Für die Trainer ist der Renninger Jugendcup ein Gradmesser im nationalen und internationalen Vergleich

Renningen - Natürlich ist es ein Pflichttermin. Aber ein angenehmer. Der Chef-Trainer des württembergischen Tennis-Bundes (WTB), Michael Wennagel, kommt gerne zum Jugendcup nach Renningen. „Das Turnier hier zeichnet sich durch seine Professionalität aus, trotzdem sind die Leute hier sehr freundlich und gastfreundlich. Diese Kombination ist für mich das besondere hier“, sagt der 53-Jährige. Natürlich ist es für ihn wichtig, einen guten Draht zu haben zum Turnierchef Peter Rohsmann und dessen Team. Schließlich bekommen die Nachwuchsspieler des Verbandes die Möglichkeit, vor der „Haustür“ gegen starke Gegner zu spielen. Und da gibt es dann eben auch für den ein oder anderen WTB-Kaderspieler eine Wildcard des Veranstalters, ohne die er ansonsten vielleiecht gar nicht in das hochkarätige Feld gerutscht wäre.

 

Württemberg zählt zu den Top vier

Geht es um das Abschneiden der Vertreter aus Württemberg bricht der Chefcoach nicht gerade in Begeisterung aus: „Es hätte besser sein können.“ Als einziger ist im U 16-Feld noch der Tübinger Christian Marcel Wedel im Rennen. Die Gründe für das allgemeine frühe Ausscheiden sieht Wennagel, der in Vaihingen/Enz zuhause ist, in der teilweise schweren Auslosung. Zum anderen hätten aber auch einige Spieler nicht ihre optimale Leistung abgerufen. Dennoch sieht er den WTB in Deutschland mit den Verbänden Bayerns, Niedersachsens und Westfalens unter den besten vier. Sein persönlicher Wunsch für das Turnier in Renningen: „Es wäre mein Traum, dass ich auch mal am Finaltag hier bin. Es ist jetzt schon ein paar tage her, dass wir einen Spieler im Endspiel hatten.“

Auf dem besten Wege dorthin sind die Schützlinge der beiden ITF (International Tennis Federation)-Trainer Goran Shevchenko und Irena Chichmarova. Das Duo ist einmal mehr mit fünf Mädchen und Jungs in der Altersklasse 14 unterwegs. Sieben von ihnen stehen in Renningen im Viertelfinale. Deutsche Teilnehmer: Fehlanzeige. Das U-14er-Feld ist qualitativ noch einmal stärker besetzt als die Altersklasse U 16. Es ist die Königsklasse auf der Tennis Europe Tour, da die etwas älteren Spieler auch schon die Möglichkeit haben, auf so genannten ITF-Turnieren um Weltranglistenpunkte zu spielen.

Talente aus dem Osten Europas

Die Talente, die die beiden Verbandstrainer unter ihren Fittichen haben, kommen aus Osteuropa, vornehmlich aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion und des ehemaligen Jugoslawien. Sie werden in zwei Turnieren gesichtet, danach entscheidet die ITF, wer in den Schulferien zu den Turnieren der europäischen Tour mitgenommen wird. Unterkunft, Verpflegung und Reisekosten werden vom ITF Grand Slam development fund übernommen. Unter anderem genoss auch die derzeitige Nummer sieben der Welt, Victoria Azarenka, diese Unterstützung.

In dem Programm geht es weniger um die Verbesserung der technischen Fertigkeiten der Nachwuchsspieler, sondern um die psychologische und taktische Vorbereitung für größere Herausforderungen. Irena Chichmarova übernimmt dabei auch erzieherische Aufgaben, es gibt feste Benimm-Regeln und Vorgaben. Letztlich kann aber auch sie nicht vorhersagen, ob es einer ihrer Schützlinge weit nach oben in der Weltrangliste schafft. „Man kann das Talent zwar riechen“, sagt die 40-jährige Weißrussin, „ob es am Ende aber klappt, ist wie bei einer Lotterie.“