Spaßbad, Wellness-Tempel oder Sportbad? Mehr als 250 Bürger diskutieren kontrovers und leidenschaftlich, wie es mit dem 40 Jahre alten Hallenbad weitergehen soll, und steuern eigene Ideen bei.

Sindelfingen - Wenn eines am Dienstagabend in der Stadthalle klar geworden ist, dann dies: die Sindelfinger hängen an ihrem Hallenbad. Mehr als 250 Bürger waren zu der Veranstaltung gekommen, bei der die Stadt die verschiedenen Entwicklungskonzepte vorstellte, und diskutierten lebhaft darüber, wohin es künftig mit der mittlerweile 40 Jahre alten Schwimmhalle gehen soll.

 

Frühschwimmer, leidenschaftliche Saunagänger, Sportschwimmer und Familienväter lieferten sich eine leidenschaftliche und teilweise witzige Redeschlacht um die beste Lösung für das Hallenbad. Die einen wollten am liebsten den Ist-Zustand erhalten. Andere plädierten für ein attraktives Familienbad. Wieder andere favorisierten eine große Wellnessoase. Der Abend zeigte: eine Ideallösung für alle wird es wohl nicht geben. Wichtig ist der Stadtverwaltung aber, alle zu Wort kommen zu lassen.

Zunächst aber stellte Klaus Batz von der Firma Conpro aus Nürnberg die Ergebnisse seines Gutachtens vor, das er im Auftrag der Stadtverwaltung angefertigt hatte. Danach kann das Sindelfinger Bad vor allem mit seinem 50-Meter-Becken punkten, das ein Alleinstellungsmerkmal in der Region sei und viele Sportschwimmer anziehe, sagte Batz. Gut sei auch die Parkplatzsituation und die Verkehrsanbindung, lobte der Bäderexperte. Allerdings sei das Bad wenig attraktiv für Familien mit Kindern sowie für Saunagänger und Wellnessfans. Und er zitierte aus Studien, dass „60 Prozent aller Badegäste Erholung und Erlebnis“ suchten. Daran aber mangele es in Sindelfingen.

Spaßbad oder Wellness-Tempel?

Drei Varianten, um das Bad attraktiver zu machen, stellte Batz den Bürgern vor. Alle drei erfordern jedoch erhebliche Investitionen. Bei der günstigsten Variante geht Batz von Kosten in Höhe von elf bis 15 Millionen Euro aus, Geld, das vor allem in mehr Angebote für Kinder und Jugendliche gesteckt werden soll. Eine Sauna ist bei diesem Konzept aber nicht vorgesehen. Mit 20 bis 28 Millionen Euro rechnet Batz, wenn zusätzlich zu einem attraktiven Familienbereich auch noch der Ausbau der Sauna kommt. Die teuerste Variante kostet bis zu 60 Millionen Euro und sieht den Umbau zu einem Spaß- und Wellnessbad vor. Finanziert werden könnte ein solches Bad aber nur von einem Privatinvestor, mit dem die Stadt einen sogenannte Public-Private-Partnership-Vertrag abschließen müsste.

Der letzte Vorschlag gefiel nur wenigen. „Ich bin schon aus politischen Gründen gegen ein solches Modell mit einem privaten Investor“, sagte etwa Wilma Römer. Auch hielt die ehemalige Stadträtin den Ausbau der Sauna für absolut überflüssig. „Wir sollten nicht mit dem Saunabereich der Böblinger Mineraltherme konkurrieren. Das ist sinnlos“, sagte sie. Wichtig sei hingegen, das Bad attraktiver für Kinder zu machen.

Ute Steinhilber vom Reha-Sport des VfL Sindelfingen sympathisierte mit der Variante zwei. Jochen Schindler, Vater zweier Kinder, wünschte sich ein richtiges Spaßbad. „Dafür fahre ich im Moment weit und bin auch bereit, viel Geld auszugeben.“ Andere Bürger hingegen befürchteten, dass ein Spaßbad für viele Familien unerschwinglich sei. „Da geht man einmal im Jahr hin, aber nicht mehrmals die Woche“, meinte eine Sindelfingerin.

Auch neue, originelle Ideen steuerten die einfallsreichen Bürger bei. „Kombinieren Sie doch das Bad mit einer Eislaufhalle. Das ist ein neuer Trend“, schlug ein junger Mann und bekennender Eishockeyspieler vor. Und lieferte gleich Argumente dafür: „Das steigert die Energieeffizienz. Denn beim Eismachen entsteht Wärme, die man fürs Hallenbad nutzen kann.“ Ein eindeutiges Ergebnis kristallisierte sich an diesem Abend aber nicht heraus. Doch soll die Bürgerinformation ja auch erst der Anfang einer umfassenden Beteiligung sein.

Als nächstes sind nun Workshops mit unterschiedlichen Gruppen geplant. Die Stammgäste sollen dabei genauso zu Wort kommen wie Kinder und Jugendliche aus der Stadt. Die Vereine können ihre Wünsche einbringen, und auch die Anwohner sollen befragt werden.

Kein eindeutiges Ergebnis