Der Renninger Schwimm-Club bietet Kurse schon für Kindergärten an. Weil der Verein damit wertvolle Basisarbeit leistet, gibt es für die Kooperation eine Auszeichnung bei einem bundesweit ausgeschriebenem Wettbewerb.

Renningen - Wenn sich Ortrud Berning-Sembach in der Schwimmhalle den Erstklässlern widmet, muss sie nicht selten mit Entsetzen feststellen, dass die Hälfte der Klasse nicht schwimmen kann. „Dabei ist Schwimmen nicht nur für die motorische Entwicklung der Kinder wichtig, es kann auch Menschenleben retten“, betont die Übungsleiterin des Renninger Schwimm-Clubs (RSC).

 

Dass immer mehr Kinder auf Kriegsfuß mit Wasser stehen, ist eine Entwicklung, die in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen hat. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erreichen nur noch 50 Prozent aller Kinder bis zum Abschluss der vierten Klasse das Deutsche Jugendschwimmabzeichen in Bronze, welches als Mindestvoraussetzung für sicheres Schwimmen gilt. Nicht zuletzt verschärft die kostenbedingte Schließung der öffentlichen Bäder die Situation. Dass damit die Zahl der Zwischenfälle im Wasser ansteigt, ist eine logische Konsequenz.

Um diesem alarmierenden Trend entgegenzuwirken, arbeitet der Renninger Schwimm-Club seit Jahren eng mit vier Kindergärten aus Rutesheim im Bereich der Wassergewöhnung zusammen. „Gerade bei Kindern, die das fünfte Lebensjahr erreicht haben, sind aufgrund der ausgereiften koordinativen Fähigkeiten die Voraussetzungen dafür optimal“, sagt Berning-Sembach. In dem Kurs gehe es in erster Linie aber nicht darum, dass die Kinder schwimmen lernten, vielmehr sollten sie an das Wasser gewöhnt werden, um eventuell vorhandene Ängste abzubauen. „Das ist schließlich auch die Grundlage für das spätere Erlernen des Schwimmens“, betont sie.

Wassergewöhnung in der Kleinschwimmhalle

Gemeinsam mit einer Kollegin führt die Übungsleiterin die Kinder einmal pro Woche über eine Zeitspanne von bis zu fünf Wochen in der Rutesheimer Kleinschwimmhalle langsam an das Wasser heran. „Die Wassergewöhnung wird anhand der Kernelemente des Schwimmens aufgebaut, die in den Unterrichtsstunden auf spielerische Weise vermittelt werden“, erklärt Berning-Sembach. Damit meint die 45-Jährige beispielsweise das Pusten von Tischtennisbällen auf der Wasseroberfläche, Abstoßen vom Beckenrand mit und ohne Schwimmbrett oder aber auch der Kraulbeinschlag mit der Poolnudel, einer Schwimmhilfe aus PU-Schaum. „Zur pädagogischen Vertiefung der Wassergewöhnung bekommen die Kinder außerdem ein Baderegel-Lied sowie Baderegeln zum Ausmalen“, berichtet die Übungsleiterin. Die Kosten für den Kurs trägt die Stadt.

Dass Bewegung im Wasser für die kindliche Entwicklung eine wichtige Rolle spielt, weiß Ortrud Berning-Sembach nur zu gut: „Dabei geht es um die sogenannten primären Erfahrungen wie die eigene Körpererfahrung durch den Wasserwiderstand, die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten wie etwa das Tauchen oder die soziale Komponente durch Gruppenspiele.“ Ferner könne der Aufenthalt im Wasser auch für unruhige oder verhaltensauffällige Kinder positive Auswirkungen haben.

Für seine Kooperation mit den Rutesheimer Kindergärten wurde der Renninger Schwimm-Club vom Deutschen Schwimmverband ausgezeichnet, weil er damit wichtige Grundlagenarbeit leistet. Bei dem bundesweiten Wettbewerb erreichte der RSC den dritten Platz.

Eigene Schwimmschule seit 1967

Doch nicht erst seit dem Kindergarten-Projekt legt sich der Schwimm-Club aus der Rankbachstadt mächtig ins Zeug, damit aus Nichtschwimmern Wasserratten werden. Bereits 1967 gründete der RSC eine eigene Schwimmschule, in der seither Tausende Kinder das Schwimmen lernten. Darüber hinaus darf sich die Schwimmschule mit dem Prädikat „Anerkannte Schwimmschule“ schmücken, das vom Schwimmerverband Württemberg und dem Badischen Schwimm-Verband verliehen wird. „Der Club gehört zu den ersten Vereinen, die diese Auszeichnung erhielten und seit zehn Jahren ohne Unterbrechung immer wieder bekommen“, betont der stellvertretende Vereinsvorsitzende Ingo Eisenhardt.

Zudem besteht bereits seit 2008 eine Zusammenarbeit mit der Rutesheimer Theodor-Heuss-Schule. Im Schwimmunterricht der Erst- bis Viertklässler nimmt sich ein RSC-Übungsleiter der Nichtschwimmer an, während der Sportlehrer die restlichen Kinder betreut. Ein erfolgreiches Konzept. Denn innerhalb des Schuljahres, berichtet Eisenhardt stolz, hätten es bislang nahezu alle Teilnehmer geschafft, schwimmen zu lernen.