Manch lange Gesichter gibt es in der alten Jahnhalle, denn der Publikumsandrang ist recht verhalten.

Leonberg - Rund um die Jahnhalle herrscht Samstagfrüh um 8 Uhr schon reges Treiben, denn dort hat der SV Leonberg/Eltingen zu einem „Abrissflohmarkt“ eingeladen, wie ihn die Veranstalter nennen. Nach der Fusion der TSG Leonberg und des TSV Eltingen zu dem nun 4000 Mitglieder starken SV Leonberg/Eltingen wird ein neues Vereinszentrum an der Bruckenbachstraße in Eltingen entstehen, die Jahnhalle wird abgerissen.

 

Private Händler schleppen Kisten voller überzähliger Haushaltsgegenstände, Tüten prall gefüllt mit Krimskrams und Ständer für ausrangierte Kleidungsstücke an. 43 Teilnehmende haben sich angemeldet, erzählt Katrin Kessoudis, die Leiterin der SV-Geschäftsstelle. „Wir haben Leute angefragt, die schon an den Altstadt-Flohmärkten teilgenommen haben“, sagt sie. „Die Plätze waren dann ratzfatz weg.“

Von Skiern bis zu Spieluhren

Es ist ein kleiner Flohmarkt in einer kleinen Halle. 20 Euro bezahlen die Händler für zwei Meter Biertisch. Die Preziosen, die man gerne loswerden möchte, werden aufgebaut. Von Skiern über Tortenhalter bis zu Spieluhren und Büchern ist das Angebot unüberschaubar groß. Die ersten Kaufinteressenten gehen durch die Reihen und begutachten mit Adlerblick das Angebot: Ist dieses Armband echt Silber oder nur Tand? Der kleine Vogel aus Holz ist ja sehr hübsch, aber habe ich daheim Platz für ihn? Da wird gehandelt und gefeilscht, und dicke Bestseller, die einmal für 30 Euro über den Ladentisch gingen, finden jetzt für einen Euro neue Besitzer.

„So, jetzt können die Kunden kommen“, meint irgendwann eine Anbieterin. Denn der große Ansturm lässt auf sich warten. Am Stand von Fred Haßler hat sich ein Interessent für einen alten Eishockeyschläger eingefunden. Rasch wird man sich einig, und das gute Stück wechselt den Besitzer. Der 75-jährige Haßler ist im Verein seit vielen Jahren im Tischtennis aktiv. „Es ist schade, so ein Gebäude zu verlieren“, sagt er und lässt seinen Blick durch die Halle schweifen. Direkt gegenüber von Fred Haßler haben die Leonberg Alligators ihren Verkaufsstand aufgebaut. Zwar sind auch einige Spieler des Football-Teams vor Ort, doch in erster Reihe sitzen die jungen Damen von der Cheerleader-Truppe. „Wir trainieren hier zweimal die Woche“, sagt Katja Schadel. „Da hat sich schon ein gewisses Heimatgefühl entwickelt.“

Es fehlt am Publikum

Ute Heiland aus Leonberg hat mit ihrem Sohn schon ein bisschen etwas verkauft: Playmobil, Bücher, Tennisschläger, Dekoartikel. Überhaupt geht Spielzeug ganz gut weg, ist zu hören. Aber gegen Mittag laufen die ersten Händlerinnen umher und fragen sich gegenseitig: „Und wie läuft es bei Ihnen so?“ Die häufigste Antwort: „Nicht so gut.“ Es fehlt am Publikum, ist zu hören. Insgesamt habe man keine Werbung im öffentlichen Raum für diesen Flohmarkt gesehen. Hildegard Welzel aus Ludwigsburg ärgert sich. „Wir gehen öfters auf Flohmärkte, von München bis in den Schwarzwald, das ist unser Wochenendhobby“, erzählt sie. Dieser hier laufe richtig schlecht, weil man zu wenig Werbung gemacht habe.

Auch am Nachmittag füllt sich die Halle nicht mit potenziellen Käufern. Schon vor 15 Uhr packen darum die ersten Händler ein, dabei sollte es eigentlich bis 16 Uhr gehen. „Wir hatten zwar keine Plakate aufgehängt“, sagt die Organisatorin Katrin Kessoudis. „Aber wir haben die Veranstaltung auf unserer Facebook-Seite beworben und in unserem Vereinsmagazin. Es ging eine Pressemitteilung heraus und wir haben in den Wohngebieten in der Umgebung Handzettel verteilt“, erklärt sie. Man sei kein professioneller Flohmarkt-Ausrichter, und das werde auch künftig nicht das Kerngeschäft sein, fügt sie hinzu.

Der traditionelle Flohmarkt im Sommer in der Altstadt sei aber etwas ganz anderes, nicht nur, weil er viel größer ist als der vergleichsweise kleine Hallenflohmarkt. Dafür läuft die Maschinerie im Verein jetzt schon. Denn der Termin steht bereits fest: Es ist der 6. Juli 2019.