Es gibt sie, die Menschen, die froh sind, wenn Ferien vorbei sind. Das sind beispielsweise die 15 Frauen im Alter von 38 bis 73 Jahren, die sich regelmäßig samstags im Rutesheimer Hallenbad treffen und den Wassergymnastikkurs „Sport nach Krebs“ besuchen, den die Übungsleiterin Doris Staudt vor drei Jahren aus der Taufe gehoben hat.

Rutesheim - Es gibt sie, die Menschen, die froh sind, wenn Ferien vorbei sind. Das sind beispielsweise die Frauen, die sich regelmäßig samstags im Rutesheimer Hallenbad treffen. Nach einer Pause sind sie froh, wenn sie wieder ins Wasser dürfen. Dann gibt es in der Umkleidekabine erst einmal ein großes Hallo und einen regen Informationsaustausch. Erika Brandner strahlt übers ganze Gesicht. „Die Bewegung im Wasser macht so viel Spaß und tut richtig gut“, sagt die 73-Jährige. Sie ist eine von 15 Frauen im Alter von 38 bis 73 Jahren, die den Wassergymnastikkurs „Sport nach Krebs“ in Rutesheim besuchen, den die Übungsleiterin Doris Staudt vor drei Jahren aus der Taufe gehoben hat. „Das ist Lebensqualität, ich fühle mich richtig gesund“, sagt Brandner, die selbst im Jahr 2009 die Diagnose Brustkrebs bekommen hat. „Wenn ich nicht die Vorsorge gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich gar nicht mehr da“, sagt die Friolzheimerin, die, wenn es ihr möglich ist, keine Übungsstunde auslässt.

 

Für Christina Haller (59) ist es „ein schönes Gefühl, dass das Vertrauen in meinen Körper wieder zurück kommt. Als wir vor drei Jahren mit den Übungen im Wasser angefangen haben, ging alles relativ langsam, doch jetzt bin ich konditionell schon wieder viel stärker.“

Doris Staudt, beim TSV Eltingen Leiterin der Abteilung Fitness-Gymnastik, bildet sich seit vielen Jahren im Bereich Aqua-Fitness fort und bietet auch für die Wasserfreunde Leonberg zahlreiche Kurse an. Als vor einiger Zeit fünf ihrer Teilnehmerinnen an Brustkrebs erkrankt waren, ließ sie das nicht mehr los. Fortan beschäftigte sie sich mit diesem Thema. „Ich wollte mehr darüber wissen und suchte nach Möglichkeiten, wie sich die Frauen trotz ihrer Krankheit sportlich betätigen können und sich damit besser fühlen.“ In der Zwischenzeit reihen sich zu ihrer umfangreichen 30-jährigen Ausbildung in der Prävention auch der Übungsleiter B in der Krebsnachsorge und im Bereich Reha Orthopädie. Jetzt schwebt ihr auch noch eine Fortbildung im Bereich Neurologie vor – dann könnte sie beispielsweise auch Kurse für Patienten nach einem Schlaganfall anbieten.

Doris Staudt betont immer wieder, dass sie keine Medizinerin sei – bei Fragen könne sie aber einen Arzt zu Rate ziehen. Sie biete den Betroffenen ein fundiertes Bewegungsangebot an. „Bewegung und körperliche Aktivität entfalten ihre positive Wirkung nicht nur bei der Vorbeugung, sondern auch in der Behandlung und der Rehabilitation von Krebs. Das belegen immer mehr wissenschaftliche Studien“, sagt Staudt. Das Interesse an ihrem Kurs ist mittlerweile so groß, dass sie seit diesem Jahr ein zweites Samstags-Angebot ins Programm aufgenommen hat. Die Gruppen sollen möglichst klein sein, damit die Übungsleiterin individuell auf die Teilnehmer eingehen kann.

Wie beispielsweise auf Erika Brandner, die am Anfang Angst hatte, sich im Wasser auf den Rücken zu legen. „Wir haben so lange geübt, bis das mit der Spannung und der Aufrichtung des Körpers geklappt hat“, sagt Staudt. Oft haben Betroffene das Problem, dass sie nicht wissen, wohin sie sich nach ihrer Erkrankung wenden sollen. Wie beispielsweise Sigrun D. aus Hirschlanden (Name von der Redaktion geändert). Während ihrer Reha in Isny hatte sie das Aquajoggen kennen- und schätzen gelernt. Nachdem sie wieder zuhause war, suchte sie nach einem adäquaten Kurs in der Nähe. „Es gibt viele Angebote an Land, aber kaum welche im Wasser“, erzählt sie aus Erfahrung. Über Umwege stieß sie schließlich auf die Rheumaliga, die ihr die Rutesheimer Adresse nannte. Im Dezember besuchte sie einen Schnupperkurs, seit Anfang des Jahres ist sie Kursteilnehmerin.

Nicht nur die Bewegung tut den Teilnehmern gut, sondern auch der Gedankenaustausch. Und wenn’s mal nicht so gut geht, darf diese Stimmung auch raus. „Doch die Frauen wollen auf keinen Fall bemitleidet werden, sie wollen alle nach vorne schauen“, sagt Doris Staudt. Die negative Gedanken sind somit schnell verflogen.