Vor vier Jahren wählten die Bürger der Keplerstadt Thilo Schreiber zu ihrem Bürgermeister. Die Hesse-Bahn, der Wettbewerb um neue Einwohner und der angespannte Haushalt sind Themen, die ihn jetzt und für die nächsten vier Jahre beschäftigen werden.

Weil der Stadt - Halbzeit für den Weil der Städter Bürgermeister Thilo Schreiber. Seit 2012 lenkt der 51-Jährige von seinem Chefsessel im Rathaus aus die Geschicke der Keplerstadt mit. Die Arbeit geht ihm dabei niemals aus, in der Kernstadt und den vier Teilorten warten viele Projekte darauf, endlich angepackt zu werden. Doch angesichts der ziemlich angespannten Haushaltslage lautet das Credo schon lange: Pflicht vor Kür. Und so musste auch der Bürgermeister in den vergangenen Jahren lernen, sich in Geduld zu üben. Im LKZ-Interview spricht Thilo Schreiber über abgeschlossene Projekte, aktuelle Herausforderungen und darüber, was er sich für seine Stadt wünscht.

 
Herr Schreiber, Sie sind jetzt vier Jahre lang Bürgermeister, hier zwischen jahrhundertealten Gemäuern. Fühlen Sie sich wohl in der Keplerstadt und im Rathaus?
Ja, ich bin vollständig angekommen. Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat ist effektiv und vertrauensvoll, das bringt Weil der Stadt vorwärts. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt sind motiviert und ziehen auch bei notwendigen Veränderungen mit.
Was waren Ihre bislang größten Herausforderungen?
Die Verbesserung der Breitbandversorgung in Münklingen und Hausen, die Hermann-Hesse-Bahn, die Einführung eines neuen Umlegungsmodelles für die Ausweisung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten oder der Neubau des Kindergarten Schafhausen mit Feuerwehr-Gerätehaus, um nur einige Beispiele zu nennen. Und natürlich auch die Flüchtlingsunterbringung.
Auf was sind Sie besonders stolz?
Auf die Eröffnung der neuen Stadt- und Tourist-Info am Marktplatz und auf Neubau/Platzgestaltung des Kapuzinerhofes.
Rund um den Marktplatz hat sich ja einiges getan. Parken auf den Gehwegen in der Stuttgarter Straße ist jetzt erlaubt, auch die Durchfahrt bis zum Marktplatz ist möglich. War das wirklich das dringendste Problem bei der Entwicklung der Weiler Altstadt?
Ein neues Verkehrskonzept einzuführen ist ein wichtiger, aber bei weitem nicht der einzige Baustein in der Innenstadt-Offensive. Wichtig ist auch die Stärkung des Stadtmarketings, die Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Altstadt und eine höhere Kaufkraftbindung.
Vielleicht durch neue Einwohner? Dass die Stadt dringend Neubaugebiete braucht, ist hinlänglich bekannt. Im Häugern haben 80 Prozent der Grundstücksbesitzer Verkaufsbereitschaft signalisiert. Was ist mit den restlichen 20 Prozent?
Wir versuchen so zu vorzugehen, dass wir mit den 80 Prozent Zusagen planen und erschließen können.
Die Stadt will für die Zukunft mehr Ein- und Mehrfamilienhäuser und sozialen Wohnraum schaffen. Das steht schon jetzt fest. Welchen Einfluss hat da überhaupt noch eine Bürger-Werkstatt?
Warten wir’s ab, in so einer Bürger-Werkstatt geht es um viel mehr als nur um Ein- oder Zweifamilienwohnhäuser. Es geht auch um die Themen neue Wohnformen und Wohnmodelle, Verkehr, Mobilität, Energie oder Quartiersplanungen. Da ist die Meinung der Bürger gefragt.
Apropos Verkehr: Mehr Einwohner bringen mehr Autos in die Stadt. . .
Zwangsläufig, das ist richtig. Auch dafür müssen Antworten gefunden werden.
Wenn die Keplerstadt mehr Einwohner bekommt, dann könnten Sie ja in vier Jahren zur Oberbürgermeisterwahl antreten. Oder?
Wichtig ist nicht der OB-Titel des Bürgermeisters, sondern, dass Weil der Stadt den harten Wettbewerb um neue Einwohner und damit Steuer- und Einkaufskraft aufnimmt. Mit Renningen, Rutesheim und Leonberg haben wir stärkste Konkurrenz direkt vor der Haustür.