Gerne hätte sie den inoffiziellen Titel „schnellste deutsche Frau“ gewonnen. Doch bei den Triathlon-Weltmeisterschaften über die Mitteldistanz in Zell am See musste sich Julia Gajer im nationalen Vergleich ihrer Konkurrentin, der Fränkin Anja Beranek geschlagen geben, die als Gesamtdritte die Ziellinie überquerte. Gajer kann mit ihrer Platzierung ganz gut leben. „Für mich war dieses Rennen nicht ganz so wichtig, sondern nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Hawaii.“

Ditzingen - Gerne hätte sie den inoffiziellen Titel „schnellste deutsche Frau“ gewonnen. Doch bei den Triathlon-Weltmeisterschaften über die Mitteldistanz in Zell am See musste sich Julia Gajer ihrer Konkurrentin, der Fränkin Anja Beranek geschlagen geben, die als Gesamtdritte die Ziellinie überquerte. Weltmeisterin wurde die Schweizerin Daniela Ryf, die in gewohnter Manier in einer anderen Liga startete und die 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 auf dem Rad und den Halbmarathon über 21,1 Kilometer in 4:11,34 Stunden bewältigte. Sie nahm der Vizemeisterin, der Kanadierin Heather Wurtele einige Minuten ab (4:23,07). Anja Beranek benötigte 4:24,10 Stunden, Julia Gajer auf dem sechsten Rang 4:29,53.

 

Die Ditzingerin kann mit ihrer Platzierung ganz gut leben. „Für mich war dieses Rennen nicht ganz so wichtig, sondern nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Hawaii.“ Auf der Insel Big Island startet sie am 10. Oktober beim Ironman, den Weltmeisterschaften über die Langdistanz. Dann werden bei brütender Hitze und starken Winden 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Rad- und 42 Laufkilometer zu bewältigen sein. Und für diese WM hat sie sich einiges vorgenommen, war sie doch im vergangenen Jahr sechsschnellste Frau und erfolgreichste deutsche Teilnehmerin. Ihre eigene Messlatte liegt also hoch. „Der Sieg auf Hawaii wird aber nur über Daniela Ryf gehen, und da sind die Abstände zur Konkurrenz nicht so deutlich wie auf der Mitteldistanz“, sagt Julia Gajer.

Im Juli hatte sie den zweiten Platz beim Ironman in Frankfurt gefeiert. Anfang August wollte sie bei den Europameisterschaften in Wiesbaden über die Halbdistanz an den Start gehen, sagte aber kurzfristig ab. „Ich hatte mir den Magen verdorben und wollte kein Risiko eingehen, das war eine reine Vorsichtsmaßnahme.“ Das aktuelle Rennen in Zell am See wurde morgens um 10.45 Uhr gestartet – also bereits bei größter Hitze. „Auf die Halbdistanz habe ich mich nicht speziell vorbereitet, die Geschwindigkeiten sind schneller als beim Ironman“, sagt die 33-Jährige aus Ditzingen, die ihr Hobby vor einigen Jahren zum Beruf gemacht hat. Mit dem Schwimmen war sie ganz zufrieden. „Ich schaffte es relativ weit vorne im Feld aus dem Wasser und kam auf dem Rad gut in Schwung.“ Den Zeller See verließ die US-Amerikanerin Laura Brandon als Führende. Hinter der Tschechin Radka Vodickova folgte schon Topfavoritin Daniela Ryf in die Wechselzone. Bereits auf den ersten 20 Kilometern hatte die Schweizerin ihren Rückstand von 50 Sekunden wettgemacht und sich an die Spitze des Feldes gesetzt.

Nur wenige Sekunden dahinter folgten Anja Beranek, die US-Frauen Alicia Kaye und Laura Brandon in den Anstieg in Richtung Flitzensattel. Es ging auf 1280 Meter hinauf, zum Schluss war eine bis zu 14 Prozent Steigung zu überwinden. Ryf löste sich von ihren Verfolgerinnen, nur Beranek konnte der Schweizerin noch einigermaßen folgen. Eineinhalb Minuten trennten die beiden auf dem Scheitelpunkt, der Rest des Feldes war dort mehr als dreieinhalb Minuten zurück. „An diesem Berg habe ich Körner gelassen, dafür musste ich büßen“, sagt Julia Gajer. Sie verlor einige Plätze, die sie dann aber wieder beim Laufen wettmachen konnte. „Ich habe ein paar Mädels überholt“, sagt die promovierte Apothekerin. An der Spitze machte Daniela Ryf das Rennen. Auf den Verfolgerplätzen musste sich Anja Beranek kurz vor dem Ziel noch der Kanadierin Heather Wurtele geschlagen geben.

Julia Gajer wird in dieser Woche etwas kürzer treten und kann sich so von den Strapazen der WM erholen. Am kommenden Sonntag reist die Ditzingerin mit ihrem Team weiter nach Texas ins Trainingslager, um sich schon mal den klimatischen Bedingungen, die auf Hawaii vorherrschen, anzupassen. „Ich habe ja jetzt Preisgeld gewonnen, da kann ich die Reise finanzieren“, sagt Gajer und lacht. Die drei Wochen werden noch einmal richtig hart. Der Tagesablauf könnte so aussehen: Morgens stehen bis zu vier Kilometer Schwimmen auf dem Programm, dann 150 Kilometer auf dem Rad. Ihren Arbeitstag beschließen die Profis mit einem Halbmarathon. Bei einer 40-Stunden-Woche dürfen aber die Erholungsmomente nicht fehlen.

Zehn Tage vor dem Ironman wird Julia Gajer dann weiter nach Hawaii fliegen und sich dort auf den großen Tag vorbereiten. Die Strecke kennt sie bereits aus dem vergangenen Jahr. Und sie weiß: das wird mit Sicherheit kein Zuckerschlecken.