Die Bürger haben abgestimmt: Der neue Schultes ist der alte.

Wimsheim - Die Kirchturmuhr schlägt 18.30 Uhr. Im Sitzungssaal des Wimsheimer Rathauses steht die Luft, es ist proppevoll. Die Stimmung ist zum Zerreißen angespannt. Dem Amtsinhaber Mario Weisbrich ist die Nervosität ins Gesicht geschrieben, Schweiß rinnt ihm von der Stirn. Seine Frau Panja und die drei gemeinsamen Kinder haben ihn in ihre Mitte genommen. Auch seine Herausforderin, Beate Lämmle-Koziollek ist mit ihrer Familie gekommen. Kandidat Pierre Heckmann steht etwas fernab im Flur.

 

18.36 Uhr: Der Wahlleiter Hans Lauser betritt, gefolgt vom Wimsheimer Hauptamtsleiter Reinhold Müller, den Sitzungssaal. Es ist mucksmäuschenstill, als Lauser das Ergebnis verkündet: „Mario Weisbrich bekommt 65 Prozent der abgegebenen Stimmen.“ Fast eine Minute lang gibt es lauten Beifall für den Sieger, es wird gepfiffen und gejubelt.

Die Wahlbeteiligung ist hoch

Mario Weisbrich bekommt 1036 Stimmen, mehr als doppelt so viele wie seine Herausforderin Beate Lämmle-Koziollek. Die Wimsheimer Haushaltsökonomin schafft es mit 504 Stimmen (31,88 Prozent) auf Rang zwei. Der Stuttgarter Justizhauptwachtmeister Pierre Heckmann bekommt nur 32 Stimmen (2,02 Prozent) und die Sindelfingerin Fridi Miller sieben Stimmen (0,44 Prozent). Die Wahlbeteiligung ist hoch, knapp 70 Prozent der 2273 wahlberechtigten Bürger sind an die Urne gegangen. Wahlleiter Hans Lauser ist zufrieden.

Sichtlich erleichtert ist der neue und alte Bürgermeister. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir heute noch einmal ihr Vertrauen ausgesprochen haben“, sagt Mario Weisbrich mit leicht zittriger Stimme. Er wirkt, als sei eine zentnerschwere Last von seinen breiten Schultern abgefallen. „Es ist ein schöner Beweis dafür, dass ich die vergangenen acht Jahre keinen ganz schlechten Job gemacht habe.“

Bei seinen Mitbewerbern bedankt er sich für einen „fairen Wahlkampf“. Dann begrüßt er noch „ein paar besondere Gäste“: Den Landrat des Enzkreises, Bastian Rosenau, einige Bürgermeisterkollegen aus dem Enzkreis und den FDP-Landtagsabgeordneten Erik Schweickert. „Jungs, super, dass ihr da seid!“ Dann beginnt für Weisbrich das Händeschütteln, die Gratulanten stehen Schlange.

Etwas fernab des Trubels steht Beate Lämmle-Koziollek mit ihrer Familie und ihren Unterstützern. Die 53-Jährige wirkt recht entspannt, wenn auch ein wenig enttäuscht. „Wir nehmen es sportlich, so ist das Leben“, erklärt sie. Am Montag geht für sie der Alltag weiter, die Arbeit ruft. Schlecht findet sie ihr Wahlergebnis im Übrigen nicht. „Das ist eine gute Vorlage für die Kommunalwahl im nächsten Jahr“, sagt Beate Lämmle-Koziollek.

Heckmann ist enttäuscht

Total enttäuscht ist hingegen Pierre Heckmann. Vor der Auszählung hatte er auf ein zweistelliges Ergebnis gehofft. „So 10 bis 20 Prozent wären gut“, erklärte er noch wenige Minuten, bevor die Wahllokale schlossen. Schließlich habe er viel Geld und Zeit investiert, für den Wahlkampf hatte er sich Urlaub genommen. Ob er nun woanders kandidieren werde, wisse er nicht.

Wahlverliererin gibt sich gelassen

Groß ist die Spannung am Sonntagabend im Wimsheimer Rathaus. Zahlreiche Wähler, Mitglieder aller Gemeinderatsfraktionen sowie Bürgermeister aus den Nachbargemeinden sind gekommen, um die Ergebnisse der Bürgermeisterwahl live zu erfahren. Nachdem kurz vor 18 Uhr noch die letzten Stimmberechtigten ihre Wahlscheine rasch in die Urne geworfen hatten, beginnen die Wahlhelfer mit dem Auszählen. Währenddessen kommen immer mehr Neugierige ins Rathaus, Mario Weisbrich und Beate Lämmle-Koziollek in Begleitung ihrer Familien, Pierre Heckmann ist allein unterwegs.

