Der Gemeinderat beschließt eine weitere Gebührenerhöhung. Von kommendem Jahr an müssen die Bürger mehr Geld für die Wasserversorgung zahlen. Die Stadt macht damit erstmals Gewinn mit dem kühlen Nass.

Weil der Stadt - Es ist kein schönes Weihnachtsgeschenk, das Verwaltung und Gemeinderat den Weiler Bürgern da unter den Baum gelegt haben. Von kommendem Jahr gelten neue Wasserpreise. Trinken, Duschen, Pflanzengießen – all das kostet in der Keplerstadt künftig mehr. „Das bereitet uns keine Freude“, beteuert der Kämmerer Ulrich Knoblauch in der Gemeinderatssitzung. Doch er sieht schlicht keine andere Möglichkeit.

 

Künftig kostet ein Kubikmeter Wasser, also 1000 Liter, 2,25 Euro. Bislang waren es 1,95 Euro. Hinzu kommen drei Euro Grundgebühr im Monat für den Zähler, die lang bisher bei 75 Cent. Was die Weiler Bürger in Zukunft für das kühle Nass aus dem Wasserhahn bezahlen müssen, rechnet Ulrich Knoblauch an einem Beispiel vor. So hat ein Vier-Personen-Haushalt in der Vergangenheit bei einem jährlichen Verbrauch von 120 Kubikmetern Wasser alles in allem 243 Euro gezahlt. Nun kommen 63 Euro oben drauf, fortan werden also 306 Euro im Jahr fällig. Letztlich hingen die Mehrkosten aber natürlich immer vom jeweiligen Verbrauch eines Haushalts ab, erklärt Ulrich Knoblauch.

Schon lange gilt in Weil der Stadt der gleiche Wassergebührensatz, das letzte Mal wurde vor sechs Jahren erhöht. Daher erscheint der Sprung nach oben nun umso größer. „Wir hätten das schon früher machen können oder gar sollen“, räumt Ulrich Knoblauch ein. Denn einen Gewinn habe man mit dem Wasser bisher nicht eingefahren. Stattdessen sei das Wasser kostendeckend veräußert worden, was der Gesetzgeber im Übrigen auch vorschreibt. Alle Mehrkosten habe die Stadt abgefangen. „Das ist aber jetzt nicht mehr möglich“, erklärt Knoblauch.

Wasser spült 280 000 Euro mehr in die Kassen

Denn zum einen wird das Bodenseewasser, das durch die Weiler Leitungen fließt, teurer. Andererseits hat der Gemeinderat nun mehrheitlich beschlossen, eine Konzessionsabgabe einzuführen. Das Wasserwerk muss künftig für Leitungen, die in den Straßen und Wegen der Keplerstadt verlegt sind, zahlen. Das wiederum wird auf die Verbrauchergebühren umgelegt. „Bei Strom und Gas ist das aber längst Standard“, erklärt der Kämmerer.

Über eine Konzessionsabgabe für das Wasserwerk wird schon seit Jahren diskutiert, schon im Sommer hat die Verwaltung angedeutet, dass sie einen Vorstoß in die Richtung machen will. Durch die Konzessionsabgabe könnten rund 150 000 Euro mehr in den städtischen Haushalt fließen. Hinzu kämen Einnahmen aus der sogenannten Gewinnerzielung. Bislang hatte die Stadt aus steuerlichen Gründen darauf verzichtet, mit der örtlichen Wasserversorgung Geld zu verdienen. Im Gegensatz zu anderen Städten im Kreis wie etwa Renningen, Leonberg oder Böblingen. Aufgrund der angespannten Haushaltslage und mit Blick auf anstehende Projekte sei es aber nun dringend geboten, diesen Schritt zu gehen, so der Kämmerer. Er betont, dass Gemeindeprüfanstalt und Landratsamt schon lange dazu raten. Laut Knoblauchs Berechnungen muss die Stadt über die Wassergebühren künftig mindestens 115 000 Euro Gewinn im Jahr machen. Drauf kommen noch 15 000 Euro Gewerbesteuern, die das Wasserwerk zahlen muss.

All das zusammengerechnet spült die Wasserversorgung also in Zukunft sprichwörtlich 280 000 Euro mehr in die Weiler Stadtkasse. „Das Geld bleibt bei uns und kann da eingesetzt werden, wo es gebraucht wird“, sagt der Kämmerer. „Weder die Kreisumlage noch das Finanzamt dürfen da ran.“

63 Euro mehr im Jahr – für die einen mag das ein Pappenstiel sein, andere aber spüren die Erhöhung deutlich im Geldbeutel. Der Verwaltung sei bewusst, dass dies eine weiterere, spürbare Belastung für die Bürger sei, sagt Knoblauch. Erst im November hatte der Gemeinderat eine Steuererhöhung zum neuen Jahr beschlossen (wir berichteten). Aber es sei nicht anders möglich, schließlich werde alles teuerer.

Grüne wollen keinen Gewinn rausschlagen

Ähnlich sieht das auch der CDU-Fraktionschef Martin Buhl. Es sei ein gangbarer Weg und die Stadt sei damit in guter Gesellschaft. Im kreisweiten Vergleich bewegt sich die Keplerstadt künftig im vorderen Drittel. „Außerdem rechtfertigen unsere Wasserqualität und die Versorgungssicherheit die Erhöhung allemal“, sagt Buhl. Der FDP-Rätin Brigitte Benzinger-König hingegen fällt diese Entscheidung nicht leicht. „Das trifft die Bürger. Aber die Haushaltslage zwingt uns dazu“, sagt sie und hebt anschließend bei der Abstimmung, wenn auch zögerlich, die Hand.

Zuvor holt der Grünen-Rat Wolfgang Fischer zur Gegenrede aus. Er verstehe die ganze Diskussion nicht. „Das Wasser ist doch ohnehin schon das einzige, das wir völlig kostendeckend verkaufen“, sagt er. Ob beim Schwimmbad, Friedhof oder Kindergarten – überall lege die Stadt drauf. Und ausgerechnet beim Wasser wolle man jetzt Gewinn machen? „Wir sollten uns mit der hundertprozentigen Kostendeckung zufrieden geben, damit ist es dann aber auch gut.“

Dass die Bürger einmal mehr zu Kasse gebeten werden, darüber ist der Bürgermeister Thilo Schreiber auch nicht sehr erfreut. Doch die Stadt habe auch einen Nachholbedarf, merkt er an. „Ich würde auch lieber Weihnachtsgeschenke verteilen“, sagt Schreiber. Aber er sieht es anders: „Die Bürger müssen zwar mehr zahlen, aber wir geben es ihnen aber an anderer Stelle wieder zurück.“