Das Geschäft der Ditzinger Tafel besteht mindestens bis Ende 2021. Das hat das Kirchenparlament beschlossen. Der Laden für Bedürftige wird weiter gebraucht.

Ditzingen - Es ist gut, dass es ihn gibt. Aber besser wäre es, es bräuchte ihn nicht.“ Mit diesen Worten beschreibt der Ditzinger Dekan Friedrich Zimmermann immer wieder die Existenzberechtigung des Ditzinger Tafelgeschäfts, das unter dem Namen „Strohgäuladen“ seit fast 20 Jahren existiert. Das „Parlament“ der evangelischen Kirchengemeinden im Bezirk Ditzingen, die Bezirkssynode, hat nun in seiner jüngsten Sitzung am Freitagabend die Bestandsgarantie verlängert. Diese gilt jetzt bis zum Jahresende 2021. Die gute finanzielle Situation macht dies möglich – unter anderem eine Dauerförderung von knapp 2000 Euro pro Jahr durch die Stadt.

 

Es bleibt eng im Geschäft

Einen Nachteil müssen die Kunden, die drei bezahlten und die 40 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weiter auf sich nehmen: Es bleibt eng im Geschäft. An eine Umsiedelung in größere Räume ist nicht gedacht – und das trotz weiter steigendem Kundenandrang und Geschäftsvolumen. „Wir haben noch keine Klagen gehört“, meint Zimmermann. Ein größeres Geschäft koste mehr. Man schaue aber nach einem größeren Lager. Dies sollte sich in der Nähe befinden – sodass die Mitarbeiter mit den Warenkisten auf dem Sackkarren zwischen Laden und Lager pendeln könnten. Eine Entfernung, die nur durch tägliche Fahrten mit dem Lieferwagen zu überwinden ist, will man vermeiden. Bisher wird der Keller des Dekanatamtes, das nur ein paar Schritte entfernt ist, und der im Haus einer Mitarbeiterin mit benutzt.

Der Dekan sieht in dem Standort des Geschäfts am Rande der Ditzinger Innenstadt in der Mittleren Straße auch einen Vorteil: „Es gewährleistet den Kunden eine gewisse Anonymität.“ Diese sei nicht mehr gegeben, wenn sich der Laden in der Haupteinkaufszone befinde. Man müsse daran denken, dass die Kundschaft aus der ärmeren Bevölkerungsschicht komme – nicht jeder Kunde wolle beim Einkaufen im oder beim Anstehen vor dem Tafelladen gesehen werden. Dies berichten übrigens auch immer wieder die Verantwortlichen anderer Tafelläden. Kundschaft des Tafelladens zu sein, werde von den Betroffenen als Stigma angesehen – egal, ob Hartz-IV-Empfänger, Rentner oder Flüchtlinge.

Jeden Tag stehen Mensche Schlange

„Wenn wir morgens um halb zehn aufmachen, stehen schon ab acht Uhr die ersten Kunden da“, berichtete die Ladenleiterin Regina Fuchs den Vertretern der 13 Bezirksgemeinden, welche die Trägerschaft für den Laden haben. Fuchs geht im Herbst in den Ruhestand, eine Nachfolge wird gesucht. Die gespendeten Lebensmittel, die alle vor dem Verkauf gesichtet werden, können zu einem Bruchteil der üblichen Verkaufspreise erworben werden. „Schon um 2,50 Euro bekommen Sie einen Korb voll Gemüse und Brot“, berichtete Fuchs. Zurzeit kämen pro Tag etwa 90 Besucher – zwei Drittel seien die „ursprünglichen Kunden“, die anderen Flüchtlinge.

Die verstärkte Nachfrage schlägt sich auch in Zahlen nieder: der Umsatz stieg 2016 um fast 20 Prozent; neben den Waren wurden 36 000 Euro gespendet. Um den täglichen Betrieb zu gewährleisten, werden noch freiwillige Mitarbeiter gesucht.