Die Zahl der Senioren in den Kirchengemeinden steigt. Deshalb gestaltet ein Arbeitskreis der evangelischen Kirche diese Lebensphase aktiv.

Weil der Stadt - Großes Interesse bei der Auftaktveranstaltung des zum Jahresbeginn gegründeten Bezirksarbeitskreises Senioren (BAKS). Rund 50 Zuhörer fanden sich im evangelischen Gemeindehaus in Merklingen ein, um den Journalisten, Autoren und Sänger Jürgen Werth zu erleben.

 

Der programmatische Titel seines Vortrags „Mehr Anfang war selten“ lockte viele Ältere an. Der Medienmann – er war zuletzt zehn Jahre Direktor des Evangeliums-Rundfunks und Vorstandsvorsitzender von ERF Medien in Deutschland – las aus einem seiner Bücher Gedanken über das Älterwerden, über den Abschied aus dem Berufsleben und über seine Befindlichkeiten und Erfahrungen als Neu-Sechziger: „Mit sechzig gehört man plötzlich in eine Gruppe, zu der man nie gehören wollte“, so eine seiner Erkenntnisse.

Die Menschen sind es, die bleiben

Jürgen Werth stellte die Frage, was nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben bleibt. „Die Menschen sind es, die bleiben und die mein Leben reich machen“, so Werth. „Diese neue Lebensphase ist ein Ausbildungsberuf. Ich muss sie richtig lernen“, sagte der ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Allianz.

Wohl die meisten der Zuhörer in Merklingen waren an diesem Abend um die 60 Jahre alt, die meisten sogar über 65, wie Ursula Wagner, Bildungsreferentin und Beauftragte für Seniorenarbeit im Kirchenbezirk Leonberg, bei einer Umfrage feststellte. Etwa ein Drittel kam direkt aus Merklingen, der Rest verteilte sich auf andere Kirchengemeinden aus dem Altkreis Leonberg. Der Auftakt in Merklingen sollte dazu dienen, mit anderen in Kontakt zu kommen, um gemeinsame Aktivitäten zu planen, sagte Gerhard Holfelder aus Leonberg, der zusammen mit Erika Haffner, Pfarrerin in Mönsheim, eingeladen hatte. Gerhard Holfelder ist auch Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft evangelischer Senioren in Württemberg (Lages). Von dort hat er die Erkenntnis mitgebracht, dass in den nächsten 14 Jahren die Zahl der Gemeindemitglieder von 2,0 auf 1,6 Millionen sinken wird. Gleichzeitig wird die Zahl der Senioren von derzeit 375 000 auf 450 000 steigen. Grund genug also, sich dieser Altersgruppe besonders zuzuwenden. Gut ein halbes Dutzend Seniorenarbeitskreise gibt es schon in den Kirchenbezirken in Württemberg. Bis 2018 sollen diese flächendeckend aufgestellt sein. „Wir wollen kein weiteres Kirchengremium sein, das irgendetwas machen soll“, so Gerhard Holfelder, „sondern jungen und jung gebliebenen Senioren Möglichkeiten bieten, sich zu treffen, sich auszutauschen und Netzwerke zu bilden.“

Senioren-Arbeitskreise bilden Netzwerke

Wie das genau gehen soll, danach macht sich der Leonberger BAKS jetzt auf die Suche. „Manche Arbeitskreise beschäftigen sich mit der eigenen Biografie oder setzen sich kritisch mit der Demografie und dem Thema ‚Langes Leben lernen’ auseinander“, so Holfelder. Andere wiederum unternehmen Pilgerwanderungen, interessieren sich für den Kulturführerschein oder das Studium Generale. Und last but not least kommen sie zum Lauf- oder Wägelestreff zusammen, wobei Wägeles für den Rollator steht, so Holfeld, der in einem sechsköpfigen Team den BAKS des Kirchenbezirks Leonberg organisiert. „Es geht letztendlich darum, etwas Gutes für sich selbst zu tun.“ Was der BAKS Leonberg als nächstes anbietet, wird jetzt diskutiert.