Mit einem Skulpturenweg widmet sich die Stadt ihrem berühmten Sohn und Schüler Martin Luthers.

Weil der Stadt - So hat man Johannes Brenz noch selten gesehen: Nicht so ernst und streng wie auf seiner bekannten Büste. Freundlich schaut er drein, gelassen, die Hand zum Geben ausgestreckt. Seit Mittwoch steht die Plastik des bekannten Luther-Schülers, gefertigt von der Künstlerin Birgit Feil, auf dem Hof des Brenzhauses. Die Statue bildet eine von insgesamt 22 Stationen auf dem bald entstehenden Skulpturenweg „Hier Brenz! Feuer und Flamme für die Reformation“ in Weil der Stadt. Eröffnung ist am Sonntag, 7. Mai.

 

Johannes Brenz ist neben Johannes Kepler einer der großen Söhne der Stadt Weil der Stadt. 1499 geboren, wurde Brenz später einer der ersten Schüler Martin Luthers und entwickelte sich zu einem wichtigen Reformator im Süden Deutschlands. Aus diesem Grund feiern die Stadt und die evangelische Kirche Weil der Stadt das Reformationsjubiläum mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, die unter anderem Johannes Brenz gewidmet sind. Ein weiterer Baustein ist nun der Skulpturenweg mit dem eingängigen Titel „Hier Brenz!“

Anstoß von der evangelischen Kirchengemeinde

Den Anstoß für das Projekt gaben die evangelische Kirchengemeinde und ihr Pfarrer Tobias Neumann. Beteiligt sind mittlerweile die Stadt, der Landkreis, der Verein für Kirche und Kunst (Landeskirche Württemberg) sowie viele Ehrenamtliche. „Wir haben unterschiedliche Künstler angesprochen, ob sie sich beteiligen möchten“, berichtet Reinhard Lambert Auer vom Verein für Kirche und Kunst. Das Ziel war es, eine Reihe unterschiedlicher Skulpturen zu erhalten, die sich dem Motto der Ausstellung widmen. „Der Kontext sollte nachvollziehbar bleiben, alles andere haben wir bewusst offen gelassen. So konnte jeder Künstler ein eigenes Stichwort einbringen.“

Die Ergebnisse sind entsprechend vielgestaltig: manche abstrakt und schwer durchschaubar, andere konkreter und greifbarer – wie die Plastik von Birgit Feil.

Brenz realer und menschlicher darstellen

Die Leonberger Künstlerin ist vor allem für das Schaffen von realistischen Abbildern von Menschen bekannt. Für sie lag die Wahl, wie sie sich dem Thema nähern möchte, daher auf der Hand, erzählt sie. „Ich habe mir dafür die historischen Abbildungen von Johannes Brenz angeschaut.“ Zudem beschäftigte sie sich mit dessen Leben und Wirken. „Es war mir ein Bedürfnis, ihn nicht so ernst darzustellen, wie er sonst immer gezeigt wird“, erzählt sie. „Ich wollte ihn realer und menschlicher zeigen. Denn so war er auch, er war nicht so ein radikaler Reformator.“ Wer einen genaueren Blick auf die Plastik wirft, dem werden außerdem die vielen Schriftzüge auf dem – bewusst modern gewählten – Talar auffallen. Sie zeigen unter anderem Auszüge aus dem Neuen Testament und Zitate des Luther-Schülers. „Also das, was Johannes Brenz uns gegeben hat.“

Auf ganz andere Weise hat sich zum Beispiel Anja Luithle aus Wendlingen mit dem Thema auseinandergesetzt und sich speziell die Doppeldeutigkeit des Ausstellungs-Mottos herausgegriffen. „Hier Brenz (Das rote Telefon)“ heißt ihr interaktives Werk. Mit ihrem Beitrag gebe sie „einen generellen Kommentar zur derzeitigen Religionspolitik“ ab, erklärt Mitorganisator Heribert Sautter, Leiter der Galerie der Stadt Fellbach. Denn würde jemand in einem Telefonat den Titel des Projekts nennen, kämen beim Gesprächspartner nur die Worte „Hier brennt’s“ an. Auch Bernd Hennig zeichnet mit seiner Arbeit „Universalreiniger“ ein kritisches Bild von der um sich greifenden Vorstellung von religiöser Reinheit und dem Begriff „Abendland“, während andere, wie HP Schlotter und Matthias Dämpfle, positive Aspekte der Reformation wie die Freiheit der Gedanken in den Vordergrund stellen.

Infos und Termine rund um den Skulpturenweg „Hier Brenz!“

Offizieller Start ist am Sonntag, 7. Mai. Um 15 Uhr beginnt das Vorprogramm mit einem geführten Rundgang auf dem Skulpturenweg, Treffpunkt ist an der Brenzkirche (Paul-Reusch-Straße 3). Ab 16 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen an der Brenzkirche, bevor um 16.30 Uhr die Begrüßungsfeier mit Musik, Grußworten und einer Einführung in das Projekt beginnt. Der Tag endet um 18.30 Uhr mit einem Imbiss. Um besser planen zu können, bittet der Verein für Kirche und Kunst um eine Anmeldung bis 2. Mai. Nähere Informationen gibt es per E-Mail an verein-kirche-kunst@elk-wue.de.

Drei offene Führungen werden an folgenden Terminen angeboten: Sonntag, 14. und 21. Mai, jeweils um 14 Uhr, sowie am Geburtstag von Johannes Brenz am Samstag, 24. Juni, um 16 Uhr. Treffpunkt ist am Parkplatz am Königstor (gegenüber dem Festplatz). Weitere Führungen können bei der Weiler Touristinfo (Marktplatz 5) angefragt oder vereinbart werden, Telefon 0 70 33 /52 11 33.

Die Skulpturen und Plastiken stehen bis zum 31. Oktober an ihren Standorten und können dort besichtigt werden. Titel der Werke und Namen der Künstler stehen direkt an den Ausstellungsstücken. Nähere Informationen beispielsweise über die Aussage der Kunstwerke sind in einer Broschüre nachzulesen, die die Stadt zeitnah im Anschluss an die Eröffnung herausgeben möchte.