Beate Lämmle-Koziollek. und ihre Familie. Foto: factum/Bach
Die beiden Gemeinderätinnen Rita Boller von der Liste Wimsheim Miteinander und Sandra Beck-Lankocz von der Liste Bürgerinitiative, die Beate Lämmle-Koziollek im Wahlkampf unterstützt hatten, sind vor der Bekanntgabe des Ergebnisses noch optimistisch, dass es für ihre Kandidatin reichen könnte. Als klar wird, dass der derzeitige Amtsinhaber Mario Weisbrich die Wahl mit deutlichem Abstand für sich entschiedet, ist die Enttäuschung bei den beiden sichtbar.

Manche sind enttäuscht, andere freuen sich

„Es ist zwar sehr enttäuschend“, sagt Rita Boller, aber das sei nun mal der Wählerwille. Während im Ratssaal mit Sekt auf den Wahlsieger angestoßen wird, findet Sandra Beck-Lankocz doch noch einen positiven Aspekt: „ Ich bin froh, dass wir eine so hohe Wahlbeteiligung hatten. Das zeigt schon, dass wir etwas bewegt haben.“ Auf die Frage, ob sich durch die deutliche Bestätigung von Bürgermeister Mario Weisbrich im Amt künftig etwas an der Zusammenarbeit im Gemeinderat ändern werde, sagt Beck-Lankocz: „Dazu braucht es immer zwei Seiten.“

Sehr zufrieden mit dem Wahlausgang ist Joachim Kurz von der Interessengemeinschaft für Wimsheim. „Das habe ich mir gewünscht. Besser hätte es nicht kommen können“, sagt er. Auch Thomas Fritsch, der Bürgermeister der Nachbargemeinde Mönsheim, ist spürbar entspannt. „Ich bin froh, dass ich mit einem so kompetenten und erfahrenen Bürgermeisterkollegen weiter zusammenarbeiten kann“, so Fritsch. Schließlich habe man eine Reihe von gemeinsamen Projekten wie etwa die Zweckverbände, in denen die Kommunen gemeinsame Aufgaben lösen müssen.

Einer, der schon am Wahlabend Konsequenzen für seine weitere kommunalpolitische Tätigkeit im Gemeinderat zieht, ist Stefan Döttling von der Liste Bürgerinitiative. Er werde auf keinen Fall mehr zur Kommunalwahl im kommenden Jahr antreten. Er sei sehr enttäuscht vom Ergebnis und wisse „mit seiner Zeit Besseres anzufangen.“ Tröstende Worte findet er dann aber doch noch für die Wahlverliererin. „Du hast einen super Job gemacht. Lass dich drücken“, ruft er Beate Lämmle-Koziollek zu und umarmte sie. Und auch die beiden Töchter der unterlegenen Kandidatin finden lobende Worte: „Wir sind stolz auf unsere Mutter“, sagen sie unisono. Schließlich habe sie auf Anhieb fast ein Drittel der Stimmen erhalten.

Kommentar: Eine ganz klare Sache

Die Wimsheimer haben abgestimmt – und das mehr als deutlich. Mit knapp 66 Prozent haben sie Mario Weisbrich im Amt bestätigt. Es ist ein klares Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass Weisbrich die Bürger mit seiner Arbeit der vergangenen Jahre überzeugt hat. Und dafür, dass sie wollen, dass es in den nächsten acht Jahren auch in die vom Bürgermeister – und vom Gemeinderat – eingeschlagene Richtung weitergeht.

Dass das Wahlergebnis am Sonntagabend dann doch so eindeutig ausfällt, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Die Tage und Wochen vor der Wahl waren unruhig, die Stimmung im Ort schwer einzuschätzen. Zwar hat sich Weisbrich in seiner ersten Amtszeit so manche Pfunde erarbeitet, etwa den Ausbau der Kinderbetreuung oder die Neugestaltung der Wimsheimer Ortsmitte. Doch seine stärkste Konkurrentin Beate Lämmle-Koziollek stand auch nicht mit leeren Händen da. Sie hat sich in einer Steuerungsgruppe für Wimsheim als Fairtrade-Gemeinde eingesetzt, auch beim Gemeindeentwicklungskonzept hat sie sich eingebracht. Und: „Sie hat einen professionellen Wahlkampf gemacht, das muss man schon sagen“, entfährt es am Wahlabend einem Weisbrich-Befürworter.

Am Ende hat dann aber doch Weisbrich mit seiner jahrelangen Verwaltungserfahrung überzeugt. Und wohl auch damit, dass er zu getroffenen Entscheidungen steht und Gegenwind aushalten kann. Das hat er gerade im Streit um die Ansiedlung der Goldscheideanstalt C. Hafner oft bewiesen