Beim Tag der offenen Tür ist ein Blick hinter die Kulissen der neuen Tagespflege in der Ortsmitte erlaubt.

Rutesheim - Wann kann man denn schon mal einfach so die Räume besichtigen und sich überall umschauen“, sagt eine Rutesheimerin. Sie ist gleich am Morgen auf den Rathausplatz gekommen, um genau das am Tag der offenen Tür zu tun: Sich in aller Ruhe die neue Tagespflege anzuschauen. „Außerdem“ fügt ein anderer Besucher hinzu, „war das so lange eine Baustelle mitten im Ort, jetzt will ich auch wissen, was daraus geworden ist.“

 

Was daraus geworden ist, darüber tauschen sich die zahlreichen Besucher ungeniert aus. Man kennt sich ja. In den großzügigen Ruheräumen, die in hellen Farben gehalten und mit zahlreichen bequemen Sitz- und Liegemöglichkeiten ausgestattet sind, stehen Grüppchen zusammen. Sie wollen wissen, wie der Tag hier abläuft und woher das Essen kommt.

Ein Zentrum ist wie überall die große Küche. Die bietet nicht nur Platz für gemeinsames Kochen und Essen, sondern hat praktischerweise auch gleich einen Zugang zum Garten. „Im Herbst kommt die Bepflanzung“, erklärt die Leiterin der Tagespflege, Ursula Haug. Zumindest ein wesentliches Element steht schon im „Sinnengarten“, einem Garten, der mit allen fünf Sinnen erfahren werden soll: Ein mannshoher viereckiger Steinblock, der von der Rutesheimer Künstlerin Corinna Beutelspacher-Stehle passend zum Thema gestaltet wurde. „Der Stein spiegelt das Leben, das ja auch überall Spuren hinterlässt und die Gesichter zeichnet“, erläutert die Künstlerin, und tatsächlich bleiben etliche Gäste hier nicht nur mit den Augen hängen, sondern befühlen und ertasten den Block. Die Künstlerin sieht es gelassen: „Eigentlich ist es nicht üblich, dass ein Kunstwerk ständig angefasst wird, aber in dem Fall ist es genau so gewollt.“

„Ich hatte eine Vision – und der bin ich gefolgt“

Der Sinnengarten gehört zum Konzept der Tagespflege, das die Leiterin der Sozialstation Bettina Gampe-Röhrl von Anfang bis Ende entwickelt hat. „Ich hatte eine Vision“, erzählt sie und lächelt dabei, „und der bin ich gefolgt.“ Dafür hat sie sich vielerorts umgeschaut, beraten lassen und sich auch kompetente Unterstützung geholt. Zum Beispiel Ursula Haug, die zehn Jahre Erfahrung als Tagespflegeleitung mitbringt. Beide sind sich einig, dass die Verzahnung von Sozialstation und Tagespflege sehr eng sein wird. „Der Austausch ist wichtig“, sind beide überzeugt.

Zum Beispiel in der Beratung: „Viele pflegende Angehörige wissen gar nicht, dass die Krankenkassen die Kosten für die Tagespflege zu einem großen Teil übernehmen, unabhängig von dem, was für die häuslich Pflege erstattet wird“, das bekommt Gampe-Röhrl immer wieder mit.

Zwölf Gäste pro Tag sind im ersten Jahr maximal eingeplant. Wenn das Angebot gut angenommen wird, kann auf 15 Personen pro Tag erhöht werden. Im Schnitt kommen die Gäste, bislang alles Rutesheimer, ein- bis zweimal pro Woche.

Das Konzept kommt richtig gut an

„Die Menschen blühen richtig auf, es tut ihnen gut, aus ihren vier Wänden rauszukommen und sich auch mit Aufgaben zu beschäftigen, die sie noch aus ihrem aktiven Leben kennen“, erklärt Haug, denn Gartenpflege und Kochen gehören zum Programm dazu. Sie ist begeistert von dem schnellen Start, den die Einrichtung hingelegt hat: „Innerhalb von drei Wochen eine Belegung von 70 Prozent“, sagt sie stolz.

„Wir sind dankbar, dass unser Träger die Kommune ist“, nennt Gampe-Röhrl einen wesentlichen Aspekt für das Gelingen ihrer Vision einer großzügigen, hochwertigen Tagespflege mitten im Ort, „denn mit ihr haben wir einen starken Partner im Rücken.“ Und Haug fügt hinzu: „Wir sind von der Stadt gewollt, das spürt man.“