Geländespiele und ein kleiner Staat im Wald: Seit einer Woche ist die Stadtranderholung in vollem Gange.

Weil der Stadt - „Wir mussten damals immer Mittagsschlaf halten. Das war langweilig“, erinnert sich Maximilian Frank an die Stadtranderholung von Stuttgart-Degerloch. „Deshalb gibt es bei uns so etwas nicht.“ Wer derzeit die Sportanlagen des TSV Hausen besucht, der hört schon aus der Ferne freudiges Gelächter.

 

Auf der sogenannten „Stara“ herrscht Hochbetrieb. Die zweiwöchige Veranstaltung bietet alles, was das junge Herz zwischen sechs und zwölf Jahren begehrt: Von Wasserschlachten über Nachtwanderungen bis hin zu Bastelstunden können sich auf der Veranstaltung 95 Kinder nach Herzenslust austoben. Ein besonderes Event ist der Grillabend am Freitag mit Übernachtung im Zelt.

Aus einem Schwamm wird Spongebob

Verantwortlich sind in diesem Jahr die Jugendsozialarbeiter Maximilian Frank und Meike Walka. Frank organisiert die Stara nun schon zum achten Mal, Walka ist zum ersten Mal als Organisatorin dabei. Das Programm der Stara bietet viel Raum für Spontanität und Kreativität: „Wir haben heute in der Garage einen Haufen Schwämme gefunden. Aus denen haben wir dann Spongebobs gebastelt“, freut sich der zwölfjährige Philip.

Rund einen Monat bevor die Veranstaltung beginnt, treffen sich die Betreuer, um das Angebot zu planen. Die Kinder können dann aber während der zwei Wochen selbst entscheiden, bei welcher Aktivität sie gerade mitmachen möchten. „Schon ab dem Kindergarten werden die Kleinen immer auf die nächste Phase ihres Lebens vorbereitet. Es geht um das Thema Förderung“, meint Frank. „Aber auf der Stara möchten wir einfach Erholung bieten.“ Das gilt auch für die Eltern, die ihren Nachwuchs unbesorgt abgeben können.

Erstmals sind Flüchtlingskinder dabei

In der zweiten Woche wird für Kinder aus sozial schwachen Familien ein gewisses Platzkontingent reserviert, denn für sie ist die Stara oftmals der einzige Urlaub im Jahr. Auch Flüchtlingskinder werden dieses Mal teilnehmen. Das Kinder- und Jugendbüro der Stadtverwaltung arbeitet ohnehin eng mit dem Arbeitskreis Asyl zusammen. Unter den Helfern sind auch Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak: „Die drei arbeiten in der Küche und sind mit Begeisterung am Werk“, sagt Frank. Die zwei Hauptorganisatoren Frank und Walka werden von 18 Helfern unterstützt – viele sind ehemalige Stara-Kinder. Ab 15 können Jugendliche an einer Jugendleiterschulung teilnehmen und sich anschließend als Betreuer engagieren. „Wir haben überhaupt keine Schwierigkeiten, Helfer zu finden. Die melden sich alle von selbst“, sagt Walka.

Ein besonderer Höhepunkt ist die kleine Stadt in der Waldlichtung direkt neben der Sportanlage: „Wir haben nach dem zweiten Jahr bemerkt, dass die Kinder einen richtigen Staat errichtet haben“, erzählt Frank. Bei genauerem Hinsehen fällt tatsächlich auf – Trampelpfade verbinden selbst gebaute Lager, in denen fleißig Handel betrieben wird. Als Währung haben sich Tannenzapfen etabliert: „Momentan kostet ein Barhocker drei Zapfen, wie ich gestern gehört habe“, sagt Walka und deutet auf einen Baumstumpf.

Kriminalität ist übrigens auch hier ein Problem. Manche sind nämlich lieber als Räuber unterwegs, weshalb die anderen Kinder eine Polizeistation aufgebaut haben. Bei so viel Aufregung und Spaß unter freiem Himmel fällt es leicht, das Handy unbeachtet zu lassen. Das ist auf der Stara nämlich nicht erwünscht und scheint auch überhaupt nicht vermisst zu werden.