Das Unwetter am Donnerstagabend führt zu zahlreichen Einsätzen der Feuerwehr.

Leonberg - Viele Menschen im Altkreis dürften am Donnerstagabend den Eindruck gehabt haben, dass bald die Welt untergeht. Von hochgedrückten Gullydeckeln in Gebersheim und Autos, die in den Wassermassen ihren Geist aufgeben, berichtet eine Frau auf unserer Facebook-Seite. Eine andere erzählt von Sturzbächen, die in den Garten geströmt sind. Trotz des Unwetters haben aber die meisten ihren Humor nicht verloren: „Ich habe auf dem Heimweg mal eben den Bootsführerschein gemacht“, schreibt eine Frau.

 

Gebersheim ist stark betroffen

Viel Beseneinsatz war vor dem Supermarkt in Gebersheim gefordert: Der Starkregen hatte die Hauptstraße überflutet. Viele Autofahrer verursachten Wasserwellen, die sich in Richtung des Supermarkts ergossen. Die Mitarbeiter waren permanent damit beschäftigt zu verhindern, dass Wasser in den Laden drang, berichtet unser Leser Gerhard Franz aus Weissach, der zu der Zeit gerade im Supermarkt einkaufte.

Dass Gerbersheim außergewöhnlich stark vom Unwetter betroffen war, bestätigt auch Stefan Rometsch, der Erste Kommandant der Feuerwehr Leonberg. „Dort waren wir an sechs oder sieben Stellen im Einsatz, vor allem Keller und Tiefgaragen mussten ausgepumpt werden“, erzählt er.

Im Silberberg steht das Wasser im Zuchthof

Den aufwändigsten Einsatz erforderte jedoch ein Schweinezuchthof im Bereich Silberberg zwischen Leonberg und Rutesheim, der wegen seiner Hanglage besonders unter dem Starkregen litt: „Dort sind massiv Wasser und Schlamm in die Stallungen geflossen“, erklärt Rometsch, „das war eine Riesensauerei.“ Besonders gefährdet waren rund 250 Ferkel, die teilweise erst einen Tag vorher zur Welt gekommen waren. „Die Wasser- und Schlammmassen liefen durch den Stall in den Lüftungsschacht. Ohne Lüftung wäre die Temperatur dort stark gestiegen“, erläutert der Erste Kommandant die Problematik der Aufgabe.

Die Feuerwehrleute pumpten den Schacht aus und zusammen mit einigen herbeigeeilten Landwirten entsorgten sie mehrere Güllefässer voll Dreck. „Gut gerochen haben wir alle nicht“, sagt Rometsch sarkastisch. Für das Ausräumen und Reinigen der Ställe war auch ein Team von 22 Mitarbeitern des THW im Einsatz, die Leonberger Feuerwehr war mit fünf Fahrzeugen und 30 Mann vor Ort. „Es war eine echte Materialschlacht, die ich in 30 Jahren noch nie erlebt habe und auch nicht mehr erleben möchte“, sagt Rometsch.

Starkregen in Rutesheim

Auch in Rutesheim hat der Starkregen zu zahlreichen Einsätzen der Feuerwehr geführt. „Die Einsatzkräfte mussten in sechs Häusern Keller auspumpen, teilweise hatten sich die Bewohner allerdings schon selbst mit Eimern und Lappen beholfen“, berichtet Martin Killinger, der Erste Beigeordnete der Stadt.

Das Unwetter habe quer durch Rutesheim gewütet, die Einsätze seien in der Schellingstraße, der Lessingstraße, in der Robert-Bosch-Straße und im Heuweg gewesen. „Es war ein ziemlich heftiges Starkregenereignis. Mitarbeiter der Kläranlage haben uns gemeldet, dass in einer halben Stunde 46 Liter Regen pro Quadratmeter in Rutesheim niedergegangen sind“, sagt der Erste Beigeordnete. An städtischem Eigentum habe es jedoch keine größeren Schäden gegeben.

Kanalsysteme sind überfordert

Ein paar Kilometer weiter in Renningen musste die Feuerwehr aufgrund des Unwetters am Donnerstagabend ebenfalls ausrücken. „Das Kanalsystem konnte die großen Mengen an Wasser, die durch den Regen auf die Erde kamen, nicht mehr aufnehmen“, erklärt Kommandant Erhard Mohr von der Feuerwehr Renningen. Genau wie zwei Wochen zuvor habe es in der Rankbachstraße und der Mühlgasse einen erhöhten Wasserpegel gegeben. Die Feuerwehrleute war bis etwa 20.30 Uhr im Einsatz. Die Schäden waren jedoch noch überschaubar: „Die Menschen haben sich größtenteils selbst beholfen“, führt er weiter aus. Die Situation habe somit kein größeres Ausmaß angenommen und sei schnell unter Kontrolle gebracht worden.