Die bürgerliche und die kirchliche Gemeinde haben 1922 ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aufgestellt. Wo die Tafeln verblieben sind, ist nicht bekannt.

Leonberg - Was hat jeder noch so kleine Ort im Umland, das Leonberg nicht hat? Es ist das klassische Kriegerdenkmal mit den in Stein gemeißelten Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Dagegen steht heute noch im alten Friedhof an der Seestraße das Denkmal des Stuttgarter Bildhauers Daniel Stocker, das den Titel „Leid“ trägt. Diesem wurden nachträglich noch die Jahreszahlen des Zweiten Weltkrieges hinzugefügt.

 

Wie die Stadtarchivarin Bernadette Gramm aus den zeitgenössischen Gemeinderatsprotokollen recherchiert hat, war sich von Anfang an die bürgerliche und die kirchliche Seite in Leonberg uneins, ob ein städtisches, ein kirchliches oder ein gemeinsames Denkmal errichtet werden soll. Im August 1920 fiel dann im Gemeinderat die Entscheidung, dem Antrag des Krieger- und Militärvereins stattzugeben. Das Stadtpfarramt wollte ein gemeinsames Denkmal in der Vorhalle der Kirche errichten. Die bürgerliche Mehrheit im Stadtrat stimmte dann gegen die sechs SPD-Räte für ein gemeinsames Denkmal von Kirche und Stadt, aber auf dem Friedhof. Zwei SPD-Räte hatten angeregt, das Geld lieber für die Hinterbliebenen zu verwenden.

Das Modell „Abgekämpft“

Daraufhin wurde ein Bildhauer-Wettbewerb ausgeschrieben und dem Gemeinderat im Februar 1921 drei Modelle vorgelegt. Diese wurden zur Beurteilung einer Sachverständigen-Kommission des Vereins Württembergischer Kunstbildhauer vorgelegt. Wie das „Leonberger Tagblatt“ berichtete, hatte der erste Entwurf das Kennwort „Leid“ und stammte vom Kunstbildhauer Professor Daniel Stocker aus Stuttgart. Der zweite Entwurf unter dem Motto „Abgekämpft“ war von Professor Robert Poetzelberger. Den dritten Entwurf, Motto: „Die Gemeinde betrauert ihre gefallenen Söhne“, hatte der Stuttgarter Bildhauer Hermann Jung eingereicht. Sämtliche Modelle wurden auch im Sitzungssaal des Rathauses zur öffentlichen Besichtigung durch die Bürger aufgestellt.

Das Modell „Abgekämpft“, das eine Ritterfigur zeigte, beurteilten die Sachverständigen als altertümlich, vermuteten aber, dass der Künstler den Entwurf „anscheinend dem alten Leonberg mit seinen alten Denkmälern und seinen geschichtlichen Erinnerungen ... einfügen wollte.“ Beim Entwurf „Die Gemeinde betrauert ihre gefallenen Söhne“, der teuerste übrigens, wären Änderungen in der Aufstellungsweise notwendig gewesen, was die Sachverständigen als negativ bewerteten.

Das Modell „Leid“

Im Gemeinderat wurde das Vorhaben wegen der schlechten städtischen Finanzen von einigen Stadträten infrage gestellt. Bürgermeister Gotthilf Funck plädierte für das Modell „Leid“. Der Gemeinderat stimmte mit neun zu fünf Stimmen zu. Stocker sollte allerdings nur 40 000 statt 35 000 Mark bekommen.

Weil die Stadt für den Bau der Lindenstraße 10 000 Mark mehr staatliche Zuschüsse gab, schlug der Bürgermeister vor, diese für das Kriegerdenkmal zu verwenden und auf eine Sammlung zu verzichten, zumal die Kirche für ihr eigenes Denkmal sammle. Der Gemeinderat lehnte das ab und bestand auf der Sammlung.

Im April 1922 bat Stocker um zusätzliche 22 000 Mark. Löhne und Materialkosten waren um fast das 30-fache gestiegen. Der Gemeinderat wollte erst nur die Hälfte gewähren, lenkte dann ein und so wurde das Denkmal für 57 000 Mark errichtet. Am Totensonntag, am 26. November 1922, wurde das Kriegerdenkmal eingeweiht.

Das Ehrenmal an der Stadtkirche fehlt

Die Kirche hatte ein eigenes Ehrenmal für die Gefallenen an der Außenwand des Chores errichtet und es am 18. Juni eingeweiht. Nur mit sieben zu sechs Stimmen hatte der Gemeinderat die städtische Beteiligung an der Feier genehmigt. Der Kirchenchor sang, der Stadtpfarrer Schreiber verlas von der Kanzel die Namen der 101 Gefallenen. Dekan Lachenmann bedauerte, dass sich nicht einmal bei diesem Anlass die ganze Gemeinde ohne Unterschied der Partei zusammenfinden konnte.

Das Ehrenmal an der Stadtkirche ist nicht mehr vorhanden. Sein Bestand ist bis in die 1960er Jahre dokumentiert. „Vermutlich wurde es bei der grundlegenden Renovierung der Stadtkirche im Jahr 1963 entfernt“, sagt die Stadarchivarin. Wo es verblieben ist, konnte sie nicht ermitteln.

Veranstaltungen am Volkstrauertag

Leonberg
Die zentrale Gedenkstunde am Sonntag, 18. November, findet um 11.30 Uhr am Friedensmahnmal im Stadtpark statt. Oberbürgermeister Martin Kaufmann und Pastoralreferent Jürgen Oettel von der katholischen Kirche Leonberg halten eine Ansprache. Die Totenehrung nimmt Wolfgang Wendorf vom VdK vor. Den musikalische Rahmen gestalten der ökumenische Bläserkreis und der Unterstufenchor des Johannes-Kepler-Gymnasiums. Mit einem Spiel des Posaunenchors in der Aussegnungshalle des neuen Friedhofs wird in Höfingen um 11.15 Uhr die Gedenkfeier eröffnet. Es sprechen die Ortsvorsteherin Bärbel Sauer, Pfarrer Damian Bednarek für die katholische Kirchengemeinde und Johann Steger für den Vdk-Ortsverband. Der ökumenische Kirchenchor singt.

Weil der Stadt
Im Einvernehmen mit den VdK-Ortsverbänden findet auf dem Friedhof von Schafhauen eine gemeinsame Gedenkfeier statt. Diese beginnt um 12 Uhr. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Posaunenchor. Ansprachen halten Pfarrer Tobias Neumann, die Vorsitzende des VdK-Ortsverbandes Helena Maier sowie Bürgermeister Thilo Schreiber.

Weissach
Auf dem Friedhof Flacht wird um 11.30 Uhr der Opfer von Krieg und Terror gedacht. Es sprechen Bürgermeister Daniel Töpfer, Gisela Rockenfeller-Ziehmann (VdK) und Pfarrer Harald Rockel. Die syrische Flüchtlingsfamilie Al Turk spricht über ihr Schicksal. Mönsheim
Am Mahnmal findet um 11.15 Uhr die Gedenkfeier statt, die der CVJM-Posaunenchor begleitet. Bürgermeister Thomas Fritsch spricht und legt einen Kranz nieder.

Heimsheim
Die Gedenkfeier findet um 11.15 Uhr beim Ehrenmal auf dem Friedhof statt