Es gibt einen Betreiber fürs Internet in Hausen und Münklingen. Aber die Telekom will auch einstiegen.

Weil der Stadt - Wenn Thilo Schreiber das Wort Breitbandausbau in Verbindung mit der Telekom hört, dürften sich dem Weiler Bürgermeister wohl die Nackenhaare aufstellen. Denn in Münklingen und Hausen ist die Stadt in Sachen schnelles Internet nach langer Bauzeit und intensiven Verhandlungen nun auf der Zielgeraden angekommen: das Netz wird künftig die Firma Netcom BW betreiben(wir berichteten). Doch ausgerechnet jetzt grätscht die Telekom dazwischen, wirbt mit Handzetteln in Briefkästen offensiv um Kunden und will die Preise der Netcom unterbieten.

 

Und das, obwohl das Unternehmen lange Zeit überhaupt kein Interesse an einer Internetversorgung in den Weiler Teilorten gehabt hatte, wie der Rathauschef erklärt: „Wir haben immer wieder Gespräche mit der Telekom geführt, aber die waren allesamt fruchtlos.“

2013 habe das Unternehmen erklärt, das Netz in Münklingen und Hausen in den kommenden drei Jahren nicht ausbauen zu wollen. „Mit der Begründung, es sei nicht wirtschaftlich“, sagt Schreiber. Zwei Jahre später nun hat die Firma plötzlich doch Interesse. Und zwar nicht nur am Netzbetrieb. Nein, die Telekom will ihre eigenen Rohre verlegen. Direkt neben die der Stadt.

Die Telekom reißt die frisch sanierten Straßen auf

Der Bürgermeister ist sauer. Denn die Breitbandtrasse fürs schnelle Netz liegt bereits in der Erde. „Jetzt reißen die unsere frisch sanierten Straßen einfach wieder auf“, schimpft Schreiber. Dieses „unsägliche Verhalten“ regt ihn auf. Als alles Reden nichts half, beschwerte der Schultes sich schließlich bei der Bundesnetzagentur. Doch die Verwaltung scheint machtlos.

„Rechtlich ist die Telekom auf der sicheren Seite“, erklärt Andreas Bauer von der Kämmerei, der den Breitbandausbau betreut, „dem Telekommunikationsgesetz zufolge darf sie in unsere Straßen und Gehwege rein.“

In einer Baubesprechung hat Andreas Bauer erfahren, dass noch vor den Sommerferien die Bagger anrollen sollen. Und die Telekom will offenbar keine Zeit verlieren. „Die ziehen das im Schichtbetrieb durch“, weiß Bauer. Im Dezember soll dann das neue VDSL-Netz in Betrieb gehen.

So jedenfalls kündigt es die Telekom auf einem Handzettel an, der jüngst an alle Haushalte in Hausen und Münklingen verteilt wurde. Um herauszufinden, was hinter diesem Angebot steckt, setzte die Verwaltung einen Lockvogel ein. „Wir gehen davon aus, dass die Telekom eine Bandbreite von etwa 50 Megabit pro Sekunde wohl knapp fünf Euro günstiger anbieten wird als der künftige Betreiber“, sagt Andreas Bauer. „Das ist unlauterer Wettbewerb“, schimpft Thilo Schreiber. „Die haben die Kriegskasse geöffnet.“

Die Verwaltung setzt auf die Geduld der Bürger

Was hinter der Vorgehensweise der Telekom steckt, darüber lässt sich an dieser Stelle nur spekulieren. Denn trotz Anfrage beim Unternehmen lag unserer Zeitung bis Redaktionsschluss am Freitagabend keine Antwort vor. Die Weiler Gemeinderäte jedenfalls sind sauer. „Können wir der Telekom nicht auch so einen Knüppel zwischen die Beine werfen?“, will der Freie-Wähler-Chef Markus Kling wissen. Verbieten könne man dem Unternehmen den Netzausbau zwar nicht, erklärt Andreas Bauer. Aber leicht werde man es ihm nicht machen. „Ich hoffe, dass die Münklinger und Hausener jetzt nicht auf diesen Fresszettel reinfallen“, appelliert der Grünen-Stadtrat Wolfgang Fischer an die Bürger.

Auch die Verwaltung setzt auf die Geduld der Bürger. Denn bis die beiden Teilorte endgültig ans schnelle Netz gehen, dauert es wohl noch ein paar Monate. Wie lange genau und was die Netcom zu welchen Preisen anbieten wird, das alles soll bei einer öffentlichen Infoveranstaltung im September geklärt werden.

Für die Stadt ist die schnelle Datenautobahn ein großes Projekt, rund 800 000 Euro hat sie in die Infrastruktur investiert. Etwa 41 000 Euro Fördergelder gibts vom Land dazu. Der Bürgermeister hofft, dass das „Störfeuer der Telekom“ nur wenig Wirkung zeigt und so viele Münklinger und Hausener wie möglich zur Netcom gehen.