Die Schülerzahlen im Landkreis Ludwigsburg sind stabil, einzig die Werkrealschulen verzeichnen einen massiven Rückgang. Problematischer ist die Situation bei den Lehrern: in den Naturwissenschaften mangelt es an Bewerbern.

Kreis Ludwigsburg - Seit vergangenem Montag haben die Schulen im Landkreis ihre Türen wieder geöffnet, das Staatliche Schulamt in Ludwigsburg hat das zum Anlass genommen, eine ausführliche Statistik über die Schüler- und Lehrerzahlen zu veröffentlichen. Herauszulesen ist: auf beiden Seiten des Unterrichts gibt es aktuell große Unterschiede – und die Seite der Lehrer macht dem Amt deutlich mehr Sorgen.

 

Zwar haben zum Start am Montag 262 neue Pädagogen ihre Arbeit aufgenommen, laut dem Schulamtsleiter Hubert Haaga sind aktuell aber noch 11 Stellen im Kreis unbesetzt. Der Pflichtunterricht in allen Schularten sei dadurch nicht gefährdet, gleichwohl spricht Haaga von einer „knappen Bewerberlage“, gerade bei den Grundschul- und Sonderpädagogen. An Standorten aller Schularten bemühe man sich, Engpässe zu überbrücken, sei es durch Abordnen von Lehrern an andere Stellen oder durch Verträge mit Pensionären. Große Sorgen mache man sich vor allem darüber, ob die Versorgung über das ganze Schuljahr sichergestellt werden könne, meint Haaga. Schließlich sei immer mit Unterrichtsausfall zu rechnen, allein wegen Schwangerschaften seien im vorigen Schuljahr mehr als 180 Kolleginnen aus dem Dienst ausgestiegen. Der Arbeitsmarkt für Lehrer sei allerdings „ausgeschöpft“.

Gesucht werden Gymnasial- und Grundschullehrer

Ähnlich angespannt ist die Situation offenbar an den Gymnasien: Auch dort konnten Stellen nicht besetzt werden, sagt der Sprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP), Matthias Kreuzinger. Vor allem in den Fächern Biologie, Chemie, Mathe und Physik fehle es an Bewerbern. Lehrer, die in diesen Fächern unterrichten könnten, müssten teilweise auf ihr zweites Fach verzichten, um den Bedarf zu decken.

Zudem hat das RP zwei Realschullehrer und einen Diplom-Sportlehrer angestellt, um die Lücken in den Stundenplänen zu stopfen. 15 weitere Verträge hätten Pensionäre und weitere Bewerber ohne Lehramtsausbildung unterschrieben, damit die Gymnasien für längerfristige Ausfälle gewappnet seien. Referenten des RP hätten dabei die Eignung der Bewerber für den Unterricht geprüft.

Auf Seiten der Schüler kann das Ludwigsburger Schulamt hingegen bessere Zahlen verkünden: die Schülerzahlen in den Grund-, Real- und Gemeinschafsschulen sowie in den Sonderpädagogischen Einrichtungen, für welche die Behörde allesamt zuständig ist, auf dem Niveau des Vorjahres. Auch die Gymnasien im Kreis verzeichnen ähnlich viele Anmeldungen wie in 2015, heißt es aus dem RP.

Die Werkrealschulen, von denen es aktuell noch 20 gibt, haben hingegen mit einem deutlichen Rückgang der Anmeldungen zu kämpfen. Zwar stieg die Zahl der Fünftklässler von 53 auf 75 an, insgesamt besuchen im kommenden Schuljahr aber nur noch 2440 Schüler die Einrichtungen, bis Juli waren es noch 3317 gewesen. Laut Hubert Haaga, dem neuen Leiter des Ludwigsburger Schulamts, gelang es nur an drei Standorten (der Kirbachschule in Hohenhaslach sowie der Hirschberg- und der Justinus-Kerner-Schule in Ludwigsburg), überhaupt eine fünfte Klasse zu bilden. Alle 17 weiteren Schulen hätten bereits zum wiederholten Mal keine Eingangsklasse stemmen können und werden daher in den kommenden Jahren geschlossen.

Die Zahl der Erstklässler steigt an

Erfreulicher ist die Lage bei den Realschulen: Dort bleibt die Zahl der Kinder und Jugendlichen konstant bei etwa 11 000, die der neu angemeldeten Schüler stieg sogar leicht an. Die Gemeinschaftsschulen, von denen es derzeit kreisweit 15 gibt, berichten zwar von einem Rückgang der Neuanmeldungen (von 1001 auf 709 ), durch den Aufbau weiterer Klassenstufen besuchen insgesamt aber deutlich mehr Schüler die Standorte als zuletzt. Warum das Interesse der Eltern an der vergleichsweise neuen Unterrichtsart bereits wieder zurückgeht, ist laut Amtsleiter Haaga „noch nicht abschließend zu bewerten“.

Die Gymnasien im Kreis erfreuen sich weiterhin hoher Beliebtheit: Laut dem RP gab es im vergangenen Juli kreisweit noch 15 756 Gymnasiasten, im jüngst gestarteten Schuljahr sind es 15 871.

Dass den weiterführenden Schulen der Nachwuchs nicht ausgehen wird, zeigt die Erhebung der neuen Erstklässler. Denn entgegen des demografischen Wandels wurden in dieser Woche mehr Schultüten verteilt als im vergangenen Jahr – und nicht weniger: 4770 Kinder hatten am Montag ihren Schulstart, rund 200 mehr als im September 2015. Grund dafür sind aus Sicht der Behörde der Zustrom an Flüchtlingen sowie die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes, der viele Fachkräfte und ihre Familien in die Region locke.