Der geistig behinderte Sportler vertritt Deutschland bei den Global Games in Ecuador, muss das jedoch selbst finanzieren. Er trainiert unter anderem bei der KSG Gerlingen und dem TSV Korntal.

Leonberg - Ein Video, das den geistig behinderten Tischtennis-Sportler Hartmut Freund Ende Mai beim Weltranglistenturnier in Bayreuth zeigt, hat im Internet ein großes Echo ausgelöst. Es wurde in den vergangenen Wochen auf Social-Media-Kanälen rund 200 000 Mal aufgerufen, etwa 5000 Mal mit „Gefällt mir“ bedacht und rund 1500 Mal geteilt. Der Tischtennis-Weltverband ITTF (Nichtbehindertensport), der Weltverband für Leistungssportler mit intellektueller Behinderung, INAS, alle großen Tischtennis-Fachseiten in Deutschland sowie die beiden größten Fachseiten in Frankreich und Großbritannien, Tennis de Table und TableTennisDaily, haben den gut einminütigen Zusammenschnitt auf Facebook gestellt. Auch der Weltranglistenvierte, Dimitrij Ovtcharov, verbreitete das Video auf seiner Fanpage. Die Zahl der Facebook-Fans von Hartmut Freund ist – mitbedingt durch den großen Erfolg des Videos – von weniger als 700 zum Jahresanfang auf aktuell 1675 gestiegen.

 

Der Sportler, unter der Woche sowohl bei der KSG Gerlingen als auch beim TSV Korntal trainiert, konnte in Bayreuth seine lernbehinderten Gegner, die auf Platz 1, 2, 4 und 6 des weltweiten Rankings in der Startklasse 11 (intellektuelle Behinderung) gelistet waren, erwartungsgemäß nicht bezwingen, lieferte ihnen aber einen beherzten Fight. Freund, der für sein spektakuläres Block- und Konterspiel bekannt ist, gilt als der weltbeste Spieler mit einer schweren geistigen Behinderung.

Der Weltverband INAS berät derzeit über die Einführung einer gesonderten Startklasse für Sportler mit einer schweren geistigen Behinderung. Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass die Wettkämpfe aktuell von lernbehinderten Sportlern dominiert werden. Nicht selten haben diese beispielsweise einen Führerschein oder verfügen über Fremdsprachenkenntnisse. Freund hingegen weiß während des Satzes nie, ob er vorne oder hinten liegt, weil er nicht mitzählen kann.

Hartmut Freund nimmt im September als einziger Deutscher an den Global Games des Weltverbands INAS in Ecuador teil, die alle vier Jahre in neun Sportarten ausgetragen werden und als die Paralympics für Sportler mit intellektueller Behinderung gelten. Zu den Spielen werden rund 1000 Athleten aus der ganzen Welt im Andenhochland erwartet. Der 47-jährige Schwabe hat deshalb bereits ein Höhentraining in einem Bietigheimer Rehazentrum begonnen, um sich langsam an das Klima in 3000 Metern Höhe zu gewöhnen, wo die Wettkämpfe stattfinden.

Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hat Hartmut Freund offiziell für die Global Games gemeldet. Die für die Teilnahme an den Weltspielen erforderlichen finanziellen Mittel in Höhe von knapp 6000 Euro müssen der Sportler und seine Familie aber komplett selbst aufbringen. Sie sind daher auf die Unterstützung durch Sponsoren und sonstige Geldgeber angewiesen.