Der Münchinger Darko Mijatovic betritt die blaue Matte. Seinem Gegner lässt er nicht den Hauch einer Chance und entscheidet sein erstes Taekwondo-Duell auf Wettkampfebene (Gewichtsklasse +80 Kilogramm) klar mit 8:0 Punkten für sich.

Korntal-Münchingen -

 

Nervös? Darko Mijatovic schüttelt den Kopf. Zwar habe er nicht schlafen können und sei deswegen schon um Punkt 4 Uhr morgens auf den Beinen gewesen, doch das liege eher an seinem Biorhythmus, sagt der 43-Jährige, der als Busfahrer zeitig aus den Federn muss.

In der Sporthalle Münchingen herrscht Hochbetrieb. Etwa 250 Taekwondoka aus ganz Deutschland sowie der Schweiz und Frankreich sind zum 18. internationalen Turnier des Taekwondo-Vereins Korntal-Münchingen angereist, es ist einer der größten seiner Art in Baden-Württemberg. Bei drei zeitgleichen Duellen hagelt es Kicks und Faustschläge im Sekundentakt, angespannte Trainer brüllen Anweisungen hinein, überehrgeizige Eltern tun es ihnen nach. Damit in den drei Runden á zwei Minuten nichts schief geht, tragen die Kämpfer neben Mund-, Fuß- und Kopfschutz auch Schutzwesten, Schienbeinschoner sowie Handschuhe. Ein Kopftreffer per Fuß bringt drei Punkte ein, für einen Faustschlag gegen den Oberkörper gibt es einen Punkt. Die jüngsten Athleten sind gerade mal sechs, die Ältesten 60 Jahre alt.

Leicht angespannt lässt Achim Grein seinen Blick schweifen. Er ist der Organisator und erste Vorsitzende des gastgebenden Vereins. „Weil zeitgleich die baden-württembergische Formen-Meisterschaft in Winnenden sowie ein hochrangiges Weltturnier in Manchester stattfinden, haben wir diesmal weniger Teilnehmer als sonst“, erklärt Grein, der den Verein 1997 gegründet hat. Derzeit lassen sich rund 100 Mitglieder in der aus Korea stammenden Kampfsportart ausbilden. Auch seine vier Söhne sind Taekwondoka, Ehefrau Monika ist Schatzmeisterin des Vereins.

Darko Mijatovic übt den Sport seit 2009 aus. Der großgewachsene Mann mit kahl geschorenem Schädel ist über seine beiden Söhne auf den Geschmack gekommen. Daniel, 13, ist mehrfacher württembergischer Meister. Wie auch sein zwei Jahre älterer Bruder Ivan begann er seine Kampfsport-Karriere im Alter von sieben Jahren. „Nachdem ich mir bei Wettkämpfen regelmäßig die Beine in den Bauch gestanden hatte, sagte ich mir, mach doch einfach mit“, erklärt der Münchinger. Sportlich sei er schon immer gewesen. „Aber seit ich Kampfsport betreibe, fühle ich mich eindeutig fitter und auch meine Kondition hat sich enorm verbessert“, erklärt der 43-jährige aus Kroatien stammende Mann, der drei Mal die Woche in den weißgebleichten Kampfanzug, den sogenannten Dobok, schlüpft. Neben Achim Grein, der in der Vergangenheit das nigerianische Taekwondo-Team um den Olympiadritten von Peking, Chika Chukwumerije, trainierte, nimmt sich auch Vereinskollege Felix Gabler, der amtierende deutsche Juniorenmeister im Schwergewicht, seiner an. Darko Mijatovic, äußerlich noch immer gelassen, beäugt die Konkurrenz. Zwischendurch muss er als Sportwart des Vereins seines Amtes walten und in der brechend vollen Halle nach dem Rechten sehen. „Auf den ersten Blick wirkt er ganz cool, aber im Innern brodelt es bestimmt“, merkt Monika Grein grinsend an.

Um 16 Uhr ist es soweit. Der Münchinger betritt die blaue Matte. Seinem Gegner lässt er nicht den Hauch einer Chance und entscheidet sein erstes Duell auf Wettkampfebene (Gewichtsklasse +80 Kilogramm) klar mit 8:0 Punkten für sich. Der Schlüssel zum Erfolg: „Ich habe darauf gehört, was mir der Trainer zurief.“ Seine Söhne sind ebenfalls mit einem ersten und zweiten Platz in ihren Gewichtsklassen erfolgreich. Auch wenn der Münchinger mit seinen 43 Jahren nur noch bei bestimmten Turnieren mitmachen darf, soll der Auftritt am Samstag nicht sein letzter bleiben. Übrigens: Taekwondoka, die die rituellen Gebräuche nicht einhalten, haben in dem Verein nichts zu suchen. Darauf legen die Greins großen Wert und, sie schrecken auch nicht davor zurück, einen talentierten Kämpfer vor die Tür zu setzen, wenn er mit Disziplinlosigkeit auffällt. „Auf der Matte geht’s zur Sache, aber nach dem Kampf gibt man sich die Hand“, betont Monika Grein.