Die Kommunen rund um Leonberg kommen beim Orkantief „Burglind“ glimpflich davon. Verletzt wird niemand.

Altkreis Leonberg - Äste stürzen auf die Straße, Ziegel fallen von Dächern, kurzzeitig prasselt der Regen fast waagerecht gegen die Fensterscheiben. Auf dem Alten Rathaus in Leonberg prangt jetzt ein mannsgroßes Loch, das die Feuerwehr provisorisch flicken musste. Polizei, Rettungskräfte und Straßenmeistereien haben am Mittwoch nur wenig Zeit zum Durchatmen, als das Sturmtief „Burglind“ über das Land hinwegfegt. Alles in allem zeigen sich die Einsatzkräfte im Altkreis Leonberg aber erleichtert. Denn am Ende bleibt es bei kleineren Schäden wie umgewehten Bauzäunen oder Mülleimern auf der Straße sowie wenigen umgestürzten Bäumen. Sturmbedingte Unfälle oder Verletzungen werden keine gemeldet.

 

Die Nacht und der frühe Morgen bleiben noch weitgehend „friedlich“, erst nach 8 Uhr geht es so richtig los. Gegen 8.30 Uhr gehen die ersten Meldungen bei den Feuerwehren im Altkreis ein. Über den Vormittag verteilt sind es am Ende 14 Einsätze in Leonberg, fast alle im Kernstadtbereich, 15 in Renningen, 12 in Weil der Stadt. Fast immer geht es darum, Bäume oder Äste von den Wegen zu holen oder Dächer abzusichern. „Aber nichts Größeres“, fasst Wolfgang Zimmermann, Kommandant der Leonberger Feuerwehr, zusammen. Es sei immer noch das schwerste Unwetter der vergangenen zehn Jahre gewesen. „Aber der letzte richtige Sturm, Kyrill und davor Lothar, das war schon noch einmal etwas ganz anderes.“

Viele Freiwillige packen mit an

Absehbar war das selbstverständlich nicht. „Wir haben deshalb entsprechende Vorkehrungen getroffen“, erzählt Jürgen Widmann, Kommandant der Weil der Städter Feuerwehr. Probleme, genügend Helfer zu bekommen, hatten die Rettungskräfte glücklicherweise nicht. „Man hat gemerkt, dass Urlaubszeit ist, aber im positiven Sinne“, so Widmann. Denn so seien viele Feuerwehrleute zu Hause und nicht auf Arbeit gewesen. Das bestätigt Erhard Mohr, Kommandant in Renningen: „Am Ende kamen sogar noch zusätzliche Freiwillige dazu, um zu helfen.“

Das Polizeipräsidium Ludwigsburg erreichen im Laufe des Tages rund 70 Notrufe aus dem Landkreis Böblingen. Beispielsweise stürzen entlang der Landesstraße 1177 zwischen Weissach und Heimerdingen gleich mehrere Bäume und ein Telefonmast auf die Straße. In Böblingen fällt ein Baum auf eine Stromleitung und verfängt sich darin. Nach Angaben der Netze BW kommt es außerdem im Leonberger Ortsteil Warmbronn gegen 8.30 Uhr für wenige Minuten zu einem kurzen Stromausfall. Etwa um die gleiche Uhrzeit ist in Teilen Weil der Stadts der Strom weg, hier dauert das Problem jedoch länger an, ungefähr eine Dreiviertelstunde, da das Unternehmen erst auf ein anderes Netz umschalten muss.

Bis die sichtbaren Schäden von „Burglind“ beseitigt sind, wird es wohl noch einige Tage dauern. Doch auch auf die „unsichtbaren“ sollte man Acht geben. Auf dem Leonberger Marktplatz hat die Stadt die Flächen abgesperrt, wo Ziegel von den Dächern gestürzt sind. „Wir kontrollieren die Ziegel auf den historischen Gebäuden regelmäßig, aber bei Böen von solcher Geschwindigkeit ist vor solchen Schäden keiner gefeit“, erklärt der Ordnungsamtsleiter Jürgen Beck. „Die Absperrungen bleiben vorerst noch da, weil es sein kann, dass noch lose Ziegel auf den Dächern liegen, die erst später herunterkommen.“ Das Loch im Alten Rathaus soll gleich heute von Fachleuten begutachtet und dann schnellstmöglich repariert werden. Das Gebäude ist für die nächste Zeit nur von der Rückseite aus zu erreichen.

Der Waldspaziergang sollte warten

Während Straßen und Häuser einigermaßen glimpflich davongekommen sind, hat „Burglind“ vor allem in den Wäldern merkliche Spuren hinterlassen. „Der Schaden ist hier doch sehr groß“, berichtet die Erste Beigeordnete von Weil der Stadt, Susanne Widmaier. „Wir bitten deshalb alle Bürger, dem Wald fürs Erste fernzubleiben.“ Einerseits gehe natürlich Gefahr für Autofahrer und Spaziergänger durch bereits umgestürzte Bäume aus. Zum Teil würden diese aber noch von benachbarten Bäumen „gestützt“, sodass sie manchmal erst Stunden oder Tage später umfielen. Gleiches gelte für lose Äste. Man werde sich nun schnellstmöglich an die Sicherung der Wälder machen. „Bis zu zwei Wochen kann das aber dauern, bis wir mit allem durch sind,“ so Susanne Widmaier weiter.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Rutesheimer Stadtwald. Dort sind Bäume abgebrochen, umgefallen, teilweise stehen sie unter Spannung, Äste hängen in den Baumkronen. Das Betreten des Waldes sei derzeit mit hohen Gefahren verbunden, warnt die Stadtverwaltung. Zwar verzeichnet das Forstamt des Enzkreises „keine dramatischen Sturmschäden“, einzelne Waldwege seien trotzdem bis auf Weiteres nicht passierbar. Bis alle Gefahren beseitigt sind, sollten auch hier wie anderswo die Menschen die Waldgebiete für die nächsten Tage meiden.