Die geplante Südumfahrung wird die Heimerdinger Gemarkung quer durchschneiden. Beste Ackerflächen werden unwiederbringlich verschwinden. Den Landwirten werden sie fehlen. In der Folge wird ihr Einkommen sinken.

Ditzingen - Die Südumfahrung wird die Heimerdinger Gemarkung quer durchschneiden. Beste Ackerflächen werden verschwinden. Den Landwirten werden sie fehlen. Der Vorsitzende des Heimerdinger Ortsbauernverbands, Robert Kappus, macht eine einfache Rechnung auf: Würden dem Chef vom Ritternhof alle von ihm zur Bewirtschaftung gepachteten Flächen entzogen, die im Plangebiet enthalten sind, müsse er mit deutlichen Einbußen rechnen. „Das sind ein bis anderthalb Monatslöhne.“

 

Böse Zungen behaupten, die Landwirte machten mit dem Bau der Entlastungsstraße ein gutes Geschäft. Sie würden ihre Äcker schließlich zu guten Preisen an die Stadt verkaufen können. Das sei ein Trugschluss, sagen die Landwirte. „Ein Großteil der Flächen ist gepachtet“, erklärt Kappus. Die Landwirte könnten darüber also gar nicht verfügen, im Gegenteil. „Sie werden uns eher schneller entzogen“, befürchtet Kappus deshalb. Die Angst der Bauern ist nämlich groß, dass entfernt lebende Eigentümer keinen Bezug mehr zur Scholle haben und gerne verkaufen.

Haupterwerbslandwirte sind in derselben Situation

Was ist es also wert, wenn der Oberbürgermeister die Landwirte immer und immer wieder wortreich wertschätzt, im Gegenzug aber mit dem Bau der Südumfahrung die Versiegelung von fünf Hektar Fläche in Kauf nimmt? An ihren Worten werden sich Verwaltung und Gemeinderat also messen lassen müssen, wenn die Flächen für die Südumfahrung gekauft werden. Das war spätestens klar, als der Haupterwerbslandwirt und Heimerdinger Kommunalpolitiker Fritz Riesch (Freie Wähler) im Ortschaftsrat eine Selbstverpflichtung der Stadt forderte. Die Stadt, so Riesch, sollte möglichst nur die direkt betroffenen Flächen erwerben, zudem wenig in bestehende Eigentumsverhältnisse eingreifen.

In Heimerdingen gibt es neben mehreren Nebenerwerbslandwirten vier Landwirte im Hauptberuf. Sie alle sind in derselben Situation: Sie werden Flächen verlieren. Wenn sie aber abgeben müssen, dann sei das gegen die eigentlich notwendige Entwicklung, macht Robert Kappus deutlich: „Wir kaufen Flächen, um die betriebliche Existenz zu sichern.“

Bisher sind es freilich weitgehend vor allem Gedankenspiele. Denn noch ist unklar, welche Flächen tatsächlich nicht mehr zur Bewirtschaftung zur Verfügung stehen werden. Dafür sind die Pläne noch zu unkonkret. „Sind es zehn Ar oder sehr viel mehr, die mir nachher fehlen? Ich weiß es nicht“, nennt Kappus sein Beispiel. Klar ist nur, dass die Stadt Ditzingen nach und nach die Flächen aufkaufen wird, die sie zum Bau der Südumfahrung benötigt.

Unklar ist das Verhalten der Eigentümer

Ob die Eigentümer dann nur das gesamte Grundstück verkaufen oder auch nur den tatsächlich benötigten Flächenanteil, ist offen. Verkauft der Eigentümer nur sein gesamtes Areal, entwickelte sich die Stadt zum Großgrundbesitzer. Die Bauern hätten aber auch dann nicht die Gewissheit, die Fläche weiter nutzen zu können. Die Stadt könnte ja frei darüber verfügen. Deshalb stellte der Haupterwerbslandwirt Riesch einen Antrag, der nun zu einem weitreichenden Beschluss im Ratssausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales führte. Die Stadträte beschlossen, ein externes Büro zu beauftragen, um die aktuellen Bewirtschaftungsverhältnisse zu erheben. Zudem billigten sie das Vorgehen der Stadt, das Rieschs Vorschläge einbezieht.

Demnach wird die Verwaltung grundsätzlich nur den erforderlichen Teil des Grundstücks kaufen, sollte der Verkäufer dieses Angebot machen. Außerdem tritt die Stadt mit dem Grundstückskauf in die bestehenden Pachtverträge ein. „Damit ist keine Veränderung für den Bewirtschafter verbunden“, teilt die Verwaltung mit. Die Pachtverträge würden regulär gekündigt. Sollte die Stadt vorzeitig kündigen wollen, würde darüber gegen eine Entschädigung verhandelt. Nicht für die Straße benötigte, aber dennoch erworbene Flächen wolle die Stadt behalten und „der Landwirtschaft zur weiteren Bewirtschaftung im Rahmen von Pachtverträgen überlassen“.