Kim Julian Wendel und der Skiclub Flacht sind beide 30. Nun ist er neuer Vorsitzender des Clubs.

Weissach - Das Papier ist schon ein wenig vergilbt. „Es wird beschlossen, einen eigenständigen Verein zu gründen“, steht da geschrieben. Am 27. September 1987 um 18 Uhr sitzen sechs Frauen und 14 Herren im Sängerheim in Flacht und begehen einen formalen Akt. Sie gründen einen neuen eingetragenen Verein, überliefert ist bis heute das Protokoll dieser denkwürdigen Sitzung.

 

Das Prozedere braucht seine Zeit, und so ist erst ein halbes Jahr später, am 2. März 1988, im Weissacher Mitteilungsblättle die frohe Botschaft zu lesen. „Ein neuer Verein stellt sich vor“, teilt der damalige Bürgermeister Wolfgang Lucas mit. Der „Ski- und Freizeitclub Flacht 1987“ sei frisch aus der Taufe gehoben worden, beim Amtsgericht Leonberg ordentlich registriert und eingetragen.

Gruppe aus Freunden gründet den Verein

Renate Wendel war damals auch im Kreise der Gründungsmitglieder. Die allerdings bewegt zu jener Zeit noch ein anderes Ereignis. Am 29. Oktober 1987 kommt ihr Sohn Kim Julian auf die Welt. Im vergangenen Jahr feierte er seinen 30. Geburtstag, genauso wie der Skiclub. „Das war damals eine Gruppe aus Freunden“, weiß er aus Erzählungen. „Die hatten vorher schon Ausfahrten organisiert – jetzt wollten sie eben einen Verein gründen.“

Sein ganzes Leben ist Kim Julian Wendel schon Mitglied im Skiclub. Und jetzt ist er Vorsitzender. „Ich wurde gefragt, als klar war, dass mein Vorgänger Frank Bauer nicht mehr weitermachen wollte“, erzählt Wendel. Da war er selbst erst einmal überrascht. Denn bisher verläuft sein Leben so wie bei den meisten seiner Generation. Abitur, dann das Elektrotechnik-Studium in Pforzheim und Heilbronn, jetzt die Arbeit bei Bosch in Schwieberdingen und Abstatt, gerade erst ist Kim Julian Wendel mit der Freundin nach Stuttgart gezogen.

„Eigentlich wäre das doch ganz cool mit dem Vereinsvorsitz“, habe er sich dann aber gedacht, erinnert sich der 30-Jährige. „Ich hatte Lust und ich sehe es als Herausforderung an“, erzählt er. Und eine Herausforderung ist es. Vergangene Woche hat Kim Julian Wendel vier Stunden für den Skiclub gearbeitet – täglich. Dazu einige Sonntage. Das aber hat den Grund, dass am kommenden Samstag der Höhepunkt im Clubjahr ansteht, ein Höhepunkt im Jahreskreis des Ortsteils Flacht noch dazu. Das Seefest gibt es nun so lange wie den Verein, Archivfotos zeigen die ersten Mitglieder, wie sie vor 30 Jahren Plakate von Hand gemalt haben. „Frisch geräucherte Forellen“ gebe es, heißt es in der ersten Ankündigung vom Juni 1988.

So ist es noch immer. Wie so vieles traditionell ist beim Seefest, das kann Kim Julian Wendel anhand seiner eigenen Biografie nachvollziehen. Anfangs hat ihn die Mama noch bei der Oma untergebracht. „Seit ich 16 bin, war ich selbst aktiv, zum Beispiel an der Pilsbar“, erinnert er sich.

Neue Datenschutzverordnung

Heute ist Wendel der Vorsitzende und Cheforganisator, und das bedeutet vor allem Arbeit. Bei den Anwohnern klingelt er, um um Verständnis zu bitten, er sucht Helfer und spricht mit Behörden. Arbeit bedeutet so ein Vereinsvorsitz aber nicht nur vor dem Seefest. „Nerven hat mich jetzt zum Beispiel die neue Datenschutzverordnung gekostet“, sagt er. Wenn er dann stundenlang in Fortbildungen sitzt, gibt es schon mal Fragezeichen zu Hause. „Welche Freundin freut sich schon, wenn man sich weniger sieht.“ Bereut hat es der Flachter aber nicht, Skiclub-Chef geworden zu sein.

„Die Leute verbringen im Club ihre Freizeit – da hat man schon Verantwortung“, sagt er. Und die schönen Stunden kommen, die Ausfahrten, die Skifreizeiten und Feste. Sein Ziel ist es, den Club für jüngere Erwachsene attraktiver zu machen. Ideen verrät er noch nicht, aber die 156 Mitglieder dürfen gespannt sein.