Der Bund hat sich noch auf keine Variante festgelegt. Die Südanbindung der Rankbachstadt steht damit weiter auf der Kippe. Bürger haben indes erreicht, dass der Anschluss der Leonberger Straße noch einmal unter die Lupe genommen wird.

Renningen - Keine Entscheidung in Sachen Lückenschluss B 295/B 464: Anders, als vom Regierungspräsidium Stuttgart angenommen, hat sich der Bund bei dem gemeinsamen Gesprächstermin im Februar noch nicht auf einen Entwurf festgelegt. Einen ersten Erfolg verzeichnet unterdessen die Interessengemeinschaft Burg-Hummelbaum-Kindelberg von Bewohnern der gleichnamigen Wohngebiete in Renningen. Ihnen wurde nun vom Verkehrsminister Winfried Hermann zugesichert, dass für die Anbindung der Leonberger Straße an die B 295 weitere Alternativen untersucht werden.

 

Die beiden Vorhaben, also die Entscheidungsfindung für den Planungsentwurf und die Untersuchungen für die Leonberger Straße, laufen unabhängig voneinander, heißt es vom Regierungspräsidium (RP) Stuttgart. Gleichwohl würden sich beide auf die Dauer des Gesamtprojekts auswirken.

Viele Planungsvarianten sind es immerhin nicht mehr, die im Rennen sind. Tatsächlich ist es nur noch eine: die Nummer 8. Die gibt es allerdings in zwei Ausführungen, die sich in einem ganz wesentlichen Punkt unterscheiden: Der eine Entwurf 8plus, identisch mit der Planungsvariante 10, enthält eine Südanbindung für Renningen von der Magstadter Straße aus – der andere nicht.

Kein Termin für Entscheidung

Wann endgültig feststeht, welche Version den Zuschlag erhält, ist nicht raus. „Der Bund hat im Projektgespräch keinen Termin genannt, bis wann er die letzte Entscheidung trifft“, erklärt die Sprecherin des Regierungspräsidiums Katja Lumpp. „Grundsätzlich muss er das hausintern mit verschiedenen Referaten abstimmen, was erfahrungsgemäß drei bis sechs Monate dauert.“ Nach dieser Entscheidung wird es bekanntlich wenigstens viereinhalb Jahre dauern, bis mit dem Bau überhaupt begonnen werden kann.

Der Grund für diese Verschiebung ist wohl, dass der Bund dem Ursprungsentwurf 8 zwar früher bereits zugestimmt habe, bei dem Termin aber erstmals mit der Variante 8plus konfrontiert worden sei. „Der Bundesvertreter wollte diese Variante mit dem Anschluss der Magstadter Straße nochmals im Bundesverkehrsministerium genauer prüfen lassen und erst danach entscheiden“, erklärt der RP-Sprecher Matthias Kreuzinger.

Von den inzwischen ausgeschiedenen Entwürfen unterscheidet sich die Nummer 8 vor allem in Details, wie der Anschluss B 295/B 464 sowie der der Warmbronner Straße an die B 295 ausgestaltet wird. Auch die geplante Südrandstraße war nicht in jedem Entwurf enthalten, in Nummer 8 ist diese berücksichtigt.

Dass die Leonberger Straße eine Anbindung an die B 295 bekommt, stand von Beginn an außer Frage. Die Art der Umsetzung allerdings ist es, die die IG Burg-Kindelberg-Hummelbaum umtreibt.

Die Mitglieder machen sich stark gegen das Vorhaben, die Leonberger Straße in Form einer großflächigen Überführung über die B 295 an die Bundesstraße anzuschließen, da dies zusätzlichen Lärm und einen großen Flächenverbrauch bedeuten würde. Sie sprechen sich für eine Unterquerung aus, die eine Tieferlegung der B 295 beinhaltet. „Dies wäre aus Sicht des Lärmschutzes für die Anwohner die beste Lösung, weil dann die mit Abstand größte Lärmquelle wirkungsvoll abgeschirmt würde“, heißt es in einer Mitteilung von IG-Sprecher Wilhelm Schumm.

Unterführung wird überprüft

Das RP hat zugestimmt, „dass die Alternativen von Unter- und Überführung der Leonberger Straße nochmals genauer zu untersuchen sind“, so Katja Lumpp, und dies auch so an den Bund weitergegeben. Dieser möchte die Ergebnisse aus den anstehenden Baugrunduntersuchungen abwarten. Dabei werden alle Aspekte untersucht, die sich darauf auswirken könnten, ob und wie eine Unterführung möglich ist.

Offen ist auch die Frage, ob nur eine Unterquerung der Leonberger Straße infrage kommt oder, wie es die IG sich wünscht, auch eine Tieferlegung der Bundesstraße. Trotzdem verzeichnet die IG die Entwicklung als Erfolg. „Es zeigt, dass wir ernstgenommen werden“, sagt Schumm. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen „im weiteren Verfahren im Rahmen einer weiteren Öffentlichkeitsbeteiligung“ vorgestellt und dann mit den Bürgern diskutiert werden, sicherte Verkehrsminister Hermann zu. Für die IG ein wichtiges Signal. Denn wenn erst das Planfeststellungsverfahren laufe – üblicherweise der Moment, in dem Behörden und Bürger ihre Meinung abgeben können –, wäre es schon zu spät, glaubt die IG. „Erfahrungsgemäß ist es dann nahezu unmöglich, noch Alternativvorschläge durchzusetzen.“

Kommentar: Viele Fragezeichen

Von Kathrin Klette

Die neuesten Entwicklungen rund um den Lückenschluss hinterlassen bei einem Außenstehenden vor allem eines: eine ganze Menge Fragezeichen. Wie kann es sein, dass der Bund erst jetzt von der einen Planungsvariante erfahren hat, obwohl es doch schon im Sommer 2016 klar hieß: Nur die Entwürfe 8 und 10/8plus, unterscheidbar lediglich im Punkt Südanbindung, seien noch im Gespräch? Und wieso wird der Vorschlag der Interessengemeinschaft erst jetzt, nach gefühlter monatelanger Stagnation, in die Planungen einbezogen?

Bei all diesen Irritationen kommt einem die vielleicht wichtigste Frage zunächst gar nicht in den Sinn. Nämlich ob diese Verzögerungen am Ende nicht doch etwas Gutes haben können. Schließlich hätte der Bund auch direkt sagen können: Die Südanbindung ist draußen. Für Renningen wäre das eine fatale Entwicklung gewesen. Auch die Causa Leonberger Straße zeigt – besser spät als nie –, dass Bürgerengagement etwas bewirken kann.

Wichtig ist jetzt, dass der Schwarze Peter für eine mögliche Verlängerung des „Lückenschluss-Zeitstrahls“ nicht in die Rankbachstadt und zu deren Einwohnern wandert. Immerhin ist seit Längerem bekannt, dass der Ausbau der Autobahnen Vorrang vor dem Lückenschluss bekommt und dass das Regierungspräsidium überlastet ist. Diese Aspekte werden sich auf den Abschluss des Projekts sicherlich weit stärker auswirken als zwei wichtige Entscheidungen, die am Ende hoffentlich den Bürgern zugute kommen.