Bei einem feuchtfröhlichen Abend mit badischem Wein ist vor mehr als 50 Jahren die Idee entstanden, einen Tennis-Club in Gerlingen zu gründen. Am 22. September 1964 wurde der TCG aus der Taufe gehoben. Am Wochenende wird dieser runde Geburtstag ganz groß auf dem Rathausplatz gefeiert.

Gerlingen - Bei einem feuchtfröhlichen Abend mit badischem Wein ist vor mehr als 50 Jahren die Idee entstanden, einen Tennis-Club in Gerlingen zu gründen. 1963 hatten die ersten Bewohner ihr Heim in der neuen Waldsiedlung bezogen. Sie wollten dort nicht anonym leben, sondern die sozialen Kontakte pflegen. Beispielsweise beim gemeinsamen Sporttreiben. So beschlossen Herbert Wagner, Walter Blumhardt und Emmrich Tauss in jener gemütlichen Runde, den eleganten weißen Sport nach Gerlingen zu holen.

 

Beim damaligen Bürgermeister Wilhelm Eberhardt stießen sie auf offene Ohren. Und so wurde in seinem Amtszimmer am 22. September 1964 der TCG aus der Taufe gehoben. Beim Entwerfen der Satzung half der Gerlinger Jurist Albrecht Sellner mit, der später Nachfolger von Eberhardt werden sollte und ebenfalls in den Club eintrat. „Meine Tenniskünste hielten sich aber in Grenzen“, sagt Sellner, der bis vor zwei Jahren Mitglied beim TC war und sich noch gut an die schick gekleideten Damen und Herren – ausschließlich in weiß – erinnern kann. Am 4. Dezemberg 1964 folgte die formelle Gründung des Vereins in der Aula der Pestalozzi-Schule. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Simon gewählt, der bei Bosch arbeitete.

Noch lange bevor der Tennisboom durch Boris Becker und Steffi Graf Deutschland erreichte, flogen also schon in Gerlingen die gelben Filzbälle übers Netz. Allein die Infrastruktur ließ in den ersten beiden Jahren zu wünschen übrig. Einen eigenen Platz hatte der TCG anfangs nicht. Die Mitglieder spielten in einer Schulturnhalle oder waren Gäste in der Bosch-Halle auf der Schillerhöhe. Auf der Suche nach einem geeigneten Vereinsgelände wurde man im Krummbachtal fündig. 1966/67 entstanden auf der einst sumpfigen Wiese die ersten drei Tennisplätze und ein Jahr später zwei weitere.

Die ersten Clubmeisterschaften wurden 1968 ausgetragen. Sieger bei den Herren: der spätere Vorsitzende Ali Sabel, der auch das Herrendoppel mit Fritz Düppel gewann. Erste Clubmeisterin wurde Frau Kirschner, die im Doppel mit Lore Wagner ebenfalls nicht zu schlagen war. 1970 nahmen erstmals Mannschaften am Ligabetrieb teil. Im Jahr 1972 zählte der Verein bereits 230 Mitglieder, davon 66 Jugendliche. 20 Interessenten standen auf der Warteliste. Nur wer zwei Bürgen vorweisen konnte, wurde aufgenommen. 1973 begannen die Planungen für die neue Tennishalle. Forstrat Rudi Heid, selbst Mitglied beim TC, tat alles Erdenkliche, um die erforderliche Genehmigung vom Naturschutz- und Forstamt zu bekommen – denn das Gelände lag im Landschaftsschutzgebiet. Die Stadt Gerlingen wies das Krummbachtal kurzerhand als Erholungs- und Sportgebiet aus, damit sich der Tennis-Club dort ansiedeln konnte. Innerhalb von nur acht Monaten war die Halle fertig. „Die Mitglieder haben sehr viel Eigenarbeit geleistet“, erinnert sich Albrecht Sellner. Allerdings ging wegen des Grundwasserspielgels nicht alles reibungslos über die Bühne. Am Ende kamen auf den Verein Mehrkosten in Höhe von 300 000 Mark zu. In dieser schwierigen finanziellen Situation wurde Ali Sabel zum Vorsitzenden gewählt. Die Notlage wurde unter anderem durch einen Umlagebeschluss gelindert.

1975 zählte der TC Gerlingen bereits 400 Mitglieder. Mehr Platz war notwendig. 1981 kamen zu den fünf bestehenden zwei weitere Tennisplätze hinzu. 1993 gab Ali Sabel nach 18 Jahren sein Amt an Peter Böhm ab. Ihm folgten Rainer Braun (2001) und 2009 der aktuelle Club-Chef Thorsten Sander. „Wir sind ein gesunder Verein mit einer stabilen Mitgliederzahl, die derzeit bei 480 liegt“, sagt er. Großen Wert legt der TCG auf die Jugendarbeit. „Wir investieren nicht in fremde Spieler, sondern in den Nachwuchs, das ist unsere Philosophie, deshalb ist es auch nicht so wichtig, welche Mannschaft in welcher Liga spielt“,sagt Sander. Bestes Team sind derzeit die Damen in der Württembergstaffel. Neue Mitglieder seien immer willkommen. „Unser Problem ist, das wir im Krummbachtal weg von der Stadt sind und uns deshalb häufig auch ein elitärer Touch nachgesagt wird, doch das kann sich kein Verein mehr leisten“, sagt Sander. Das 50-Jahr-Jubiläum wird deshalb mitten im Stadtzentrum auf dem Rathausplatz gefeiert.