Sieben verschiedene Fischarten gibt es in dem renaturierten Fluss in Richtung Schafhausen, darunter die besonders geschützte Mühlkoppe. Das hat das Regierungspräsidium herausgefunden, das den Fluss untersucht hat.

Weil der Stadt - Generator volle Kraft auf Hochtouren! Hubert Wnuck hält den großen Kescher, den er vorher an den Generator angeschlossen hat, ins Wasser. Damit setzt er die Würm unter Strom. „Keine Angst, wir tun den Fischen nichts“, sagt er und schmunzelt. Nur kurz betäubt werden die Fische bei dieser Elektrofischerei-Aktion und schwimmen dann ahnungslos in den grünen Kescher von Hubert Wnuck. „Mühlkoppe“, ruft er dann, „ganze zehn Zentimeter!“

 

Am Ufer steht Rainald Hoffmann und macht in seiner Liste ein Kreuz. Hoffmann ist der Fischereireferent beim Stuttgarter Regierungspräsidium. „Mit der Aktion wollen wir untersuchen, wie sich der Fischbestand an diesem Würmabschnitt entwickelt hat“, erklärt er. Fast vier Jahre ist es jetzt her, da stand er schon mal hier, am Würmufer zwischen Weil der Stadt und Schafhausen.

Steinquerdämme und Laichzonen

Damals hat das Regierungspräsidium Stuttgart damit begonnen, dieses 540 Meter lange Ufer zu renaturieren, kleine Steinquerdämme und Laichzonen einzubauen. Mittels Elektrobefischung wurden vorher sämtliche Fische herausgeholt und weiter unten wieder ins Wasser gelassen.

„Damals haben wir fast 600 Fische herausgeholt“, erinnert sich Richard Zweig, der die Renaturierungsmaßnahme für das Regierungspräsidium geleitet hat. „Darunter 400 Stück von den seltenen Mühlkoppen, die auf der Roten Liste stehen.“ Auch er ist jetzt, drei Jahre nach der Fertigstellung der Maßnahmen gespannt, wie sich der Bestand in dem Abschnitt seitdem entwickelt hat.

„Achtung!“, ruft Hubert Wnuck, der Mann mit der grünen Wathose und dem großen Kescher. „Da hinten ist noch einer, ein ganzer Schwarm.“ Viel zu tun hat er, denn der Fischbestand hat sich in der Tat erholt, seit die Würm hier wieder ganz natürlich hin und her mäandriert. Am Ende blickt Stuttgarts Fischereireferent Rainald Hoffmann auf seine Liste und ist sehr zufrieden.

„Die Strecke hat sich zwischenzeitlich gut entwickelt“, bilanziert er. „Wir haben sieben verschiedene Fischarten gefunden.“ Am stärksten dominiert darunter die Bachforelle als Leitfisch.

„Neu ist, dass es jetzt auch besonders große Exemplare von Bachforellen gibt“, stellt Rainald Hoffmann fest. Das sei auf die vielfältige Gewässerstruktur zurückzuführen. Denn durch die Renaturierung gibt es jetzt flache und tiefe Stellen in der Würm, dadurch fühlen sich jetzt auch die älteren Fische hier wohl, die die tieferen Gewässer bevorzugen.

Verschiedene Tierarten mögen unterschiedliche Böden

„Wir haben aber auch darauf geachtet, dass es verschiedene Böden in der Würm gibt“, sagt Richard Zweig vom Regierungspräsidium. „Denn die verschiedenen Tierarten mögen unterschiedliche Böden.“ Auch das hat sich gelohnt, bestätigt am Ende die Elektrofischerei-Untersuchung. Denn neben der Bachforelle und der geschützten Mühlkoppe, die sich im Kies wohl fühlen, landen auch die Schmerle und der Gründling im Kescher von Hubert Wnuck. Auch die kleinen Elritze, den Hasel und den Döbel findet er. Renaturierung also gelungen, für Richard Zweig ist das eine gute Nachricht – und eine Motivation, diese Maßnahmen fortzusetzen.

Er ist nämlich derzeit schon mit dem nächsten Projekt beschäftigt, dem Würmabschnitt zwischen Merklingen und Hausen. „Die Planungen sind dort abgeschlossen“, berichtet Richard Zweig. „Jetzt müssen wir mit den Grundstücksbesitzern verhandeln.“ Denn die Kurven und Schlingen brauchen Platz, und diesen muss das Regierungspräsidium zunächst ankaufen, bevor die Bagger rollen. Und dann ist auch dort wieder Hubert Wnuck mit seinem elektrisch aufgeladenen Kescher gefragt, um viele, viele Fische rauszuholen.