Auch wenn zwei Siebenerräte für den Gemeinderat kandidieren: Im Wahlkampf geht es um ernste Themen: Wie kann die Keplerstadt am Aufschwung durch Bosch teilhaben? Wie wird der Marktplatz belebt? Und soll die Stadt überhaupt wachsen?

Weil der Stadt - Böse Zungen könnten behaupten, künftig würden die Narren das ganze Jahr über im Rathaus regieren. Der Freie-Wähler-Fraktionschef Markus Kling ist ja auch im Siebenerrat, und auch der Chef der Narrenzunft AHA, Michael Borger, kandidiert jetzt für den Rat. Doch es geht im Wahlkampf um ernste Themen: Wie kann die Keplerstadt am Aufschwung durch Bosch teilhaben? Wie wird der Marktplatz belebt? Und soll die Stadt überhaupt wachsen? Es wird spannend.

 

Um Michael Borger sollen sich auch andere Fraktionen beworben haben, schließlich ist er eines der bekanntesten Gesichter der Stadt. Nun steht er auf Platz eins der FWV-Liste. Inhaltlich grenzen sich die Grünen am stärksten von den anderen Fraktionen ab, wenngleich die Zeiten der radikalen Opposition zur Regierungsbank der Vergangenheit angehören. Ja, das Klima im Rat ist besser geworden, das bestätigen alle Fraktionen. Dennoch, der Grünen-Sprecher Alfred Kappler lehnt die geplanten Neubaugebiete ab: „Das bringt der Stadt nichts und kostet kurzfristig viel Geld.“ Viel wichtiger sei, etwa die Straßen zu sanieren.

Bei der Hesse-Bahn hingegen stimmen auch die Grünen – im Gegensatz zu ihren Parteifreunden in Renningen oder Stuttgart – in den Chor der Kritiker ein. Der ist ohnehin ziemlich stark. „Die Calwer machen mächtig Druck“, sagt etwa Harald Burkhardt, der Chef der Freien Wähler. Gerade weil es finanziell schwierig sei, werde die notwendige Brücke über die B 295 die Stadt belasten.

Die Grünen sind gegen neue Baugebiete

Bei der Stadtentwicklung tragen die übrigen Fraktionen den Kurs des Bürgermeisters Thilo Schreiber mit. „Wir brauchen eine ordentliche Entwicklung, auch in den Ortsteilen“, fordert etwa Martin Buhl, der Fraktionschef der CDU. Und sein SPD-Kollege Josef Weber sagt: „Wir brauchen attraktive Baugebiete, wenn wir bei der Entwicklung durch Bosch in Renningen mithalten wollen.“

Aber natürlich geht es auch um die historische Altstadt, die schön, aber vielen immer noch zu wenig lebendig ist. So fordert etwa Brigitte Benzinger-König, die als Nachfolgerin des ausscheidenden Fraktionschefs Dietmar Spreer für die Liberalen antritt: „Wir müssen die Innenstadt-Offensive fortsetzen.“ Bei der Frage, ob der Marktplatz dafür autofrei werden soll, gibt es unterschiedliche Meinungen.

Der FWV-Vorsitzende Harald Burkhardt meint: „Wir brauchen ein Gesamtkonzept dafür.“ Nur die Autofreiheit reiche nicht – schließlich lebten viele Einzelhändler noch davon, dass man mit dem Auto vorfahre. Auch das Pflegeheim ist Thema – der Streit darüber ist allerdings kaum noch wahrnehmbar. Die Bürgerinitiative Genini, die einst dem Ex-Bürgermeister Hans-Josef Straub das Leben schwer gemacht hat, ist in Gespräche eingebunden, ihre Sprecherin Elke Kofler kandidiert bei den Grünen. „Wir sind auf der Zielgeraden“, meint der CDU-Fraktionschef Martin Buhl in Sachen Pflegeheim.

Und natürlich geht es um die Schulentwicklung – nächsten Dienstag entscheidet der Gemeinderat, ob Weil der Stadt eine Gemeinschaftsschule bekommt, das Rathaus spricht sich dafür aus. „Der Schulstandort muss gestärkt werden“, erklärt etwa der SPD-Vormann Josef Weber dazu.