Zwei junge Frauen wollen direkt an der Ortsdurchfahrt ein Lebensmittelgeschäft eröffnen – wenn möglich, schon in wenigen Monaten. Doch erstmal haben die Bürger das Wort.

Weil der Stadt - Wer kennt das nicht? Das Abendbrot steht schon auf dem Tisch und plötzlich fällt auf: Die Milch ist alle und Butter ist auch keine mehr im Kühlschrank. Also noch schnell zum Laden um die Ecke und das Nötigste holen. Dumm nur, wenn man zur nächsten Einkaufsmöglichkeit mindestens zehn Minuten fahren muss. So dürfte es wohl auch den Menschen in Hausen gehen. Ein Lebensmittelgeschäft, einen Metzger oder Bäcker gibt es in dem Weiler Teilort schon lange nicht mehr.

 

Selina Hackl (28) und Julia Kleespieß (32) wollen das nun ändern. In einem alten Haus in der Würmtalstraße 33, an der Einmündung zur Kornstraße, möchten die beiden einen Dorfladen aufmachen. Frisches Brot, Milch, Zucker, Kaffee und ein bisschen Aufschnitt könnten hier über die Ladentheke gehen. Ebenso wie frisches Obst und Gemüse, Eier oder auch Getränke. Und im Sommer Eis für die Kinder.

Ein riesiges Sortiment möchten die beiden aber ganz bewusst nicht anbieten. „Wir wollen die Grundversorgung abdecken“, erklärt Julia Kleespieß. „Denn für den wöchentlichen Großeinkauf fahren die Leute sowieso mit dem Auto nach Heimsheim, Merklingen oder nach Weil der Stadt.“

Am liebsten würden die beiden ihren Laden schon in ein paar Monaten eröffnen. Ideen, wie das Ganze aussehen könnte, haben sie nach eigener Aussage mehr als genug. Doch bevor sie sich an die detaillierte Planung setzen, wollen Julia Kleespieß und Selina Hackl erst einmal die Meinung der Hausener Bürger einholen und herausfinden, ob so ein klassischer Dorfladen überhaupt gewollt ist. Wichtig ist auch zu erfahren, ob die potenziellen Kunden bereit sind, für das eine oder andere Produkt etwas mehr zu bezahlen als im Discounter. „Nicht, dass am Ende keiner kommt und wir auf der Ware sitzen bleiben“, erklärt Julia Kleespieß.

Die Bürger sollen mit entscheiden

Mit einem zweiseitigen Fragebogen, den die beiden an alle Haushalte in Hausen verteilt haben, wollen sie den Bedarf im Ort und das Kaufverhalten der Bürger abfragen. Regionales und Bioprodukte ja oder nein, was muss ins Sortiment, und soll eine Post- oder Lottostelle mit rein? Dies sind nur einige der Fragen, die es zu beantworten gilt. Platz für eigene Anregungen und Wünsche gibt es übrigens auch genug. Denn das stellen die Macher klar: „Uns ist wichtig, was die Menschen möchten“, sagt Selina Hackl. Bis zum 2. November haben die Bürger Zeit, die Fragebögen zurückzugeben.

Die Idee, in Weils kleinstem Teilort einen Dorfladen aufzumachen, hatten die beiden Frauen vor etwa einem Jahr. Hackls Schwiegervater hatte das etwas in die Jahre gekommene Haus an den Ortsdurchfahrt gekauft. Bei gemütlichen Grillrunden im gemeinsamen Garten – Julia Kleespieß und Selina Hackl wohnen mit ihren Familien direkt im Haus nebenan – wurden die Pläne konkreter.

Im Erdgeschoss, wo einst der Keller war, könnte der Verkaufsraum entstehen. Dahinter wäre Platz für einen Lagerraum. Gemütlich soll es werden. „Die Menschen sollen gerne zu uns kommen“, sagt Hackl. Etwa morgens auf dem Weg zur Arbeit und zur Schule. Kaffee zum Mitnehmen oder was Leckeres für die Pause wollen sie anbieten.

In Hausen gibt es keine Einkaufsmöglichkeit

Für Hausen wäre solch ein Angebot geradezu revolutionär. Der letzte Einkaufsladen hat schon vor einer ganzen Weile dicht gemacht, den Markt in der Ortsmitte gibt es ebenfalls nicht mehr. „Das hat sich nicht rentiert“, erklärt die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier. Die Verwaltung überlege schon länger, wie man in Hausen wieder eine Einkaufsmöglichkeit schaffen könne. Mit ihrer Idee von einem Dorfladen seien Kleespieß und Hackl daher offene Türen eingelaufen. „Wir möchten eng mit Ihnen zusammenarbeiten und Sie unterstützen“, verspricht Widmaier den zukünftigen Unternehmerinnen.

Die würden am liebsten schon jetzt mit der Renovierung beginnen. Denn in dem alten Haus gibt es noch einiges zu tun, bis ein gemütlicher Dorfladen hier seinen Platz finden könnte. Doch Selina Hackl und Julia Kleespieß fahren noch mit angezogener Handbremse. Sie wollen erst einmal die Umfrage abwarten. „Und sollte es doch kein Laden werden, wir haben noch viele andere Ideen“, verspricht Selina Hackl.