Ein Blick hinter die Kulissen: Die Theatergruppe der Fasnetsbären befindet sich mitten in den Proben für ihr neues Stück, das sie Ende September aufführen will. Wir haben sie mitten im Sommer bei den Proben besucht.

Weil der Stadt - Klappe auf, zweiter Akt. Nein, wir sind nicht beim Film. In der Aula des Weiler Schulzentrums stehen auch keine Kameras rum. Schauspielerische Talente sind jetzt trotzdem gefragt, denn in der Aula probt die Theatergruppe der AHA-Maskengruppe Bären ihr neues Stück. Und da ist auch die Klappe gefragt – nicht die Filmklappe, sondern die Klappe im Mund, die Gosch. Denn die Probleme sind groß . . .

 

„Ich wart’ jetzt schon eine Stunde und 45 Minuten hier“, ruft da etwa der leidende Patient Ewald Decker (Thomas Buhl). Auf der Bühne hat er es sich im Wartezimmersessel bequem gemacht. „Herr Decker, Sie sind nicht der einzige Patient“, entgegnet ihm die gestresste Sprechstundendame Gerlinde (Sabine Schirott). Für den Herrn Decker ist das aber ein schwaches Argument: „Dann hätten Sie das ja bei Ihrer Terminvergabe berücksichtigen können!“

Noch ist das Auditorium der Aula schwach besetzt, schließlich üben die Theaterbären ja auch erst. Einziger Zuschauer des Probeabends ist Bärenboss Klaus Mauderer. Der aber amüsiert sich köstlich. „Wie beim echten Arzt geht es da zu“, sagt er und lächelt. Seit 22 Jahren gibt es das Bärentheater der Narrenzunft AHA und solche Schnapszahlen sind für die Narren immer höchste Festjubiläen. „Deshalb haben wir in diesem Jahr auch ein ganz besonderes Stück ausgesucht“, berichtet der Bärenboss. Ein Arzt-Stück nämlich, und damit ein Thema, das die Bären noch nie auf die Bühne gebracht haben. „Ohne Nebawirkunga“ lautet der Titel und Thomas Deissler heißt der Autor. „Das Stück sprudelt nur so vor Wortwitz und deshalb wissen wir, dass es passt“, erklärt Klaus Mauderer. Punkt.

Kostprobe gefällig? „I moin, mi drückt’s im Maaga, wie wenn I d’r ganze Baureverband verdückt hätt“, klagt da immer noch Ewald Decker. „Besonders schlimm isch’s bei Fasnetküchle.“ Zwar ist er immer noch nicht zum Doktor Hubertus Hurlebaus vorgelassen worden, dafür kümmert sich aber die Putzfrau Hilde Breckel (Kerstin Aldinger) mittlerweile rührend um ihn. „Sie henn Hefepilz im Maaga“, diagnostiziert sie fachmännisch. „Sie wisset ja besser Bescheid, als die Ärzte!“, sagt deshalb der Ewald verwundert. „Des hat ein Grund: Mir bildet uns halt weiter“, sagt die Hilde und wedelt mit einer druckfrischen „Sonntag Aktuell“ unterm Arm, wo sie als kompetente ärztliche Putze die Gesundheitstipps immer ganz genau studiert.

„Moment, Pause“, ruft da Pia Schöffler. Sie heißt auch im richtigen Leben Pia Schöffler und führt Regie. Ende September ist Premiere und etwa das erste Drittel der Probephase ist vorbei. Und Pia Schöffler bereits sehr zufrieden. „Sehr gut gespielt, das gefällt mir alles schon sehr gut“, lobt sie die acht Schauspieler auf der Bühne bei ihrer kurzen Manöverkritik. Damit aus dem Guten im September dann etwas Perfektes herauskommt, muss die Chefregisseurin aber noch Kleinigkeiten korrigieren. „Martin, du könntest, während du sprichst, Akten bearbeiten, um deiner Frau so zu zeigen, dass sie für dich nicht wichtig ist“, sagt sie später etwa dem Arzt Dr. Hurlebaus, den Martin Walter verkörpert. „Dafür bräuchte ich allerdings einen Kugelschreiber hier“, stellt er fest. Doch die Regisseurin hat alles im Blick und lässt sich auf keine Ausreden ein. „Da liegt doch einer“, sagt sie bestimmt.

Zweimal in der Woche probt die Bärentheatergruppe. Noch genug Zeit also, dass sämtliche Handgriffe in Fleisch und Blut übergehen. „Die Schauspieler brauchen noch mehr Routine und müssen sich besser aufeinander einspielen“, erklärt die Regisseurin Pia Schöffler. Dann bilde sich in der kleinen Truppe ein Gemeinschaftsgefühl, das für alle Anstrengungen entschädige, findet die Närrin. „Mein Herz schlägt einfach dafür.“

Unter den Schauspielern sind viele dabei, die bereits seit 22 Jahren mitspielen. Aber auch ganz neue Gesichter konnten die Bären in ihr Gehege locken. Mit Sabine Schirott und Uschi Eiß werden im September zwei Debütantinnen reüssieren. „Je näher die Premiere rückt, desto aufgeregter werde ich“, berichtet Uschi Eiß, die eine Sprechstundenhilfe darstellen wird. Martin Walter, ein alter Hase, kann sie da beruhigen. Noch, bei den Proben, ist die Souffleuse ein wichtiges Amt. Bei den Aufführungen sitze dann aber alles, sagt ihm seine Erfahrung. „Zur Not improvisieren wir halt“, sagt er und grinst, bevor er wieder zur Probe muss.

Auf der Bühne erwartet ihn schon Brigitte Ansel, die seine Gattin Edeltraud Hurlebaus spielt. Und sie braucht Hilfe, denn sie befindet sich mitten in einem Streit mit der ärztlichen Putzfrau Hilde. „So, in die Oper wollen die beiden heute Abend?“, fragt Hilde, beste honoratiorenschwäbische Häme auf den Lippen. „Ja, bei uns besteht Kultur halt nicht nur aus der Weihnachtsfeier vom Gesangsverein“, antwortet die Frau Doktor. Nein, in Weil der Stadt besteht Kultur eben aus bärigem Theater. Klappe zu.