gemeinderat, über die Baugenehmigung des Stalls zu entscheiden, sondern allein dem städtischen Bauamt. Und das Bauamt muss die Genehmigung erteilen, wenn sich ein solches landwirtschaftliches Projekt wirtschaftlich trägt, da das Baugesetz die Landwirtschaft in diesem Fall privilegiert.

„Unzumutbare Geruchs- und Lärmbelästigung“

Das zweifeln die Vertreter der Bürgerinitiative an. Ende des vergangenen Jahres hatten sie Widerspruch gegen die Baugenehmigung beim Regierungspräsidium eingereicht und dies zuletzt in einer Anzeige in unserer Zeitung begründet. Darin verweisen sie auf eine „unzumutbare Geruchs- und Lärmbelästigung, da das Bauvorhaben in der Nähe eines Wohngebiets liegt“. Der Spätengrund sei ein Frischluftkanal, könne sich daher negativ auf das ganze Stadtgebiet auswirken.

Dem widerspricht eine Geruchsanalyse. Auch die Bauart als „Pig-Port-Stall“ sei nicht mit konventionellen Ställen zu vergleichen, sagen die Riehles. Solche Ställe untergliedern sich in drei Teilbereiche: eine Ruhezone, einen Aktivitätsbereich und einen Außenauslauf.

Kommende Woche beginnt der Bau des Stalls

Das Projekt wird zudem wissenschaftlich begleitet. „Zum Beispiel wird untersucht, wie stark die Trennung von Kot und Urin zu einer Verringerung der Ammoniakbelastung und damit zu geringeren Geruchsemissionen führt“, erklärt die Agrarjournalistin Silvia Lehnert unserer Zeitung. „Darüber hinaus wird untersucht, ob sich der Stall gut bewirtschaften lässt. Eine Neuheit darin ist zum Beispiel eine Maschine zum automatischen Einstreuen von langem Stroh.“

Noch ist allerdings erst das Loch für die Gülle ausgegraben. Kommende Woche beginnt der Bau des Stalls, noch in diesem Jahr ist die Fertigstellung geplant. „Wir sind optimistisch, dass das klappt“, sagt Elena Riehle. „Und dass wir fertig werden, bis der Bürgerinitiative noch weitere juristische Schritte einfallen.“ Deren Vertreter, die sich gegenüber der Redaktion dieser Zeitung nicht mehr äußern wollen, sind jetzt erst mal nach Stuttgart marschiert. Beim Landtag liegt eine Petition gegen das Projekt vor, bestätigt eine Sprecherin. Genauere Angaben könne sie zu dem laufenden Petitionsverfahren nicht machen, nur so viel: Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt vier bis sechs Monate.

„Man gewöhnt sich an alles“

Die Riehles selbst geben sich derweil unbeeindruckt. „Man fragt sich schon manchmal: Hört es denn nie auf?“, sagt Elena Riehle. „Aber man gewöhnt sich an alles.“ Ihr Mann und sie hätten sich irgendwann dazu entschieden, viel Mühe darauf zu verwenden, alles nach Vorschrift zu machen. „Das mag sicher mehr Energie und auch mehr Steuern kosten, aber es entspannt die Nerven“, sagt die Landwirtin. Und kündigt eine weitere Gegenmaßnahme an: Am Donnerstag seien Überwachungskameras installiert worden.