Die Merklinger Schildbürger haben die Friedhofsmauer renoviert und sich darum zum Mauerfest getroffen.

Weil der Stadt - Es war einmal ein Schild. Das lebte glücklich und zufrieden, bis, ja bis, Vandalen kamen, und das brave, unschuldige Schild zerstörten. – So oder so ähnlich könnte es beginnen – das Märchen von den fleißigen Merklinger Jungs. Wenn man es denn nochmals erzählen wollte, was man hier in Merklingen aber mittlerweile nicht mehr tun muss, denn die Schildbürger sind längst ortsbekannt. Alle erinnern sich noch gut an das zerstörte Merklingen-Schild. Und alle kennen Klaus Tscheres, seinen Sohn Nick und Wolfgang „Findus“ Fiedler, die zusammen mit vielen, vielen Facebook- und auch richtigen Freunden das Schild wieder aufgebaut haben.

 

Das war im März. Dabei gab es allerdings ein Problem: Das gespendete Geld war so üppig und das entstandene Merklinger Zusammengehörigkeitsgefühl so groß, dass schnell klar war: Es muss weitergehen. Und es ist weitergegangen. Jetzt sitzen die Schildherren in einer alten Handwerkerhalle und bestaunen stolz ihren neuesten Streich. „Vier Samstage lang haben wir geschuftet“, sagt Klaus Tscheres. Ihr neuester Streich: Sie haben die alte Friedhofsmauer neben der Wendelinskapelle renoviert. Mehr als 30 Leute waren es, die verputzt, gegraben, gemauert und gestrichen haben. „Lästig war es nie, weil wir so eine große Unterstützung hatten“, erzählt Tscheres.

Hocketse zu jedem Anlass

Jetzt ist es aber vollbracht und die Mauer strahlt wieder in ihrer original-gelblich-weißen Farbe. Und das ist in Merklingen allemal ein Grund zu feiern, denn „wir nutzen jeden Anlass, um eine Hocketse zu veranstalten.“ Das sagt Susanne Pflüger und lacht dabei. Sie ist eine Helferin unter vielen, die die Schildbürger im Hintergrund unterstützen und die Aktionen so zu einer Merklinger Volksbewegung machen. „Ich hab’ immer nachmittags Kuchen gebracht. Da sind sie dann auch schon immer auf ihren Bierbänken gesessen und haben gefeiert“, verrät Susanne Pflüger.

Beim Mauerfest am Samstagabend kam Gaisburger Marsch auf dem Tisch und auch der ist ein Produkt des Merklinger Engagements. Inmitten der Festgesellschaft sitzt nämlich Regina Hoffmann-Eichinger, Lehrerin an der Würmtalschule. „Zusammen mit meinen Schülerinnen habe ich dafür einen halben Zentner Kartoffeln und Gemüse geschnibbelt“, sagt sie. „Wir wollten uns für das Sonnensegel revanchieren, das uns die Schildbürger gespendet haben.“

Das freut Wolfgang „Findus“ Fiedler, einen der Hauptorganisatoren. „Das ist das Tolle hier: Wenn einer sagt, dass wir etwas machen, helfen alle mit, und hinterher gibt es dann ein Fest“, sagt er. In Merklingen gebe es eine unheimlich tolle Dorfgemeinschaft und Partnerschaft zwischen den Leuten, den Handwerkern und auch der Stadtverwaltung. „Unser Bürgermeister passt genau zu unserem Motto: Net schwätza, schaffa“, erklärt sein Kumpel Klaus Tscheres. „Vor der Friedhofsmauer stand seit Jahrzehnten ein Werbeschild. Als der Bürgermeister das gesehen hat, ging es zack, zack und ein paar Tage später hat der Bauhof das Schild abgebaut.“

Und da ist es wieder, das Schild, das die Schildbürger wohl niemals loslässt. Ob das auch für das neue Projekt gilt? Klaus Tscheres jedenfalls hätte da schon Pläne. „Ich hab’ heute den Bürgermeister gefragt, was eigentlich mit dem alten Steinhaus passieren soll“, verrät er ganz vorsichtig. „Das ist nämlich noch im Originalzustand wie im Mittelalter, und das heißt: keine Heizung und keine sanitären Anlagen.“ Einen richtig tollen Veranstaltungsraum könnte man daraus machen, träumt Tscheres, der fehle Merklingen nämlich noch.

Schon wieder neue Pläne

Dann wird auch wieder der Arbeitseinsatz von Sohnemann Nick Tscheres und dessen Kumpels gefragt sein. „Ich hab’ schon in mehreren Orten gewohnt, aber noch nie erlebt, dass es so viel Zusammenhalt gibt“, schwärmt er von Merklingen. Und sein Kumpel Norwen Roth ist immer mit von der Partie: „Das macht Spaß, weil man sich trifft und alle Freunde dabei sind“, stellt er fest, „deshalb sprechen wir schon lange von Merklingen als der Perle Europas.“ Jetzt feiern die Jungs aber erstmals, bei Gaisburger Marsch – und Livemusik. Denn auch so was findet sich in der Perle Europas natürlich. „Bis gestern hatten wir noch keine Musik, aber dann hat sich unser Kumpel Lorenz Feiler spontan bereit erklärt, mit seinen Schwindeligen Zehn herzukommen“, erzählt Nick Tscheres. So geht es weiter, das Merklinger Märchen, und man kann sich sicher sein: Fortsetzung folgt.