Der Gemeinderat hat entschieden: Die Stadt beantragt zum Jahr 2015/16 die neue Form für die Heinrich-Steinhöwel-Schule. Bis zum 1. Juni muss das Gesuch bei der Bildungsbehörde vorliegen. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Weil der Stadt - Man mag es ihm vielleicht nicht sofort anmerken. Doch Jochen Holzwarth, der Rektor der Heinrich-Steinhöwel-Schule, ist nervös. Schließlich steht die Entscheidung an, ob sich seine Einrichtung als Gemeinschaftsschule (GMS) bewerben darf. Die Gemeinderäte machen es sich nicht leicht bei der Sondersitzung am Dienstagabend. Es gibt noch viel Klärungsbedarf und einige offene Fragen. Am Ende steht es dann 16:6. Die Stadt beantragt zum Schuljahr 2015/16 eine Gemeinschaftsschule.

 

Jochen Holzwarth steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Eine aufreibende Zeit liegt hinter ihm. In den vergangenen zwei Jahren haben seine Kollegen und er sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und überlegt, wie sie die neue Schulform umsetzen können. Es folgten Gespräche und Fortbildungen.

Im Juli 2013 bat die Schulkonferenz den Gemeinderat, die Steinhöwel-Schule als Gemeinschaftsschule einzurichten. Doch der Antrag wurde abgelehnt. „Einige im Gremium fühlten sich etwas vor den Kopf gestoßen“, erklärte Bürgermeister Thilo Schreiber damals. „Es war einfach zu früh.“ Es folgen Dialogwerkstätten, in denen neben Lehrern und Vertretern von Stadt und Gemeinderat auch Eltern und die Rektoren der anderen Schulen sitzen. Man spricht über Lernpläne und neue Unterrichtsmethoden, über Betreuungsmöglichkeiten und Inklusion. Am Ende steht ein pädagogisches Konzept, das im März endgültig festgezurrt wird.

Schüler sollen lange gemeinsam lernen

Auf 70 Seiten sind da Ziele und Aufgaben niedergeschrieben. „Wir wollen jedem Schüler zum Erfolg verhelfen und ist er noch so klein“, erklärt Jochen Holzwarth das oberste Ziel. Auch Freundschaften spielen in dem Konzept eine wichtige Rolle. „Was glauben Sie, was ich schon für Trauerspiele erlebt habe, wenn man die Kinder nach der vierten Klasse getrennt hat?“, fragt der Schulleiter in die Runde und erntet Kopfnicken von Räten und Eltern.

Die GMS geht von der ersten bis zur zehnten Klasse, Werkreal- und Realabschluss sind möglich. Diese neue Schulform habe den Vorteil, so Holzwarth, dass die Schüler zu jeder Zeit neue Wege gehen könnten. „Und was ist mit dem Abitur?“, will Bernhard Weisser von der SPD wissen. Das sei nicht Gegenstand der Genehmigung, erklärt die Leiterin des staatlichen Schulamtes Böblingen, Angela Huber. Man müsse abwarten, ob die Nachfrage komme. Von der fünften Klasse an ist die GMS für alle verpflichtend eine Ganztagsschule, davor können die Eltern selbst entscheiden. Holzwarth räumt mit den Gerüchten auf, an der GMS gebe es keine Leistungsnachweise und Prüfungen. „Die Schüler müssen nachweise erbringen. Nur Sitzenbleiben können sie eben nicht. Und das ist auch gut so“, erklärt der Schulleiter.

Dem Grünen-Rat Alfred Kappler gefällt das Konzept. „Wir brauchen die Gemeinschaftsschule hier in Weil“, sagt er. „Ich traue den Lehrern das zu.“ Die Befürchtung einiger Gemeinderäte, es könnten sich nicht genügend Schüler anmelden, teilt Wolfgang Fischer (Grüne) nicht. Er sehe fast keine andere Möglichkeit, als die zusätzliche Schulart anzubieten, sagt er, und stimmt dem Antrag zu.

Verwaltung steht hinter der neuen Schulform

Auch die Verwaltung befürwortet eine Gemeinschaftsschule. „Wir wollen attraktiver Schulstandort bleiben und müssen neue Angebote schaffen“, sagt der Bürgermeister Schreiber. Die Nachfrage sei da, einige Weiler Schüler gingen auf die GMS nach Grafenau. „Das ist der ideale Moment, in die neue Schulart einzusteigen“, findet Silvia Tanczos-Lückge von der SPD.

Mark Pfeifer (CDU) ist skeptisch, ob die Stadt die erforderlichen 40 Anmeldungen, die es zur Genehmigung braucht, voll bekommt. „Wenn Weil das nicht schafft, müsste ich schwer vom Glauben abfallen“, sagt Angela Huber. Auch die FDP-Rätin Brigitte Benzinger-König hat Bedenken. Sie fürchtet, dass die GMS auf Kosten der Merklinger Werkrrealschule geht und stimmt gegen den Antrag. „Wir wissen nicht, was passieren wird“, sagt Schreiber. „Aber vielleicht schaffen wir es ja, die Würtmalschule zu halten.“ All das ist Zukunftsmusik. Jetzt muss es schnell gehen, bis spätestens 1. Juni muss der Antrag beim Schulamt auf dem Tisch liegen.