Der ehemalige Beigeordnete der Stadt hat sich zwei Chroniken ausgesucht, die restauriert werden.

Weil der Stadt - Ein Stadtarchiv ist das Gedächtnis der Stadt, es bewahrt und beschützt das Kostbarste, was sie haben kann: die Erinnerung an die Menschen, die sie ausmachten und ausmachen.

 

Sehr lebendig in gerade erreichten 80 Jahren übernahm einer der Bürger der alten Reichstadt an der Würm die Patenschaft zweier wertvoller Bücher, der Weil der Stadt von ganzem Herzen repräsentiert: Manfred Bürklen. „Jetzt ist Manfred unsterblich“, sagte der Bürgermeister Thilo Schreiber schmunzelnd anlässlich der symbolischen Übergabe der Chroniken an den stolzen Weil der Städter. Er hatte sich die Spitalrechnung 1761-1790 und die Kapuzinerchronik 1634-1740 als Patenbände ausgesucht.

Die Patenbände passen zum Engagement

Manfred Bürklen war von 1993 bis 1999 Beigeordneter der Stadt Weil der Stadt. Später gründete er die Fördervereine Spital und Klösterle. Die gewählten Patenbände passen besonders gut zu seinem früheren ehrenamtlichen Engagement als Vorsitzender der beiden Fördervereine. Die Idee mit den Patenschaften wurde vor zehn Jahren geboren. Seit 2009 wurden schon 22 Bücher an der Pflege interessierter Bürger übergeben. Wie Thilo Schreiber erläuterte: „Dadurch wird eine erhebliche Finanzlast von der Stadt genommen“. Denn man ist sich der Wichtigkeit der alten Bestände, die bis ins Jahr 1648 zurückführen, in einer traditionsreichen Stadt durchaus bewusst.

Der Stadtarchivar Lothar Sigloch wählt für die Patenschaften besonders wertvolle, interessante oder attraktive Bände aus seinem Fundus aus, die dringend restauriert werden mussten. Der Buchpate spendet den Betrag für die Restaurierung an die Stadt, dafür wird eine Urkunde im Vorsatz des Bandes eingebunden, die über die Buchpatenschaft informiert.

Das alte Dokument Kapuzinerchronik

In die Zeit vor 1648 reichen sogar einzelne Bände und Urkunden. Im Lauf der Zeit sind viele Dokumente beschädigt worden, durch nicht sachgerechte Lagerung, Umwelteinflüsse, Mikroorganismen oder intensive Benutzung. Ihre Erhaltung für künftige Generationen ist die wichtigste Aufgabe des Archivs. Deshalb ist die Bestandssicherung durch Vergabe von Restaurierungsaufträgen eine ständige Aufgabe des Archivs. Eines der älteren Dokumente ist die Kapuzinerchronik, die vom frühen Barock bis zum Rokoko datiert.

Eine faszinierende Handschrift, die beim Durchblättern die verschiedenen Handschriften, die sie niederschrieben, deutlich erkennen lässt. Vom akribischen Denker, der beinahe einer gedruckten Version gleich die Buchstaben formte, bis hin zur großzügigen Feder, die auch einmal etwas spontan unterstrich, immer ein Hinweis auch auf den Menschen, der hier protokollierte.

Das Spital spielt eine wichtige Rolle

Kaum weniger interessant ist der zweite Band, die Spitalrechnung aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Spital wurde bis in die 50er Jahre benutzt und spielt in der Geschichte der Stadt eine wichtige Rolle. Man nutzte es früher keineswegs nur als Krankenhaus, sondern auch als Armen-, Alten- und Waisenhaus. Pfründer konnten sich einkaufen und sich so eine gute Versorgung im Krankenfalle oder fürs Alter sichern. Einmal im Jahr gab es eine Begehung, bei der jeder seine Meinung über die Pflege, die Verpflegung, Auffälligkeiten äußern oder auch loben konnte. Diese sind in der Spitalrechnung festgehalten, knappe 30 Jahre lang.

Dass man durch diese beiden restaurierten Bände so anschaulich in vergangene Zeiten reisen kann, ist der Restauratorin Caroline Gerken zu verdanken, die bei der Übergabe an ihrem reichen Fachwissen teilhaben ließ. Sie erklärte, wie man zum Beispiel Papier reinigt, ohne es zu beschädigen, auf was man achten muss und überreichte schließlich dem sichtlich gerührten Manfred Bürklen ihre Schätze. Beide Bände verbleiben im Stadtarchiv und können dort wieder von den Archivbesuchern eingesehen werden.