Vier Nachwuchs-Paare des TSC Höfingen starten am Wochenende bei den Landesmeisterschaften der lateinamerikanischen Tänze in Stuttgart-Feuerbach. Sie werden von der ehemaligen Spitzen-Tänzerin Jacqueline Cavusoglu und ihrem Vater betreut.

Leonberg - Robin hat keine Chance. Die Matte muss ab. „Beim Tanzen tragen die Herren kurzes Haar“, sagt die Trainerin Jacqueline Cavusoglu bestimmt. Auf Diskussionen mit dem elfjährigen Nachwuchstänzer lässt sie sich gar nicht ein. Robin verzieht das Gesicht und zieht von dannen. Am Wochenende machen die Junioren und die Jugend in Stuttgart-Feuerbach ihre Landesmeisterschaften in den lateinamerikanischen Tänzen aus. Da sollte eben nicht nur die Choreografie sitzen, sondern auch das Outfit.

 

Jacky Cavusoglu, wie sie von allen genannt wird, und ihr Vater Timur bereiten ihre Schützlinge auf die Turniere vor. Die beiden kennen sich bestens in der Szene aus. Die 23-Jährige hat von Kindheit an auf hohem Niveau getanzt. Ihre größten Erfolge feierte sie mit ihrem russischen Partner Pavel Zvychaynyy. Die beiden wurden deutsche Meister bei den Junioren und in der Jugend-Klasse, verpassten bei den Europameisterschaften mit Rang fünf knapp einen Podestplatz und landeten bei den Weltmeisterschaften auf Rang sechs.

Im Januar 2010 trennte sich das Paar. Wenig später beendete die Höfingerin ihre sportliche Karriere, als sie erkannte, dass Zvychaynyys Nachfolger, der Bulgare Mitko Todorov, nicht der richtige Partner war. „Ich war zufrieden mit dem was ich erreicht habe und hätte mich nicht hundert Prozent wohl gefühlt, wenn ich nach diesem Erfolgen weitergemacht hätte.“ Zu Pavel Zvychaynyy hat sie noch immer Kontakt.

Nach der eigenen Karriere dem Tanzsport treu geblieben

Manchmal denkt Jacqueline Cavusoglu wehmütig an diese Zeiten zurück, doch für sie war das der richtige Moment, an die berufliche Zukunft zu denken. Dem Tanzsport ist sie treu geblieben. Nach dem Fachabitur absolvierte sie diverse Trainer-Ausbildungen und arbeitet in der Tanzschule ihrer Schwester Jasmin und der ihres Vaters. Voraussichtlich wird sie sich in naher Zukunft mit einer eigenen Schule selbstständig machen.

Große Hoffnungen setzen die Trainer des TSC Höfingen in ihre vier Nachwuchs-Paare. Da sind die beiden Jüngsten, die talentierten Alessandro Mastrandrea (8) und Paula Zerfaß (7), die als Turnier-Neulinge bei den Kindern schon den einen oder anderen Favoriten vom Podestplatz verdrängt haben. Bei den Junioren I tanzen Robin Naros (11) und Jenny Bon (9) sowie Patrick Schweiger (11) und Emily Heinz (9). Bereits eine Altersklasse darüber, bei den Junioren II, sind Nick Sommerauer und Theresa Koch aktiv. Sie wurden auch in den Landeskader berufen. Beide sind 14 und schon die Hälfte ihres Lebens ein Tanzpaar. „Wir verstehen uns gut, doch manchmal haben wir auch Meinungsverschiedenheiten“, gibt Nick zu. Theresa mag es beispielsweise überhaupt nicht, wenn sie ständig von ihrem Partner verbessert wird. „Das nervt.“ Meistens sind es aber Differenzen, die auch schnell wieder aus der Welt zu schaffen sind.

An diesem Abend gehen sie nochmals alle lateinamerikanischen Tänze durch. Cha-Cha-Cha, Samba, Rumba, Paso Doble und Jive. Jacqueline Cavusoglu korrigiert hier eine Schrittfolge, da die Körperhaltung. Fünf- bis sechsmal pro Woche trainieren Nick und Theresa gemeinsam, zweimal davon in Eigenregie. „Dazu gehört jede Menge Disziplin“, weiß Cavusoglu aus eigener Erfahrung. Sie ist nicht nur Trainerin, sondern auch Vertraute und Beraterin. „Ich helfe ihnen beispielsweise bei der Auswahl des Outfits, gebe ihnen mentale Tipps vor dem Turnier oder baue sie nach einer Niederlage wieder auf.“

Der Wachstumsschub kommt zur richtigen Zeit

Nick Sommerauer hat sich schon als Kind in seinem Zimmer gerne auf Musik bewegt. Seine Mutter meldete ihn dann 2008 in der Tanzschule an. Theresa Koch kam über die Kindergartengruppe zur Höfinger Tanzschule, hatte so viel Spaß dabei, dass sie recht schnell beim Turniertanz landete. Einen optimalen Partner fand sie mit Nick. Vor zwei Jahren hätten sich die beiden allerdings fast getrennt. Nicht, weil sie sich nicht mehr verstanden haben, sondern weil Theresa schneller gewachsen ist und ihren Partner überragte. Das gibt keine guten Wertungsnoten. Glücklicherweise machte dann auch Nick einen Schub.

Am Wochenende hoffen sie nun, dass sie in Stuttgart-Feuerbach das Finale erreichen. Und vielleicht kann auch der kleine Alessandro wieder einmal nicht nur mit seiner schicken Krawatte überzeugen. Das tanzen klappt schon ganz gut. Nur beim Binden seiner Schnürsenkel hapert es noch. Da muss die Trainerin helfen.