Jürgen Wurmthaler ist für das Stuttgarter S-Bahn-Netz verantwortlich. Den Stresstest sieht er kritisch.

Stuttgart - Der Verband Region Stuttgart (VRS) ist der Träger der Stuttgarter S-Bahn, er bestellt den Verkehr, gibt den Takt vor und kümmert sich um die Finanzierung – und unternimmt enorme Anstrengungen, um die Verspätungen zu reduzieren. Eine Hesse-Bahn, die einmal zwischen Weil der Stadt und Renningen ebenfalls S-Bahn-Gleise benutzt, stört da, sagt der VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler.

 
Der Stresstest ist nach den Regeln erstellt worden, die in Deutschland gelten – und da sind vier bis fünf Sekunden Verspätung im Rahmen. Das ist bitter, aber das müssen wir akzeptieren. Es gilt die Diskriminierungsfreiheit, alle Bahnunternehmen haben also Zugriff auf die Schienen.
Was bedeuten vier bis fünf Sekunden für die S-Bahn?
Jede Sekunde zählt im Stuttgarter S-Bahn-Netz. Sie müssen bedenken, was wir für enorme Anstrengungen unternehmen, um die Qualität des Stuttgarter S-Bahn-Netzes zu verbessern. Ich nenne als Beispiel nur die Einstiegshelfer im Stuttgarter Hauptbahnhof, die dafür sorgen, dass die S-Bahnen wenige Sekunden früher abfahren können. Daher sind wir mit dem Ergebnis des Stresstests nicht glücklich.
Was werden Sie jetzt unternehmen?
Das Ergebnis des Stresstests ist unter bestimmten Voraussetzungen entstanden. Dazu gehört zum Beispiel der absolute Vorrang der S-Bahn oder zusätzliche Signaltechniken, die eingebaut werden müssen. Solche Signaltechniken sind dort heute noch nicht vorhanden. Wir werden darauf drängen, dass das umgesetzt wird.
Wie ist momentan Ihr Verhältnis zum Landratsamt in Calw?
Die Calwer treiben mit viel Engagement und auch mit viel Geld den Nahverkehr voran – dem zolle ich Respekt und Anerkennung. Ich sag aber auch ganz offen, dass ich mir mehr Dialog wünschen würde. An der einen oder anderen Stelle würden wir gerne etwa schneller informiert werden.
Das ist ein kleines Ingenieurskunstwerk, da müssen viele Absprachen getroffen werden. Wenn es nach uns ginge, wären wir schon weiter. Dieses Jahr müssten die Ergebnisse aber noch eintreffen.
Wenn die S-Bahn-Verlängerung käme, dann würde die Stuttgarter S-Bahn erstmals die Grenzen der Region Stuttgart verlassen. Fänden Sie das gut?
Wir sind offen, uns das genauer anzuschauen, und in einer ersten Abschätzung haben wir nichts gefunden, was dagegen spricht. Wir haben allerdings auch eigene Interessen, die vorgehen. Derzeit prüfen wir zum Beispiel, ob die S 60 zwischen Renningen und Böblingen auch im 15-Minuten-Takt fahren könnte. Dieses Ergebnis müssen wir erst abwarten, um sagen zu können, ob dieser Takt auf der S 60 eine Auswirkung auf die S-Bahn-Verlängerung nach Calw hätte.
Der Landkreis Calw ist skeptisch, was die S-Bahn-Verlängerung anbelangt.
Das geht nur, wenn das alle wollen, das ist klar. Ich fände aber schade, wenn es nicht klappt. Wenn wir schon so viel Geld in die Hand nehmen, wäre es da nicht vernünftiger, die größere Lösung zu wagen? Daher will ich noch einen anderen Vorschlag ins Gespräch bringen: eine Express-S-Bahn zwischen Stuttgart und Calw. Wäre das nicht spannender, als ein Dieselzug zwischen Calw und Renningen?
Wie realistisch ist eine solche Express-S-Bahn? Werden Sie hier auch die entsprechenden Untersuchungen einleiten?
Da das über die Region hinausgeht, müsste das Thema vom Land aufgegriffen werden, etwa unter dem Stichwort Metropolexpress.