Der Verein Groove Tonight veranstaltet einen Summer Jam. Unter den Rathausarkaden rocken Bands und Liedermacher den Strandsommer.

Weil der Stadt - Immer wieder schaut Eric Richter kritisch gen Himmel. Dunkle Gewitterwolken hängen am Samstagnachmittag über der Keplerstadt, als Richter, der Vorsitzende des Weiler Vereins Groove Tonight, und seine Helfer das Equipment für die Jam-Session aufbauen. Doch als am Abend die ersten rockigen Töne über den Marktplatz hallen, haben sich die dunklen Wolken längst verzogen.

 

In dem riesigen Sandkasten zwischen Rathaus und Keplerdenkmal herrscht ausgelassene Stimmung. Kinder tauchen im Marktplatzbrunnen und bauen Sandburgen, Liegestühle und Bänke sind komplett belegt, es gibt Cocktails und Wurst vom Grill. Und zwei Stunden lang kräftig Musik auf die Ohren. Den Anfang machen die Rock- und Bluesmusiker „Black Magic Sheep“ aus Schafhausen. Mit dabei auch das neue Gesicht der Weiler Rathausspitze: Der frisch gewählte Erste Beigeordnete Jürgen Katz spielt lässig an der Gitarre. Der Leonberger Liedermacher Thomas Felger amüsiert das Publikum mit schwäbischen Texten, Ben Rockwell aus Weil der Stadt verbreitet mit Gitarre und tiefer Stimme Gänsehaut. „The MLC’s“ aus Renningen haben bekannte Rocksongs im Gepäck ebenso wie die fünfköpfige Band, die Eric Richter extra für diesen Abend zusammen gestellt hat. Das Programm kommt gut an, das Publikum – die Alterspanne reicht von ganz jung bis gut betagt – genießt den lauen Sommerabend.

Um 22 Uhr ist Zapfenstreich

Doch um 22 Uhr ist dann Schluss. „Sonst gibt es Ärger mit dem Ordnungsamt“, erklärt Richter. Und mit dem will er es sich keinesfalls verscherzen. Schließlich hat der 59-Jährige noch viel vor im Städtchen. Sein Verein Groove Tonight veranstaltet mehrere Konzerte im Jahr, das Repertoire reicht von Rock und Jazz über Soul und Folk bis hin zu Blues. Auf der Bühne stehen oftmals unbekanntere Musiker und Nachwuchsbands. Gerade sie hätten es schwer, überhaupt Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. „Viele Veranstalter holen sich bekannte Musiker rein, das garantiert ihnen ein volles Haus“, sagt Eric Richter. Er weiß, wie wichtig Live-Konzerte für Künstler sind. Denn im Zeitalter von Internet und Musik-Streaming-Portalen gehen die Einnahmen durch Tonträgerverkäufe zurück, die Musiker müssen ihr Geld auf der Bühne verdienen. Und eine solche will Groove Tonight bieten. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Hausen zahlt den Künstlern feste Gagen. Das Geld kommt über Eintrittsgelder und Bewirtung rein, aber auch über Sponsoren, Werbeeinnahmen und Spenden. Und fließt eins zu eins in die Vereinsarbeit.

Eric Richter ist das, was man einen eingefleischten Musikfan nennt. „Seit ich denken kann, ist Musik meine große Leidenschaft. Nur ein Instrument kann ich nicht spielen“, sagt der 59-Jährige und lacht. Dafür weiß er, was es für einen gelungenen Bühnenauftritt braucht. Vor knapp drei Jahren hat er Groove Tonight gegründet. Inzwischen hat der Verein 27 Mitglieder, die Hälfte ist aktiv. „Wir machen das alles ehrenamtlich in unserer Freizeit.“

Vom Waldhorn in den Kreuzkeller

Veranstaltungsort war lange das Waldhorn in Heimsheim, denn in Weil der Stadt gab es damals keine geeignete Location. Doch irgendwann kamen die Probleme, die Zusammenarbeit mit dem Waldhorn klappte nicht mehr. Auch finanziell war der Verein in einer Schieflage. „Wir haben gezweifelt, ob wir weitermachen sollen“, erzählt Richter. Doch aufgeben kam nicht in Frage. Eric Richter tat das, was er gut kann: netzwerken. Im August 2017 kam dann der Startschuss in der Heimat, im Kreuzkeller in der Stuttgarter Straße. Seither waren alle vier Keller-Konzerte ausverkauft.

Auch wenn das Risiko durchaus groß war: „Mit dem Umzug haben wir gut 70 Prozent unserer Stammgäste verloren“, sagt der Vereinsvorsitzende Richter. Der Erfolg scheint ihm und seinen Vereinsfreunden Recht zu geben. „Wir haben viel mehr neue Leute dazu gewonnen, die Nachfrage ist groß.“

Dass bei Konzerten von Groove Tonight auch mal der eine oder der andere berühmte Künstler auf der Bühne steht, kommt vor. Daniel Stelter aus Ingelheim etwa, der Gitarrist aus der Fernsehsendung „Sing meinen Song“. Er spielt im Dezember schon zum dritten Mal auf Richters Bühne und bringt gleich die Stuttgarter Pop- und Jazz-Sängerin Fola Dada mit. Auch die bekannte deutsche Fusion-Rock-Gitarristin Yasi Hofer hat schon bei Groove Tonight gespielt. „Mal schauen, wie lange wir die uns noch leisten können“, sagt Eric Richter und lacht.