Die alten Planer wollen, dass beim Umbau nichts verändert wird. Sie sehen ihr Urheberrecht verletzt.

Leonberg - Wenn ich dann ja nicht mehr reden könnte, würde ich sagen: Ich bin sprachlos. So sage ich: Ich bin fassungslos!“ Nicht nur Sebastian Werbke von den Grünen war baff. Auch die anderen Stadträte waren mehr als verwundert, als ihnen Oberbürgermeister Martin Kaufmann eröffnete, dass der vorgesehene Beschluss zur Sanierung des Leobades noch nicht gefasst werden kann.

 

Der Grund: Die Architekten, die das vor 28 Jahren fertiggestellte Freibad entworfen hatten, sehen in den aktuellen Sanierungsplänen ihr Urheberrecht verletzt. Barbara Hofmann und Reinhard Kühn stören sich daran, dass Beckenaußenkanten begradigt werden sollen und „prägende Wasserflächen“ wegfielen. Außerdem vermissen sie „die fehlende Farbigkeit und Kleinteiligkeit.“ Fazit der früheren Planer: „Damit sind wesentliche Gestaltungsprinzipien verletzt und die spezielle Ausformung der Gesamtanlage nicht mehr erkennbar.“

Briefe an Brenner und Kaufmann

Ihre Bedenken haben Hofmann und Kühn dem Baubürgermeister Klaus Brenner in einem Brief vom 15. Februar mitgeteilt, nicht ohne auf das sogenannte Entstellungsverbot im Urheberrechtsgesetz hinzuweisen. Demnach kann ein Urheber, im aktuellen Fall sind das die Architekten des Leobades, gegen eine Veränderung an seinem Werk vorgehen, wenn er darin „seine geistigen oder persönlichen Interessen“ gefährdet sieht. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, ließen sie es nicht beim Brief an den Baubürgermeister bewenden. Am Montag, einen Tag vor der Ratssitzung, in der die 15 Millionen Euro schwere Sanierung beschlossen werden sollte, wandten sich die beiden früheren Leobad-Planer schriftlich auch an den Oberbürgermeister.

„Anstatt immer nur auf die Ausgabenseite zu schauen und durch falsche Sparmaßnahmen in eine Negativspirale zu kommen“, so schreiben sie an Martin Kaufmann, sollten lieber durch „zusätzliche Attraktionen“ neue Besuchergruppen erschlossen werden.

Hofmann und Kühn plädieren für den „Erhalt der Gesamtanlage mit seinen Alleinstellungsmerkmalen“. Dabei haben unter anderem sie neben den blauen Farbkacheln, die durch Edelstahl ersetzt werden sollen, das beheizte Innenbecken in der Wärmehalle im Visier, das aus Kostengründen nicht mehr vorgesehen ist.

„Architekten stets eingebunden“

Klaus Brenner kann die Kritik auf den letzten Drücker nicht nachvollziehen. „Es war in den bisherigen Besprechungen nie erkennbar, dass das für die Architekten so ein Problem darstellt“, erklärt der Baubürgermeister auf Nachfrage unserer Zeitung.

Natürlich seien Barbara Hofmann und Reinhard Kühn in die Gespräche stets eingebunden gewesen. Und das werde künftig so bleiben. Auch im Gemeinderat stießen die plötzlichen Einwände auf Verwunderung. Gerade bei der geplanten Edelstahlausstattung habe es keine Bedenken gegeben, erinnerten sich Jutta Metz (Freie Wähler) und Ottmar Pfitzenmaier (SPD) an ein Planungstreffen im Dezember.

Nun soll ein rasches Gespräch mit den Architekten, an dem die Verwaltungsspitze, Fachleute aus dem Planungsamt und Stadträte teilnehmen, doch noch eine Einigung bringen. Die Zeit drängt: Schon in zwei Jahren soll die Sanierung über die Bühne gegangen sein. Dass am Ende das eintritt, was die CDU-Fraktionschefin Elke Staubach und Frank Albrecht von der Wählergemeinschaft SALZ in den Raum stellten, ist zumindest unwahrscheinlich.

Beide regten an, über einen kompletten Neubau an einem anderen Standort nachzudenken. „Für die 15 Millionen Euro müsste das machbar sein“, meinte Staubach. Albrecht wirbt schon seit längerem dafür, in Sachen Freibad mit Rutesheim gemeinsame Sache zu machen. Doch die anderen Fraktionen halten am Leobad fest.