Die evangelischen Kirchengemeinden bekommen im nächsten Jahr mehr Geld. Das Plus beträgt im Dekanat Ditzingen exakt 3,29 Prozent – und das trotz weiter rückläufiger Mitgliederzahlen.

Strohgäu - Als „sehr schön“ wertet der Dekan Friedrich Zimmermann die guten Nachrichten aus Stuttgart. Man werde mit den Mehreinnahmen seitens der Landeskirche strukturell nichts verändern – er sehe aber die Möglichkeit, im Bereich der kirchlichen Sozialarbeit mehr zu tun. Zudem könnten die tariflichen Erhöhungen der Gehälter, etwa der Erzieherinnen, damit finanziert werden. Der Etat der 13 Kirchengemeinden im Dekanat steigt 2016 über die Drei-Millionen-Euro-Grenze. Die Gemeinden sind in Ditzingen, Gerlingen, Korntal-Münchingen, Hemmingen, Schwieberdingen und Markgröningen ansässig; sie haben gut 32 000 Mitglieder. Diese Zahl geht seit Langem zurück: Im Strohgäu treten pro Jahr 500 Menschen aus, 2015 entsprach dies 1,65 Prozent. In der Landeskirche waren es 1,53 Prozent.

 

Die Strohgäu-Gemeinden erhalten für 2016 insgesamt 3,04 Millionen Euro; davon werden 218 000 Euro außerplanmäßig ausgeschüttet. Verteilt nach der Mitgliederzahl, erhalten die Gemeinden zwischen 2610 Euro (die kleinste in Kallenberg) und 33 600 Euro (Gerlingen-Petruskirche) auf die Etats obendrauf.

Außenrenovierung im Fokus

Die Empfänger sollen mit diesem Geld keine neuen Aufgaben beginnen, aber zurücklegen ist erlaubt. Das hat man in Gerlingen vor: für 2018 ist die Außenrenovierung der Kirche im Fokus. Mit den normalen Etats werden Aufgaben wie Kindergarten, Jugend und Konfirmanden, Altenarbeit und Kirchenmusik finanziert.

Bei der Sozialarbeit stehen in Gerlingen zwei Projekte im Vordergrund: Man erwäge, in den Kindergärten den Ganztagsbetrieb einzuführen, berichtet Pfarrer Martin Weeber, dazu gebe es Gespräche mit der Stadt. Bisher werden in den Kindergärten Petrus und Johannes 135 Kinder betreut; davon zehn Kleinkinder. Bei der Flüchtlingsarbeit will man den neuen Freundeskreis Asyl mit 90 Mitgliedern stärker unterstützen; zum Beispiel, indem die Ehrenamtlichen versichert werden. Weiter sollen die Jugendarbeit und die Kirchenmusik gefördert werden und die Kindergärten eine zweite Auszubildende erhalten.

Auch die Kirchengemeinde in Münchingen passt ihr Kindergarten-Angebot der Nachfrage an. Es gebe jetzt zwei Krippengruppen für die unter drei Jahre alten Kinder, berichtet der Pfarrer Martin Hirschmüller, dazu drei Kindergartengruppen, die durchgehend bis 14.30 Uhr geöffnet seien. Die frühere Nachmittagsöffnung sei nicht mehr gefragt gewesen. Durch die Umstrukturierung habe man eine Erzieherinnenstelle mehr; an den höheren Kosten beteilige sich die Stadt Korntal-Münchingen. So könne die Kirche als Träger mehr anbieten und brauche dafür wohl weniger Geld. Die Sonderzuweisungen aus Stuttgart könne die Gemeinde gut gebrauchen; das Dach der Johanneskirche müsse erneuert und das Gemeindehaus in der Adlerstraße saniert werden. Kostenschätzungen würden sich auf zusammen 600 000 Euro belaufen.

„Wir fühlen uns berufen zu helfen“

Ditzingen will von seinen Mehreinnahmen einen Teil dem Kreisdiakonieverband geben, so Friedrich Zimmermann, damit dieser Hilfsbedürftigen stärker helfen könne. Auch in der Stadt selbst gebe es große Aktivitäten, wie beim Arbeitskreis Asyl. „Wir lassen uns als Kirchengemeinde rufen und fühlen uns berufen zu helfen.“ Gleichzeitig aber warnt der Dekan: Man sollte zum einen nicht einseitig handeln, und es sollte nicht der Anschein erweckt werden, als ob die Kirche Flüchtlinge bevorzuge.

Die Austritte aus der Kirche, pro Jahr im Dekanat Ditzingen knapp 500, haben nach Einschätzung von Zimmermann auch etwas mit der Kommunikation zu tun. „Wir haben lange nach der Devise gelebt, ‚tue Gutes und rede nicht darüber’.“ Dies müsse sich ändern: „Wir sollten zeigen, was wir tun. Und vor allem, was ohne die Kirche nicht getan werden würde.“ Das sei viel.