Naturführer Rolf Rempp ist bei Sonnenschein und eisigen Temperaturen mit einer kleinen Gruppe auf winterlicher Erkundungstour.

Weil der Stadt - Das Heckengäu ist eine reich strukturierte Landschaft. Liebenswerter Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Dabei folgt die bandartige Form des Heckengäus dem Gestein des Muschelkalks im Untergrund. Die Böden über dem Muschelkalk sind oft flachgründig und steinig – jahrhundertelang haben Menschen Steine von den Äckern gelesen und entlang der Grundstücksgrenzen abgelagert. An den so entstandenen Lesesteinriegeln haben sich die Hecken angesiedelt, die dem Heckengäu den Charakter und den Namen gegeben haben.

 

„Der untere Muschelkalk, die Kuppen, sind sehr flachgründig. Da ist nicht viel Humusauflage. Man kann hier ackern, da wird nicht viel“, unterstreicht der Naturführer Rolf Rempp. Dies sei auch der Grund, dass vor gut 500 Jahren rund um Schafhausen bis zu dreiviertel der Fläche als Schafweide ausgewiesen wurde. Heute gehören dornige Schlehen genauso zum Bild des Heckengäus, wie auch die Brombeere, um zwei Beispiele zu nennen. „Die Brombeere ist das ganze Jahr grün“, weiß daraufhin Rolf Rempp. „Sie ist das Magenmittel für Reh und Hase. Wenn es ihnen schlecht geht, essen sie Brombeerblätter. Wir Menschen trinken Brombeertee aus Blättern oder Blüten“. Zudem ist der Hartriegel mit seinen roten Zweigen beeindruckend.

Vor 200 Jahren gab es hier Wein

Auch, dass der Käppelesberg vor rund 200 Jahren ein Weinberg gewesen sei, war auf dem Rundgang zu erfahren. Und ließ man seinen Blick schweifen, so waren sie auch noch zu sehen – die Weinbergsmauern, die seinerzeit terrassenförmig angelegt wurden.

Doch ist die Reinheit der Hecke oft auch von Bäumen durchwachsen. „Die Esche ist der Tod der Hecke“, stößt Rempp hervor. Denn wenn in den Hecken Bäume wachsen, haben viele Hecken durch die Beschattung der Großgewächse keine Chance mehr, sich zu entwickeln. Und auch die chemischen Vorgänge arbeiten hier dann oftmals gegen sie. „Die Hecke ist wertvoll als Saum-Biotop in unserer Landschaft“, unterstreicht der Experte. So ist sie für viele Pflanzen und Tiere Heimat und gerade auch deshalb schützenswert. „Die Säume sind das Wesentliche in unserer Landschaft und das Heckengäu hat noch diese Säume“, schwärmt er.

Anhand der Spuren im Schnee konnten die Teilnehmer ebenfalls die Tierwelt des Heckengäus besprechen. So sind beispielsweise Fuchs, Wildschwein, Marder, Hase, Eichhörnchen und Reh hier beheimatet. Dazu kommen die verschiedenen Vogelarten. „Hier ist ein Heckengäu-Geier“, lächelt Rempp und meint den Mäusebussard, der gen Himmel seine Kreise zieht. Auch Bergfinken und Blaumeisen waren zu beobachten. Selbst Wolf und Goldschakal waren wohl schon zu Gast im Heckengäu.

Tiere machen alles zielgerichtet

„Viele Wildtiere, wie beispielsweise Füchse, gehen zielgerichtet durch die Natur“, sagt Rolf Rempp eindringlich. „Die laufen nicht spazieren. Tiere machen alles zielgerichtet, nur Menschen tappen umeinander“, erzählt der Naturführer.

Rolf Rempp hat seine Liebe zur Natur bereits als Kind entdeckt. „Schon als Zehnjähriger hat mich die Natur interessiert. Meine Eltern waren auf dem Feld und ich bin in der Hecke gesessen und hab Steine umgesetzt, in der Hoffnung, dass ich eine Versteinerung finde“, lächelt er.

So ist das Heckengäu die Heimat des Rolf Rempp. Gemeinsam mit weiteren Heckengäu-Naturführern hat er es sich zur Aufgabe gemacht, das erworbene Wissen über die Vielfalt, Schönheit und Einzigartigkeit des Heckengäus lebendig und erlebnisorientiert weiterzugeben. Denn Rolf Rempp weiß: „Man kann viel sehen in der Natur, wenn man nur hinschaut“.