Die Region bekennt sich zum Schienenverkehr. Calw verkündet Stresstest mit positivem Ergebnis.

Stuttgart/Renningen - Der Verband Region Stuttgart (VRS) fordert die S-Bahn-Verlängerung nach Calw. Dieses Votum hat der Verkehrsausschuss der Verbandsversammlung in seiner Sitzung am Mittwoch einstimmig so abgegeben. „Die Hesse-Bahn ist suboptimal“, erklärt Jürgen Wurmthaler, der Infrastrukturdirektor. Sein Verband ist für das Stuttgarter S-Bahn-Netz verantwortlich und als solcher direkt betroffen, wenn von Dezember 2018 an die Hermann-Hesse-Bahn als Dieselzug zwischen Calw und Renningen pendeln sollte.

 

Eine Arbeitsgruppe, die aus Vertretern der Landesregierung, des VRS, den Landkreisen Böblingen und Calw und den Städten Renningen und Weil der Stadt besteht, hatte eine Voruntersuchung in Auftrag gegeben, um zu prüfen, ob eine S-Bahn-Verlängerung von Weil der Stadt nach Calw überhaupt realistisch ist.

Die Ergebnisse dieser Voruntersuchung liegen jetzt vor. Demnach sind für die S-Bahn Investitionen zwischen 10 und 26 Millionen Euro nötig, vor allem für die Elektrifizierung der Strecke und für die Anpassung der Bahngleise.

S-Bahn-Verlängerung nach Calw gefordert

Damit diese Investitionen wirtschaftlich sind, seien täglich zwischen 370 und 800 Fahrgäste nötig. Diese würden aber nur mit einer S-Bahn – nicht mit dem Hesse-Dieselzug – fahren. Wie dieses Ergebnis der Voruntersuchung einzuschätzen ist, darüber besteht zwischen den Beteiligten keine Einigkeit. Als „ambitioniert, aber nicht unüberwindbar“, bewertet der Landkreis Böblingen diese Erkenntnisse. „Extrem ambitioniert, jedoch nicht gänzlich unrealistisch“, findet Michael Stierle, der Hesse-Bahn-Planer im Calwer Landratsamt, das Ziel, mindestens 370 zusätzliche Fahrgäste für die S-Bahn zu gewinnen.

Am Mittwoch nun lagen auch dem Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart diese Ergebnisse vor. „Wir alle würden die S-Bahn-Lösung begrüßen“, sagte der CDU-Regionalrat Rainer Ganske. Sein SPD-Kollege Thomas Leipnitz bewertete das Ergebnis der S-Bahn-Untersuchung als „ermutigend“. „Schließlich wollen wir Nahverkehr ausbauen, nicht verhindern.“

Am engagiertesten trat der Freie Wähler Bernhard Maier in der Sitzung auf, der nach wie vor findet, dass der Landkreis Calw „mit dem Kopf durch die Wand sein Zügle durchsetzen will, ohne die Interessen der Region zu beachten.“ Auch Bernhard Maier will daher eine S-Bahn-Verlängerung nach Calw. „Denn damit wären alle Bedenken gelöst“, sagt er.

Stresstest: Hesse-Bahn behindert S-Bahn nicht

Mit den Bedenken meint der einstige Landrat die Befürchtung, dass der S-Bahn-Verkehr aus dem Takt kommt, wenn der Hesse-Dieselzug in Weil der Stadt auf S-Bahn-Gleise kommt, um nach Renningen zu fahren. Das plant der Landkreis Calw, damit Fahrgäste in Renningen umsteigefrei nicht nur die S 6 nach Stuttgart, sondern auch die S 60 nach Böblingen erreichen.

Diesen Bedenken will der Landkreis Calw durch eine Vereinbarung Rechnung tragen, in der er in jedem Fall einen Vorrang der S-Bahn akzeptiert. Am Montag hat der Calwer Kreistag diese Vereinbarung einstimmig verabschiedet. Zum anderen hat der Landkreis Calw einen Stresstest beauftragt. Dessen Ergebnisse liegen nun vor, berichtet Anja Härtel, die Pressesprecherin des Calwer Landratsamts am Mittwoch. „Das Ergebnis sieht positiv aus“, sagt sie. „Darin wird uns bescheinigt, dass es keine negativen Auswirkungen der Hesse-Bahn auf die S-Bahn geben wird.“

Dennoch wollen alle Beteiligten auch die S-Bahn-Lösung weiter vorantreiben. Dazu geben die Kreise Calw und Böblingen und der VRS jetzt eine „Standardisierte Bewertung“ in Auftrag, um die Wirtschaftlichkeit genau zu prüfen. Diese Untersuchung kostet 150 000 Euro, die Beteiligten wollen jeweils ein Drittel tragen.