Die Beteiligung an der Partnerschaftsfeier hält sich in Grenzen, Begegnungen werden seltener.

Korntal-Münchingen - Sie halten die Fahne Europas hoch und bekräftigen die seit Jahrzehnten andauernde Ringpartnerschaft der drei Städte Tubize (Belgien), Mirande (Frankreich) und Korntal-Münchingen. Sie geben aber auch zu, dass praktische Begegnungen schon einfacher waren. „Am Anfang sind wir mit zwei Bussen gekommen, heute sind es noch acht oder zehn Personen“, sagte der Bürgermeister von Mirande, Pierre Beaudran, am Rande der Europatagsfeier am Samstag in Münchingen. Das bestätigte Bruno Berteau aus Tubize: „Große Gruppen kommen nur noch zu großen Feiern, vor allem ältere Leute. Jugendliche haben kein großes Interesse mehr.“ Wenn sich Menschen aus den Partnerstädten begegneten, spiele die internationale Politik fast keine Rolle.

 

Macron „stürmisch mit seinen Ideen“

Die jüngsten Bekenntnisse des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu Europa begrüßt der Bürgermeister aus der französischen Provinzstadt zwar sehr. Pierre Beaudran sagt aber im persönlichen Gespräch, für Macron müsse alles immer sehr schnell gehen, er finde „manchmal nicht die richtigen Worte“, sei gelegentlich „ein bisschen spontan“ und „zu stürmisch mit seinen Ideen“. Europa insgesamt, so der 74-Jährige in seiner Ansprache, sei schüchtern geworden, die Europäer „sind auf ihren Lorbeeren eingeschlafen“. Europa müsse kraftvoll denken, „mit dieser Kraft auf die internationale Szene Einfluss nehmen, Europa verteidigen und seine eigenen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Interessen fördern – das ist es, worauf seine Völker heute warten“. Ein starkes und einheitliches Europa werde unerlässlich. Voll zu Macron und seinen Ideen bekannte sich hingegen Alexander Noak, der Erste Beigeordnete von Korntal-Münchingen: Der Präsident strebe eine noch engere Partnerschaft Frankreichs mit Deutschland an, „was ich ausdrücklich begrüße“.

Bruno Berteau aus dem belgischen Tubize betonte, die Menschenrechte in Europa würden „heute immer noch zu oft missachtet – sogar in unseren Ländern“. Die Dreier-Partnerschaft bilde ein Netzwerk der Gastfreundschaft, sei ein Nährboden für Respekt, Austausch und Brüderlichkeit. „Diese Botschaft müssen wir weiter verbreiten und unsere Kinder erziehen, jeden Einzelnen auf seine Art zu respektieren.“

Viele Freundschaften halten nach zehn Jahren noch

In der Praxis aber, so der Sportlehrer gegenüber unserer Zeitung, sei das nicht einfach. Am Anfang seiner Partnerschaftsarbeit habe er Sportcamps angeboten, sei zweimal mit jugendlichen Schülern aus Tubize nach Korntal-Münchingen gefahren. „Das war das Beste, was ich je gemacht habe.“ Nach zehn Jahren würden Teilnehmer von damals noch Freundschaften pflegen.

Heute hingegen müsse für die Städtepartnerschaft Neues ausprobiert werden. Für viele Menschen habe ein Ausflug nach Tubize oder Mirande keinen Reiz, „sie meinen, sie kennen Frankreich und Belgien schon“. Noch etwas sei ein Hinderungsgrund: „Sie haben Angst. Angst, jemanden privat kennenzulernen, Angst, in der Wohnung von Fremden zu übernachten. Und die Eltern wollen ihre Kinder nicht mehr allein in fremde Familien gehen lassen.“

Vielleicht war nicht nur der Termin am Brückentags-Wochenende der Grund, warum die Feier nur von 80 Menschen besucht wurde, es waren auch schon Hunderte. Und die jazzigen Chansons, auch aus Frankreich, passten zwar gut – aber welchen Bezug hatten die Profimusiker zu den Städten, die ihre Partnerschaft feierten?