Mario Kießling arbeitet sich im australischen Benalla nach elf Wertungstagen in der 18-Meter-Klasse auf den zweiten Platz vor. Den Titel holt der Franzose Killian Walbrou. Mit der Mannschaft gewinnt der 42-Jährige die Bronzemedaille.

Leonberg - Silber für den Leonberger Mario Kießling bei der Segelflug-Weltmeisterschaft im australischen Benalla. Am letzten von insgesamt elf Wertungstagen – davon wurden allerdings vier auf Grund nicht optimaler Wetterbedingungen neutralisiert und flossen nicht in das Gesamtergebnis ein – pokerte der 42-Jährige und machte in der 18-Meter-Klasse einige Punkte gut. „Er hat alles auf eine Karte gesetzt und ist gegen seine Gewohnheit früh abgeflogen“, sagte der deutsche Team-Captain Walter Eisele. Die Teamleitung hatte Kießling davon abgeraten, spät zu starten. Denn die Thermik würde bald abflauen, Das hatte René Heise vorausgesagt. Er ist Meteorologe und Vizepräsident des Deutschen Aero Club (DAeC). Mario Kießling machte alles richtig, als er der Wetterprognose des Experten folgte. Nach dem Start in einem schnellen Pulk gewann er rasch an Geschwindigkeit. Sein hohes Tempo konnte er halten. Am Ende reichte es, um sich von dem vierten auf den zweiten Platz vorzuarbeiten. „Meine Performance hat sich im Laufe des Wettbewerbs stetig verbessert“, sagte Mario Kießling nach dem letzten Flug dieses Wettbewerbes. Damit wurde er nach den Jahren 2008, 2010 und 2013 (damals in der Standardklasse) bereits zum vierten Mal Vize-Weltmeister.

 

Die Teilnehmer mussten sich nach ihrer Ankunft in Australien bereits um die Weihnachtszeit erst einmal an die Zeitumstellung sowie an die äußeren Bedingungen gewöhnen. Die Trainingswoche gleich zu Beginn des neuen Jahres war dann so, wie sich Segelflieger ihren Sport wünschen. Bei traumhaftem Wetter war es möglich, hoch zu steigen und oben dann lang zu gleiten. Doch pünktlich zum Start der WM regnete es. Tiefe Wolken und feuchte Luft sind atypisch für Australien. Die Organisatoren und Meteorologen waren von Tag zu Tag gefordert, eine Strecke auszusuchen, dem aktuellen Wetter angemessen. Die Distanzen: zwischen 250 und 700 Kilometer. Wer sie am schnellsten meisterte, bekam die höchste Punktzahl.

„Nach allem, was wir hier in Europa gehört haben, waren es wohl keine einfachen Meisterschaften, und alle Teilnehmer hatten sicherlich bessere Wetterbedingungen, mehr Spaß, weniger Pulkfliegerei und mehr echte Rennen erhofft“, schickten Kießlings Sportkollegen von der Fliegergruppe Wolf Hirth in Kirchheim/Teck Grüße über das soziale Netzwerk Facebook in den anderen Kontinent. Doch der Leonberger machte das beste daraus. Auch wenn er am zweiten Wertungstag – der erst wurde auf Grund des Regens gleich neutralisiert – nur auf Rang 17 landete. Gleich im dritten Durchgang machte er mit seinem vierten Rang zehn Plätze in der Gesamtwertung gut. Der nächste Ruck nach vorne folgte an Tag neun mit der zweitbesten Tagesleistung. Und auch die finale Aufgabe löste Kießling als Zweitbester mit Bravour. Am Ende musste er nur dem Franzosen Killian Walbrou den Vortritt lassen. Auf Rang drei landete der Brite Mike Young. Kießlings Teamkollege Matthias Sturm vom Luftsportverein Schwarzwald wurde Vierter in der 18-Meter-Klasse.

Michael Sommer vom Luftsportverein Regensburg landete in der offenen Klasse mit 13 Punkten Abstand zum Briten Russel Cheetham ebenfalls auf dem zweiten Rang. Und zu guter letzt gewann die deutsche Mannschaft auch noch Bronze in der Teamwertung. Kapitän Walter Eisele: „Wir hatten viel Warmluftthermik, aber leider nicht das typische Rennwetter.“ Die Piloten hätten deshalb nicht ihr Maximum abrufen können. „Das frustriert einen schon.“ Coach Wolfgang Beyer hatte das Team vorab auf nicht ganz unproblematische klimatische Bedingungen eingestimmt. Vor Ort versuchte er, mit guter Taktik das Beste herauszuholen. Insgesamt waren 115 Piloten in Benalla an den Start gegangen. „In Anbetracht der Verhältnisse sind wir zufrieden“, sagte Walter Eisele.